Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Land Der Weissen Wolke

Im Land Der Weissen Wolke

Titel: Im Land Der Weissen Wolke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
Vom Netzwerk:
sein. Aber das war ohnehin nahe liegend. Gerald mochte ein erfolgreicher Schafzüchter sein, war früher bestimmt ein verwegener Seefahrer und ganz sicher der ausgefuchsteste Kartenspieler, den die Walfangkolonien je hervorgebracht hatten. Aber um ein Haus wie Kiward Station in die völlige Wildnis zu stellen, benötigte man mehr Geld, als mit Walfang und Schafen zu verdienen war. Bestimmt war Mrs. Wardens Erbe hier mit eingeflossen.
    »Kommen, Miss Gwyn?«, fragte Kiri freundlich, aber ein wenig besorgt. »Ich Sie soll helfen, aber auch machen Tee und servieren. Moana nicht gut mit Tee, ist besser, wir fertig, bevor lässt Tasse fallen.«
    Gwyneira lachte. Das konnte sie Moana durchaus nachsehen.
    »Ich werde diesmal den Tee eingießen«, erklärte sie dem verwunderten Mädchen. »Alter englischer Brauch. Habe ich jahrelang geübt. Gehört zu den Fertigkeiten, die man zum Heiraten unbedingt braucht.«
    Kiri betrachtete sie mit gerunzelter Stirn. »Sie fertig für Mann, wenn machen Tee? Bei uns ist wichtig erste Blutfluss ...«
    Gwyneira wurde umgehend rot. Wie konnte Kiri nur so offen von so etwas Unaussprechlichem reden! Andererseits war Gwyneira dankbar für jede Information. Der monatliche Blutfluss war Voraussetzung für eine Ehe – das traf auch für ihre Kultur zu. Gwyneira wusste noch genau, wie ihre Mutter geseufzt hatte, als es auch bei Gwyn so weit gewesen war. »Ach, Kind«, hatte sie gesagt, »jetzt trifft dich auch dieser Fluch. Wir werden einen Mann für dich suchen müssen.«
    Wie das allerdings zusammenhing, hatte dem Mädchen niemand erklärt. Gwyneira unterdrückte die Anwandlung, hysterisch zu kichern, wenn sie an das Gesicht ihrer Mutter bei solchen Fragen dachte. Als Gwyn einmal mögliche Parallelen zur Läufigkeit beim Hund angesprochen hatte, verlangte Lady Silkham nur nach ihrem Riechsalz und zog sich den ganzen Tag in ihr Zimmer zurück.
    Gwyneira sah sich nach Cleo um, die ihr selbstverständlich folgte. Kiri schien das ein wenig befremdlich zu finden, äußerte sich aber nicht dazu.
    Vom Salon aus führte eine breite, geschwungene Treppe hinauf zu den Wohnräumen der Familie. Zu Gwyneiras Überraschung waren ihre Zimmer bereits vollständig eingerichtet.
    »Zimmer sollten sein für Frau von Mr. Gerald«, klärte Kiri sie auf. »Aber dann gestorben. Zimmer immer leer. Aber jetzt Mr. Lucas hat gemacht fertig für Sie!«
    »Mr. Lucas hat die Zimmer für mich eingerichtet?«, fragte Gwyneira erstaunt.
    Kiri nickte. »Ja. Hat ausgesucht Möbel von Speicher und geschickt nach ... wie sagen? Leinen für Fenster ...?«
    »Gardinen, Kiri«, half ihr Gwyneira, die aus dem Staunen gar nicht mehr herauskam. Die Möbel der verstorbenen Mrs. Warden waren aus hellem Holz, die Teppiche in altrosa, beige und blau gehalten. Dazu hatte Lucas oder jemand anders dezente, altrosa Vorhänge aus Seide mit beige-blauer Bordüre ausgewählt und geschickt vor den Fenstern und vor ihrem Bett drapiert. Das Bettzeug bestand aus schneeweißem Leinen; eine blaue Tagesdecke machte die Schlafstatt wohnlich. Neben dem Schlafzimmer gab es einen Ankleideraum und einen kleinen Salon, auch dieser äußerst geschmackvoll mit kleinen Sesseln, einem Teetisch und einem Nähschränkchen eingerichtet. Auf dem Kaminsims befanden sich die üblichen Silberrähmchen, Kerzenleuchter und Schalen. In einem der Bilderrahmen steckte die Daguerreotypie einer hellhaarigen, schlanken Frau. Gwyneira nahm das Bild in die Hand und schaute es genau an. Gerald hatte nicht übertrieben. Seine verstorbene Frau war eine vollkommene Schönheit gewesen.
    »Sie jetzt umkleiden, Miss Gwyn?«, drängte Kiri.
    Gwyneira nickte und machte sich gemeinsam mit dem Maori-Mädchen an das Auspacken des Koffers. Voller Ehrfurcht vor den edlen Stoffen brachte Kiri die Festund Nachmittagskleider Gwyneiras zum Vorschein.
    »So schön, Miss Gwyn! So glatt und weich! Aber Sie dünn, Miss Gwyn. Nicht gut für Kinderkriegen!«
    Kiri nahm wirklich kein Blatt vor den Mund. Gwyneira erklärte ihr lachend, sie sei nicht wirklich so dünn, sondern verdanke dies ihrem Schnürkorsett. Für das Seidenkleid, das sie auswählte, musste dieses Korsett denn auch straffer gezogen werden. Kiri mühte sich redlich, als Gwyneira ihr die Handgriffe zeigte, hatte aber offensichtlich Skrupel, ihrer neuen Herrin wehzutun.
    »Das macht nichts, Kiri, ich bin es gewöhnt«, ächzte Gwyn. »Meine Mutter pflegte zu sagen: Wer schön sein will, muss leiden.«
    Kiri schien erstmals zu verstehen. Mit

Weitere Kostenlose Bücher