Im Land des Eukalyptusbaums Roman
Viehdiebe sind mit ihren Rindern längst abgehauen. Wir sollten nur ein bißchen Lärm machen, die Herde aufmischen. Wir haben niemanden verletzt!«
»Das wird sich noch herausstellen, und Gott steh’ euch bei, wenn es nicht stimmt!« Galen wandte sich zu Hank um, und beide grinsten. Ihre zur Schau getragene Härte zeigte allmählich Wirkung.
»Seht ihr den Baum da drüben?« fragte Galen.
Die Männer wandten ihre Köpfe. Etwa zehn Meter entfernt stand ein einzelner Eukalyptus mit kräftigen Ästen.
»Würde es euch auch gefallen, unter ihm begraben zu werden – nachdem wir euch gehängt haben?«
»Uns hängen? Das soll wohl ein Scherz sein!« Der Mann versuchte zu lachen, aber das Geräusch erstarb ihm in der Kehle. »Wo ich herkomme, gilt das als ungesetzlich ... Nur Mörder werden gehängt!«
»Ach ja? Wo kommt ihr denn her?« Galen hob eine Braue.
»Aus der Stadt ...« stotterte der Jüngere.
Der Ältere stieß ihn an. »Halt den Mund, Idiot!«
Galen blickte von einem zum anderen. »Welche Stadt?«
Der Jüngere blickte seinen Komplizen an. »Sag’ ich nicht!« gab er großspurig zurück.
»Macht auch nichts.« Galen war fast sicher, daß einer der beiden Franzose war. Das würde es leichter machen, seinen Namen herauszubekommen. »Ich war nur neugierig. Wir brauchen euch nicht zu hängen. Aber sollte einer meiner Viehtreiber getötet worden sein, werde ich keinen Augenblick länger zögern. Falls ihr Glück habt, und alle unversehrt und am Leben sind, behandeln wir euch wie streunendes Vieh, das sich auf unser Land verirrt. Aber keine Sorge, Hank weiß gut mit dem Brandeisen umzugehen, stimmt’s, Hank?«
Hank grinste sadistisch.
»Ihr blufft doch nur«, warf der Ältere ein, dessen eines Auge nervös zuckte.
»Schür das Feuer, Hank. Zufällig habe ich ein Brandeisen in der Satteltasche. Zeigen wir den Herrschaften aus der ›Stadt‹ einmal, daß wir hier draußen nicht bluffen.«
An Händen und Füßen gefesselt, sahen die Viehdiebe schweigend zu, wie Hank und Galen Holz und Gestrüpp einsammelten und zu der noch glühenden Feuerstelle in der Nähe brachten. Eine halbe Stunde später war das Feuer glühend heiß und das Brandeisen in der Glut.
Alle paar Minuten holte Hank das Eisen heraus und prüfte es, einen harten Glanz in seinen Augen.Währenddessen erklärte Galen den beiden Männern, unter welchen Mühen er die ganze Woche über das Vieh zusammengetrieben hatte. Wie er kilometerweit geritten war, um Wasser zu finden, und daß sie viele hundert Kilometer weit würden reiten müssen, um die Herde auf den Viehmarkt zu bringen. Während er sprach, ließ er sie absichtlich spüren, wie wütend er war, um ihnen unzweifelhaft klarzumachen, daß sie verdient hatten, was ihnen drohte.
»Wer von euch beiden will als erster drankommen?« fragte Hank beiläufig und hielt das rotglühende Eisen in die Luft. Den Männern stand der Schweiß auf der Stirn.
»Das wagen Sie nicht!« stieß der Ältere hervor, den erste Zweifel plagten, ob ihnen wirklich nichts zustoßen würde. »Es ist barbarisch! Und was ist mit meinem verletzten Bein?«
»Einem Mann den kargen Lebensunterhalt rauben, wiegt hier draußen schlimmer als alles andere. Ich dachte, ich hätte mich da klar ausgedrückt.«
Galen faßte den jüngeren Mann beim Arm und zerrte ihn ans Feuer. Mit einer einzigen heftigen Bewegung riß er ihm das Hemd herunter. Hank trat heran und hielt das Eisen nah genug an seine Haut, daß er die sengende Hitze spürte.
»Ich geb’ dir eine letzte Chance, zu reden, mein Freund, oder du wirst für immer das Reinhart-Brandzeichen tragen!«
In diesem Moment erscholl Hufgetrappel, und Galen fuhr hoch. Jimmy und Jack kamen herangeritten; als sie näherkamen, stellte er zu seiner Überraschung fest, daß Nola hinter Jack saß. Fast wäre sie heruntergefallen, als Jack sein Pferd zum Halten brachte. Galen eilte zu ihr,um sie aufzufangen, und erschrak, denn sie war kreidebleich.
»Lady angeschossen«, rief Jack.
»Es ist ... alles in Ordnung«, stöhnte Nola. »Nur ein Streifschuß.«
»Nein, das glaube ich nicht«, widersprach Galen und war fassungslos, als er das Blut sah, das das Rückenteil ihrer Bluse durchtränkte. »Was machen Sie hier draußen?« Als sie morgens nicht in der Hütte erschienen war, hatte Galen geglaubt, sie hätte verschlafen, und Heath bei Keegan und Shannon gelassen.
»Ich war ausgeritten und hörte plötzlich Schüsse. Als nächstes fand ich mich mitten in einer Stampede wieder.
Weitere Kostenlose Bücher