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Im Land des Eukalyptusbaums Roman

Titel: Im Land des Eukalyptusbaums Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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freundlich, als sie Langfords Zimmer mit dem Frühstückstablett in der Hand betrat.
    Er schien sie schon voller Ungeduld zu erwarten. »Was hatten Sie denn gestern im Dorf zu tun?« knurrte er.
    Sie fragte sich, weshalb er so neugierig war. »›Ihnen auch einen schönen guten Morgen, Miss Grayson‹«, parodierte sie. »›Wie geht es Ihnen heute? Mir geht es gut, vielen Dank.‹« Nola stellte das Tablett ab und sah auf den Greis herunter, die Fäuste in die Hüften gestemmt. Er beobachtete sie mit dem üblichen säuerlichen Gesichtsausdruck. »Shannon hat mir erzählt, Sie hätten gestern tatsächlich gelacht. Warum nur, fällt es mir so schwer, das zu glauben?«
    Der alte Mann wandte sich ab. Nola glaubte, einen schwachen Schimmer Farbe auf seinen bleichen Wangen zu sehen. Sie hätte schwören mögen, daß er beinahe lächelte, wahrscheinlich unbewußt, weil er sich daran erinnerte, wieviel Freude ihm die Kinder gemacht hatten.
    Das Essen rührte er nicht an und schien erst ihre Antwort abzuwarten.
    »Ich war im Hotel bei einer Versammlung, bei der es um Hilfen für die Dürreopfer geht. Sie sammelnLebensmittelspenden ein für diejenigen, die vor dem Nichts stehen. Auf der Versammlung wurde beschlossen, wie die Spenden zu verteilen sind.«
    »Und wer nahm alles teil?« wollte Langford so beiläufig wie möglich wissen, aber Nola hatte ihn längst durchschaut. Andere Menschen waren sein einziger Kontakt zur Außenwelt, so betrüblich es war.
    »Esther, Gladys, Mora und Eartha Dove und«, fügte sie gespielt melodramatisch hinzu, »Mrs. Bertha Ellery.«
    Schnaubend nahm Langford das Tablett auf. »Bertha ist eine alte Wichtigtuerin. Ich möchte wetten, daß sie euch schon vorgeschrieben hat, wer welche Spenden zugeteilt kriegt.«
    Nola zog eine Grimasse. »Allerdings. Und zwar wie, wann und wem!«
    Langford schüttelte den Kopf und nahm einen gigantischen Bissen von seinem Marmeladenbrot. Er wußte noch gut, wie bestimmt Bertha Ellery sein konnte. »Gemessen an dem Einfluß, den sie anderen zubilligt, stellt sie gut und gerne eine ganze Versammlung für sich allein dar«, stellte er geräuschvoll kauend fest.
    »Sie kennen sie gut?«
    »Ich ›kannte‹ sie gut, aber es klingt, als hätte sie sich nicht ein bißchen geändert.«
    »Sie hat sich nach Ihrem Wohlergehen erkundigt.«
    »Interessiert sie sowieso nicht. Die will bloß ihre Nase in meine Angelegenheiten stecken.«
    »Ich habe sie schon früher kennengelernt, bei einem anderen Dürretreffen. Sie hat damals schon nicht sonderlich erfreut auf meine Vorschläge reagiert und ich fürchte, meine Vorschläge von gestern finden auch nicht gerade ihre Billigung.«
    Erneut wirkte Langford aufrichtig überrascht. »Wieso nehmen Sie dann teil?«
    Nola hob die Brauen. »Weil ich helfen möchte, wenn ich kann. Fällt es Ihnen derart schwer zu glauben, daß ich mich dafür interessiere, wie es den Leuten auf den anderen Farmen ergeht?«
    Langford wirkte unangenehm berührt. »Kein Zweifel, Sie vermissen es, unter Menschen zu sein.«
    »Ich bin unter Menschen – auch wenn es weniger als früher sind. Um ehrlich zu sein, ich war neugierig auf die Frauen aus der Nachbarschaft. Das Leben hier stellt einige Anforderungen, besonders an die Frauen. Ich bewundere ihre Entschlossenheit. Man muß ganz andere Prioritäten setzen, wenn man hier draußen bestehen will, und man muß erkennen, daß die Belohnungen andere sind.«
    Langford wußte, daß sie die Wahrheit sprach. Aber daß jemand, der aus der Großstadt kam, soviel Einsicht und Vernunft besaß, überraschte ihn. Er wollte, daß sie ihm das näher erklärte. »Und wie kommen Sie darauf?«
    Nola überlegte einen Augenblick. »Mary bei der Geburt zu helfen, war eine Erfahrung, die ich so in der Stadt niemals hätte machen können. Daß sie sich so vollkommen darauf verließ, ich würde ihr Kind retten, war entsetzlich für mich, aber zugleich vielleicht das Wichtigste, was ich in meinem ganzen bisherigen Leben unternommen habe. Sie werden es nicht glauben, aber die Verantwortung dafür, Galens Kinder zu erziehen, beeinflußt mein Leben nicht weniger als ihres.« Nola blickte aus dem Fenster. »Ich kann verstehen, wie schwer es Ihnen fallen muß, das zu verstehen«, schloß sie leise.
    Doch Langford verstand mehr, als Nola ahnte. DieFarm aufzubauen und Galen in der Rinderzucht zu unterweisen war eine lohnende Aufgabe gewesen. Doch all das war mit einem Schlag erloschen, als er Ellen verlor. Damals zerbrachen all seine

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