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Im Land des Eukalyptusbaums Roman

Titel: Im Land des Eukalyptusbaums Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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Seele weh.

    Wieder ging ein Tag vorüber. Inzwischen fiel es den Männern immer schwerer, die Herde in Bewegung zu halten, so geschwächt war sie von Hunger und Durst. In den letzten paar Stunden hatten sie weitere zwanzig Rinder verloren. Nola hatte jetzt vier Kälber auf dem Vierspänner. Sie ließ nicht zu, daß Galen und Hank sie erschossen.
    Hank ritt an Galens Seite. »Da stimmt etwas nicht«,rief er. »Die Tiere müßten das Wasser längst gerochen haben. Der Barcoo River kann nicht mehr als zwei Kilometer entfernt sein.«
    Galen biß die Zähne zusammen. Er starrte über das dörrende, geborstene Land. »Sieht aus, als hätte es nicht mehr geregnet, seit ich den Weg zum letzten Mal mit einer Rinderherde geritten bin. Das ist vier Jahre her. Ich kann mich nicht erinnern, daß es hier je so trocken gewesen ist. Offenbar ist kein Wasser im Fluß. Es ist aus, Hank. Wir sind verloren.« Er wußte, daß Langford den Verlust der Farm nicht überleben würde. Auch Hank wußte es. Es gab nichts, was er hätte sagen können.

    Später am Nachmittag erreichten sie das Flußbett. Wie Galen vorhergesagt hatte, war es ausgetrocknet. Der Barcoo River entspringt in Südaustralien. Rund fünfhundert Kilometer hinter der Grenze nach Queensland teilt er sich in zwei Flußarme. Deshalb überquert ihn die Viehtransportstrecke eigentlich zweimal. Zwischen den beiden Furten liegen knapp fünfzig Kilometer. Niemand sprach, als sie durch das trockene Flußbett ritten. Dazu waren sie zu niedergeschlagen.
    »Ob ich jemals Regen sehen werde?« fragte Shannon kleinlaut, als Nola ihr erklärte, weshalb der Fluß kein Wasser führte.
    »Aber natürlich wirst du, Shannon.« Nola wußte, daß es nicht sehr überzeugend klang, aber ihr war nahezu keine Hoffnung mehr geblieben. In diesem Moment begriff sie, was die Menschen hier meinten, wenn sie sagten, daß dieses Land die Seelen zerbreche. Seit Tagen hatte sie zusehen müssen, wie Galens und Langfords Seelen nach und nach zerbrachen.
    Sie kampierten auf dem Hochplateau zwischen den trockenen Flußbetten. Das geschwächte Vieh brach förmlich zusammen, wo es stand. Man brauchte es nicht mehr zu bewachen, nur zwei oder drei Männer umkreisten die Herde und vertrieben die Wildhunde. Selbst ein einzelner Dingo hätte sich seinen Teil holen können, ohne auf allzuviel Widerstand zu stoßen.
    Schweigend saßen sie um das Lagerfeuer herum und starrten in die Flammen. Die Stimmung war mißmutig und bedrückend. Nola saß auf Galens rechter Seite, Hank zu seiner Linken, und Langford saß ihm gegenüber.
    »Wie weit ist es zum nächsten Fluß?« wollte Nola wissen.
    »Fünfhundert Kilometer zum nächsten größeren Strom, aber dazwischen gibt es noch eine Reihe kleinerer Bäche«, gab Galen zurück. »Aber die Herde schafft es nicht mehr bis zur Flußgabelung des Barcoo.« Die Enttäuschung, die in seiner Stimme mitschwang, war herzzerreißend. »Es ist vorbei. Wir haben verloren.« Er warf Langford, der ihn schweigend musterte, einen schmerzlichen Blick zu.
    »Könnten wir nicht nach Wasser graben, Jimmy?« wollte Nola wissen.
    »Nicht reicht für Herde«, gab Jimmy zurück. »Genug für einen Mann. Vielleicht zwei.«
    »Wir hätten Wade mitnehmen sollen. Bestimmt könnte er Wasser für das Vieh finden.«
    »Ich bin diese Route schon oft geritten, Nola. Hier hat es seit Jahren nicht mehr geregnet. Auch das Grundwasser wird dementsprechend kaum zugänglich sein.«
    »Ich kann nicht glauben, daß es vorbei sein soll. Ich will nicht.« Sie stand auf und lief in die Nacht hinaus.An einen verdorrten Baum gelehnt, betrachtete Nola die Herde. Wäre nicht ihr jammervolles Blöken gewesen, hätten es ebensogut Felsblöcke in der Dunkelheit sein können. Ab und zu fand eins der Tiere die Energie zu einem sanften Muhen, ein erbärmlicher Klagelaut, der wie ein verzweifelter Hilferuf klang. Über Nolas Wangen liefen stille Tränen.
    »Ihr dürft nicht sterben«, sagte sie in die Finsternis. »Ihr könnt nicht. Nicht so. Das wäre einfach nicht gerecht.«
    Sie hörte ein Geräusch und fuhr herum. Galen stand hinter ihr. Sekunden später lag sie in seinen Armen, und er drückte sie fest an sich.
    »Können wir denn nichts mehr für sie tun?« fragte sie schluchzend. »Wir sind doch verantwortlich für sie. So weit haben wir sie schon gebracht. Wir können sie doch nicht einfach sterben lassen!«
    »Das liegt nicht mehr in unserer Hand. Es sei denn, es geschieht ein Wunder!« Er umarmte sie, bot ihr den Trost,

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