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Im Land des Falkengottes. Amenophis

Im Land des Falkengottes. Amenophis

Titel: Im Land des Falkengottes. Amenophis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schramek
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gleichermaßen mit ihrem Herrscher über die Geburt des Thronfolgers. Amenophis selbst war so glücklich, dass er drei Festtage anordnete, und das Volk durfte auf seine Kosten Tag und Nacht feiern.
    Jeder Ägypter wusste, dass das Erscheinen des Sothissternes und das Einsetzen der Nilschwemme so kurz vor der Geburt des Prinzen ein gutes Zeichen war. Umso erfreuter war die engere Umgebung Pharaos, vor allem die Priester. Nach Ameni durften zuerst die Große königliche Gemahlin Mutemwia und meine Mutter das Kind sehen. Danach Vater, Merit und ich. Thutmosis war ein auffällig großer Säugling. Er maß genau eine Elle und hatte wie sein Vater fast schwarzes Haar. Von seiner Mutter hatte er die scharf umrissenen Augen, die wenige Tage nach der Geburt auffällig fröhlich in die Welt blickten.
    Ameni war ein stolzer Vater.
    «Amun ist zufrieden – wie mein Name schon sagt», waren seine ersten Worte, noch ehe ich meiner Schwester einen Kuss geben und ihr alles Gute wünschen konnte.
    Der Rückweg in unsere Gemächer führte Merit und mich durch die Palastgärten. Wir gingen an uralten Sykomoren, Dumpalmen und Ölsträuchern vorbei, an Beeten mit unzähligen Lilien, an blühenden Akazien, die den ganzen Garten mit ihrem süßlich-milden Duft überzogen. Etwas abseits lagen Nimurias Schwimmbecken und das Schattenhaus, in welchem ich schon so Vieles erlebt hatte. Plötzlich blieb Merit stehen, wandte sich mir zu und ergriff meine beiden Hände. Tränen standen in ihren Augen.
    «Was ist mit dir, Merit?»
    Mit dem Daumen wischte ich unter ihrem linken Auge eine kleine Träne beiseite. Merit schluckte, zog einmal die Nase kurz hoch und sagte dann ganz leise: «Ob wir auch einmal ein Kind bekommen werden?»
    Dann warf sie sich an meinen Hals und weinte entsetzlich. Ich brauchte lange, um sie zu beruhigen. Immer wieder streichelte ich in großen kreisenden Bewegungen über ihren Rücken und drückte sie fest an mich.
    «Aber selbstverständlich werden wir Kinder haben. Warum denn nicht? Alle Ägypter haben Kinder, und wenn ich das richtig sehe, dann seid ihr Babylonier auch nicht gerade vom Aussterben bedroht.»
    Mit großen Augen blickte sie zu mir auf.
    «Merit», sagte ich. «Seit wie vielen Monaten sind wir jetzt Mann und Frau? Sechs Monate? Sieben Monate?»
    «Sieben Monate und zwölf Tage genau», schluchzte sie.
    «Ach ja», lachte ich.
    «Und du weinst, weil du noch kein Kind erwartest! Es ist gut. Wir werden beizeiten mehr Kinder haben als genug ist.Wenn wir noch länger hier herumsitzen und traurig sind, natürlich nicht. So viel ich weiß, bekommt man Kinder anders!»
    Sie zwickte mich in eine Falte meines Bauches, wischte sich mit beiden Handrücken die Tränen aus dem Gesicht und sagte mit zusammengekniffenen Augen: «Dann lass uns schnell von hier verschwinden, Einziger Freund Seiner Majestät!»
    Auf dem Weg zum Palast neckten wir uns ständig und kicherten wie kleine Mädchen, bis wir unsere Gemächer erreicht hatten. Mit einer einzigen Handbewegung scheuchte ich alle hinaus. Es war früher Nachmittag, und die Hitze lag schwer über dem Palast und seinem Garten. Ich liebte diese Hitze.
     
    Nur ganz allmählich, ja unauffällig stieg der Pegel des Flusses an, Elle für Elle. Niemand wusste zu diesem Zeitpunkt so recht, welchen endgültigen Wasserstand der Fluss erreichen würde. Aus dem Süden kamen die ersten Meldungen eines besonders hohen Pegels. Ganze Dörfer und einzelne Gehöfte wurden von den Wassermassen eingeschlossen. Die Menschen waren für Tage, oft für Wochen, vom übrigen Land abgeschnitten und fürchteten Angriffe von Krokodilen. Von einer alles vernichtenden Flut blieb unser Land jedoch verschont. Als sich der Pegel auf einen für diese Jahreszeit üblichen Stand gesenkt hatte, kehrten die Lastkähne aus Waset zurück. Diesmal wurden aber nicht nur sie beladen, sondern die gesamte königliche Flotte rüstete sich zur Abreise in den Süden.
    Im Schattenhaus war bereits alles vorbereitet, als Ameni und Teje, begleitet von nur vier Wedelträgern, kurz nach Acha und Iset eintrafen. Merit und ich erhoben uns ebenfalls und verneigten uns zur Begrüßung des Königspaares. Auf den Tischen standen die erlesensten Speisen und bester Wein aus dem Fajum. Etwas abseits spielte unauffällig eine Gruppe von fünf Musikanten.
    «Man macht uns den Abschied von Men-nefer nicht leicht», sagte Ameni in die Runde, während sich die Frauen zur Begrüßung umarmten.
    «Der Glanz Eurer Pracht scheint allmählich

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