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Im Land des Eukalyptusbaums Roman

Titel: Im Land des Eukalyptusbaums Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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den er geben konnte, und fühlte sich selbst ein wenig getröstet.
    Kurz darauf blickte Nola zum Himmel empor: »Wo sind die Sterne abgeblieben?«
    Galen schaute nach oben, dann sahen sie sich an.
    »Sie sind von Wolken verdeckt«, flüsterte sie.
    Er spürte, wieviel Hoffnung in ihrer Stimme mitschwang, und liebevoll sah er sie an. » Nola, ich hab’ es dir schon gesagt. Es wird nicht regnen.«
    »Vielleicht aber doch! Irgenwann muß die Dürrezeit doch vorbei sein!«
    »Was meinst du, wie oft wir das schon geglaubt haben, nur um jedesmal unsere Hoffnung sich wieder zerschlagen zu sehen.«
    »Du mußt nur fest daran glauben, Galen. Das lehrt einen das Leben.« Ein ferner, schwacher Donner verlieh ihren Worten noch größeres Gewicht.
    »Selbst wenn wir einen kleinen Schauer kriegen, würde das nicht reichen, um die Herde ausreichend tränken zu können. Es würde sie nicht retten.«
    Nola erinnerte sich, was Hank damals gesagt hatte, als es nach ihrem Aufbruch von Julia Creek zu regnen begann – das sei gerade mal genug, um das Vieh verrückt zu machen und die Farmer zu enttäuschen. Der rissige Boden würde das Wasser schneller aufsaugen, als die Tropfen fielen.
    »Galen, du hast einmal gesagt, in diesem Land zerbrechen die Seelen derer, die es lieben. Ich bin ein Neuling, ein Mädchen aus der Stadt. Und doch spüre ich, wie du leidest, und wie die da draußen leiden.« Sie deutete zur Herde. »Aber ich will nicht aufgeben. Es wird regnen. Wir müssen es bis Maryborough schaffen. Wenn dazu ein Wunder geschehen muß, wird es geschehen. Ich habe jeden Tag unserer Reise darum gebetet, und ich glaube daran. Du weißt, daß ich über eine große seelische Kraft verfüge, und ich denke, bei dir ist es genauso. Sag mir, daß du glaubst, daß wir es schaffen. Ich brauche die Kraft deiner Worte. Sprich es aus ...«
    Galen seufzte. Er blickte zur Herde hinüber, dann zum Himmel empor. Als er Nola wieder ansah, spürte er, wie verzweifelt sie sich an diese Hoffnung klammerte, obwohl sie eigentlich längst keine mehr hatten. »Also gut. Also, wenn ein Mädchen aus der Stadt an solche Wunder noch glaubt, kann ich es vermutlich auch.«
    Wieder weinte Nola, aber diesmal waren es Tränen der Freude, der neu erwachten Hoffnung.

19
    W ährend die Dämmerung heraufzog, wälzte sich Nola rastlos im Schlaf. Es war so heiß unter der Plane gewesen, als sie sich gegen Mitternacht in den Wagen zurückgezogen hatte, daß sie sie jetzt ein Stück zurückschlug, um für Shannon und sich selbst ein wenig frische Luft hereinzulassen.
    Sie hatte geträumt, mit einem Eimer Wasser zwischen den Rinder herumzugehen und ihre teilnahmslos hängenden Schädel zu heben, damit sie trinken konnten. Sie schluchzte, Tränen rannen über ihre Wangen, und tropften in den Eimer hinein.
    »Ich komme schon«, rief sie ab und zu, wenn ein Rind in seiner Not brüllte. Die Herde schien gar kein Ende zu nehmen, und sie bemühte sich verzweifelt, sie alle zu versorgen. Dann fing es an zu regnen. Sie sah hinauf, und große zerplatzende Tropfen landeten ihr im Gesicht, mischten sich mit den salzigen Tränen. »Danke, Herr im Himmel«, flüsterte sie.
    Der Traum war so realistisch gewesen, daß sie die Regentropfen zu spüren glaubte. Sie atmete tief durch und genoß den erdigen Duft des Regens auf verbrannter Erde. Immer wieder legte sie das Gesicht in den Nacken, genoß die Feuchtigkeit wie Balsam auf rissiger Haut. Wieder hörte sie das Brüllen der Rinder und stellte sichvor, wie sie sich die Tropfen von den Mäulern leckten. So glücklich war sie, daß sie gleichzeitig lachte und weinte.
    Dann öffnete sie die Augen, nur einen winzigen Spalt, gerade genug, um den Himmel zu sehen. Er war grau. Einen Moment lang überlegte sie, wie spät es sein mochte. Wieso war der Himmel nicht blau – und schwarz? Plötzlich riß sie die Augen weit auf. Mit ihrer Hand fuhr sie sich durch das Gesicht. Es war naß – wirklich naß! Nicht von Tränen, sondern von Regentropfen. Entgeistert blieb sie einen Augenblick liegen. Unaufhörlich fielen die Tropfen, platschten auf ihre Haut. Mit jedem Tropfen wuchs ihre Freude. Die Regentropfen waren nicht stechend oder eisig wie in England, sondern warm und erfrischend. Das war etwas ganz Neues für sie.
    Sie tastete nach dem Kind, das neben ihr schlief. »Shannon! Shannon! Wach auf! Es regnet!«
    Shannon schlug die Augen auf und fuhr hoch. Sie blinzelte ein paar Mal, versuchte wach zu werden, und riß dann staunend die Augen auf. Sie

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