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Im Land des Eukalyptusbaums Roman

Titel: Im Land des Eukalyptusbaums Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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Schluck Wasser, bevor er sie zurückgab.
    »Du brauchst mehr«, mahnte sie.
    »Mir geht’s gut.«
    Sie wußte, daß er nur an die anderen dachte. Ihr Trinkwasservorrat ging dramatisch zur Neige, und sie hatten schon das allerletzte Faß angebrochen.
    Galen war ausgelaugt bis zur Erschöpfung, und ebenso niedergeschlagen. Ständig zwang er sich, bis zum Äußersten zu gehen, tat nachts kaum ein Auge zu und wartete auf den nächsten Anschlag, den die Viehdiebe gegen sie ausheckten. Tagsüber kam er gar nicht mehr aus dem Sattel.
    »Ich versuchte gerade, mich zu erinnern, wie es ist, wenn man friert«, berichtete Nola in der Hoffnung, ihn etwas abzulenken.
    »Solch eine Kälte kann ich mir gar nicht vorstellen«, gab er zurück. »Wünschst du dir, wieder in England zu sein?«
    »Nein. So heiß und unangenehm es hier ist, der Kältetod ist ein weit schlimmeres Schicksal. Als kleines Mädchen habe ich mir mal leichte Erfrierungen zugezogen. Es war entsetzlich. Die Schule, auf die ich geschickt wurde, lag ziemlich weit weg von meinem Elternhaus. Es war dunkel, wenn ich morgens den Schulweg antrat, und dunkel, wenn ich nachmittags heimkehrte. Die Tage sind so kurz im Winter. Ich brauchte jedesmal gut eine Stunde bis zur Schule. Wenn ich dort endlich eintraf, war ich erfroren bis zu den Knien, konnte meine Finger nicht mehr fühlen, und meine Nase war rot angelaufen und tropfte unablässig. Nicht mal den Stift konnte ich in der Hand halten zum Schreiben. Und auf dem ganzen Wegnach Hause dachte ich nur daran, neben dem Kaminfeuer zu sitzen und meine Finger und Zehen aufzutauen. Ich hatte ständig Frostbeulen.«
    Zum ersten Mal erfuhr Galen etwas aus ihrer Vergangenheit.
    »Sag mal, wie bist du eigentlich Lehrerin geworden?« wollte er wissen.
    Sie freute sich über sein Interesse. »So weit ich zurückdenken kann, wollte ich schon immer unterrichten.«
    »Wolltest du nie eine Familie gründen, eigene Kinder haben?«
    »Natürlich wollte ich einen Mann, und eigene Kinder dazu. Aber ich traf nie einen, der mich gleichberechtigt behandelte, und das ist es, was ich will. In der feinen englischen Gesellschaft haben verheiratete Frauen keine eigenen Rechte. Daher fand ich diese Vorstellung nie besonders verlockend.«
    »Wahrscheinlich ist es in anderen Ländern nicht anders«, gab Galen zu bedenken. »Ich finde, der Mann sollte das Familienoberhaupt sein, aber jederzeit auch auf die Wünsche seiner Frau eingehen.«
    Nola war froh, daß er so dachte. »Einverstanden, aber nur die wenigsten Männer halten sich daran. Deshalb habe ich auch so oft meine Stellung verloren.«
    Galen hob überrascht die Brauen. »Wollen Sie damit sagen, Miss Grayson, daß Sie gefeuert wurden, und zwar mehr als einmal, weil Sie es wagten, sich den Anordnungen Ihrer Arbeitgeber zu widersetzen?«
    Nola mußte über seinen Gesichtsausdruck lachen. »Ich weiß, das ist bei mir schwer vorstellbar!« neckte sie ihn. Sie war selbst überrascht, es sich einzugestehen, aber sie fühlte, sie konnte sich ihm anvertrauen. »In der Tat.Ich habe nun mal den unerwünschten Tick, Mädchen das beizubringen, was nur Jungen lernen dürfen.«
    Er war nicht überrascht, aber neugierig geworden. »Was denn zum Beispiel?«
    »Pokerspielen, mit Pfeil und Bogen schießen, Zäune ziehen. Die beiden Mädchen, die ich zuletzt unterrichtet habe, habe ich bei einem steifen Londoner Club Kricket spielen lassen. Übrigens haben sie gesiegt!«
    Galen lachte so laut, daß er beinahe vom Pferd gefallen wäre. Nola sah ihn lächelnd an. »Du hättest ihre Mutter sehen sollen. Sie stürmte in Samt und Seide auf den Kricketplatz und ist vor all ihren gutsituierten Freundinnen in den Schlamm gefallen! Ich möchte bezweifeln, daß sie je wieder zu einem Ball oder zum Nachmittagstee eingeladen worden ist.«
    Galen schüttelte den Kopf und überdachte, was Nola ihm erzählt hatte.
    »Außerdem war ich berüchtigt, weil ich Zigarren geraucht und Schnupftabak genommen habe«, gestand sie unverblümt. »Jetzt weiß du auch, weshalb Tilden Shelby es so eilig damit hatte, mich nach Australien zu verfrachten. Das hat er mir auch deutlich zu verstehen gegeben, als er mir von der Stellung erzählte. Ich war wieder einmal ›gefeuert‹ worden, als ich sein Büro betrat, am selben Tag, an dem ihn euer Brief erreichte. Diese Gelegenheit konnte er doch nicht ungenutzt verstreichen lassen. Ich glaube, der Ärmste hätte wirklich alles getan, um mich loszuwerden. Im Outback, beteuerte er, könne ich endlich

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