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Im Land des Eukalyptusbaums Roman

Titel: Im Land des Eukalyptusbaums Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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daß es alles nicht wahr sei, daß sie nur einen Alptraum erlitt, daß ihr Baby vor diesem Gespenst geschützt war. Doch als sie die Augen wieder öffnete, lag sie noch immer gefesselt in der Höhle. Deringa war merkwürdigerweise spurlos verschwunden. Nur die Schlange lag noch zusammengerollt zu ihren Füßen. Von Rauch und Feuer irritiert, bewegte sie schwankend den Kopf auf der Suche nach einer Bedrohung. Deringa hatte sie zum Tode verurteilt. Er hatte einen Fluch über sie verhängt. Und mit der Giftschlange sicherte er sich zusätzlich ab.

    Galen und Hank waren gerade erst abgestiegen und führten die Pferde zur Schlucht, als sie den Rauch aus einer kleinen Felsspalte aufsteigen sahen. Die Öffnung war von Gestrüpp überwuchert und lag mehrere Meter unterhalb des Abhangs.
    »Da unten klettert jemand an den Klippen die Felswand rauf«, murmelte Hank.
    »Das muß Deringa sein«, erwiderte Galen knapp.
    Die beiden Männer sahen sich an, beide fragten sich, ob Nola noch am Leben sein mochte.
    »Lassen wir die Pferde hier, vielleicht erwischen wir ihn, wenn er oben ankommt!«
    Kurz bevor Hank und Galen die Klippe erreichten, war Deringa schon über den Rand geklettert. Er hatte gespürt, daß sie kamen und hatte sich beeilt.
    »Ich bleib an ihm dran«, rief Hank. »Du suchst Nola!«
    Galen nickte und fing an, die Felswand hinunterzuklettern, dem Höhleneingang entgegen.

    Im Innern der Höhle glitt die Schlange gerade über Nolas linkes Bein, ihrem Oberkörper entgegen. Sie wagte kaum zu atmen oder auch nur den Blick von dem Reptiel zu wenden, selbst als sie ein Geräusch vom Höhleneingang her vernahm.
    Galen betrat die Höhle und blieb wie angewurzelt stehen, als er sie angepflockt dort liegen sah, eine Schlange an ihrer Seite. Instinktiv riß er das Gewehr hoch, aber er konnte nicht feuern, weil er mit Sicherheit auch Nola getötet hätte. Er fühlte sich hilflos und vor Angst wie gelähmt, als er erkannte, daß dies eine rotbäuchige Schwarznatter war, eine der tödlichsten Schlangen der Welt.
    »Nicht bewegen, Nola«, hauchte er, während er millimeterweise vorrückte. »Nicht einmal blinzeln!«
    Eine einzige Träne glitt aus ihrem Augenwinkel, während Erleichterung und Entsetzen in ihr durcheinanderwirbelten. Sie starrte zur Höhlendecke empor, aber die Schlange näherte sich unaufhaltsam ihrem Gesicht. Sowie Deringa sie angepflockt hatte, hatte die Schlange keine andere Möglichkeit, als über ihren Körper hinwegzugleiten, denn die andere Richtung war durch das Feuer versperrt.
    Nolas Unterhemd war noch immer hochgeschoben, der Unterleib entblößt und die Brüste kaum bedeckt. Noch immer an die Höhlendecke starrend, fühlte sie, wie das Reptil ihre Haut berührte, wie seine kalten Schuppen über sie hinwegglitten. Nola blinzelte, und die Schlange hielt sofort inne in ihrer Bewegung.
    Galen kauerte jetzt zu ihren Füßen und kroch langsam näher. »Nicht bewegen, Nola. Bleib um Gotteswillen so ruhig wie möglich liegen. Denk an irgendwas Schönes ...«
    Nola traute ihren Ohren kaum, als sie hörte, was Galen von ihr verlangte. Eine tödliche Giftschlange glitt über ihren Leib, und sie sollte an etwas ›Schönes‹ denken?
    »Shannon wartet auf dich, Nola.«
    Ihr ist also nichts zugestoßen, dachte Nola. Ihr fiel ein Stein vom Herzen.
    »Morgen ziehen wir mit der Herde los, Nola. Es ist das erste Mal, daß die Jungs mitreiten dürfen. Sie sind ja schon so aufgeregt!«
    Nola fürchtete schon, Galen sei verrückt geworden. Was redete er da von seinem Rindertreck, und von seinen aufgeregten Jungs?
    Plötzlich sah Nola vor sich etwas aufblitzen. Sie glaubte, die Schlange hätte sie angegriffen, und versuchte zu schreien, aber kein Laut kam über ihre aufgeplatzten Lippen. Dann hörte sie einen stumpfen Schlag, und Galen war auf einmal neben ihr.
    »Du bist gerettet, Nola. Die Schlange ist tot.«
    Sie wagte, ihm ins Gesicht zu schauen, in seine Augen, die voller Zuneigung waren.
    »Hat ... hat sie mich gebissen? Muß ich jetzt sterben?« Ein Schluchzen erstarb in ihrer Kehle.
    »Nein. Ich habe sie gerade noch rechtzeitig erlegt.«
    Sie hob den Kopf ein wenig, gerade so viel, daß sie die tote Schlange mit dem abgetrennten Kopf neben sich liegen sah. Ein Stock lag dort. Der Blitz vorhin war der Stock gewesen, mit dem Galen zugeschlagen hatte.
    Mit seinem Messer durchtrennte er die Stricke, die sie an die Pflöcke fesselten, und hob sie in seine Arme, bevor sie in Tränen der Erleichterung ausbrach.

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