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Im Land des Falkengottes. Amenophis

Im Land des Falkengottes. Amenophis

Titel: Im Land des Falkengottes. Amenophis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schramek
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Teje mit Prinz Thutmosis in der königlichen Sänfte getragen, alle Großen des Landes gingen zu Fuß hinter ihrem Herrscher. Nimuria trug neben Krummstab und Geißel den Chepresch, den blauen Kriegshelm. Es war ein Zeichen der Ehrerbietung gegenüber Ptah, war der Chepresch doch der blauen Kappe des Stadtgottes von Men-nefer nachempfunden. Teje trug die Geierhaube, und auch ihr Kleid war über und über mit kleinen Federn des als heilig verehrten Vogels bestickt. Sie tat dies, um Amenophis zu gefallen, denn er verehrte Nechbet, die Geiergöttin sehr, und sie blieb während seiner ganzen Regierungszeit für ihn eine derwichtigsten Gottheiten. In Necheb, weit im Süden, gegenüber von Her-nefer gelegen, errichtete Amenophis einst für Nechbet überdies seinen ersten Tempelbau.
    Der Zug kam wegen der großen Menschenmenge nur langsam voran. Erst nachdem wir das Tor im Süden der Tempelanlage durchquert hatten, wurde es etwas ruhiger, da dem Volk der Zutritt verwehrt war. Zur Linken lag der kleine Tempel, in welchem dem Apisstier, der als eine Erscheinungsform des Ptah die Fruchtbarkeit des Landes garantierte, geopfert wurde. Gleich daneben befand sich dessen prunkvolles Gehege. Nimuria und Teje stiegen von ihrer Sänfte und begaben sich an die Begrenzungsmauer, um dem heiligen Stier Opfer zu bringen. Der stärkste aller ägyptischen Stiere stand mit gesenktem Haupt regungslos im Sand und zeigte uns das weiße Dreieck auf seiner Stirn, welches ihn als heiliges Tier auszeichnete. Erst als das Herrscherpaar Früchte in die Grube hinabwarf, scharrte er trotzig mit seinen Vorderhufen, und der aufgewirbelte Sand fiel auf seinen glänzenden Rücken nieder. Ich war mir nicht sicher, ob Amenophis beim Anblick des Tieres nur fromme Gedanken durch den Kopf gingen.
    Vorbei an einem zwanzig Ellen langen Sphinx aus Alabaster zog die Prozession weiter nordwärts zum Haupttempel. Wie überall durfte das Innerste des Tempels nur von Pharao und dem Obersten Priester des Ptah betreten werden, damit sie dort die heiligen und geheimen Riten vollzogen.
    Wir anderen brachten unter freiem Himmel im Vorhof Opfer dar, indem wir auf verschiedenen Altären Weihrauch verbrannten und Geflügel sowie Früchte und Gemüse niederlegten. Diese Speisen dienten den Priestern und ihren Gehilfen als Nahrung.
    Nach dem Besuch des Tempels und der Verabschiedung Pharaos durch die Priester setzte sich der Zug erneut in Bewegung. Der Weg führte jetzt auf einer breiten Palmenallee inwestliche Richtung zum Hafen. Es gab nicht einmal mehr Platz zum Stehen, so viele Menschen hielten sich dort auf. Und wie auch ich es einst getan hatte, als Osiris Thutmosis als kranker Mann zurückgekehrt war, so standen jetzt viele Menschen auf den Dächern der Häuser, um das Herrscherpaar und den kleinen Thronfolger zu sehen. Auf dem Platz vor der königlichen Barke verabschiedeten sich der Wesir Ramose, Merire und die übrigen Großen, die in Men-nefer zurückblieben, von ihrem Herrscher. Dann bestiegen Nimuria und Teje die königliche Barke und nahmen ihre Plätze unter dem Baldachin ein. Es erklangen Fanfarenstöße, und alles Volk warf sich zum Zeichen der Untergebenheit zu Boden. Ein zweites Signal erlaubte den Menschen, sich wieder zu erheben. Auf dem ganzen Platz herrschte völlige Stille, und alle blickten auf Pharao. Nimuria erhob sich von seinem Thron und breitete die Arme, die Krummstab und Geißel hielten, ein wenig aus. Die Menschen waren sich nun des Segens und des Schutzes ihres Guten Gottes gewiss und dankten es mit langem und lautem Jubel. Wie auf ein Kommando zogen die Matrosen auf allen Schiffen gleichzeitig die Segel hoch und gingen die Ruder zu Wasser. Schiff für Schiff verließ die gesamte Flotte den Hafen von Men-nefer, in der Mitte die königliche Barke mit ihrem strahlend weißen Segel, auf welchem in kräftigem Gelb eine Sonnenscheibe von zwölf Ellen Durchmesser prangte.
    Amenophis und Teje schritten im Schutz der Wedelträger zum Bug des Schiffes, und nur Prinz Thutmosis blieb mit seiner Amme, die ihn liebevoll in ihren Armen trug, unter dem Baldachin zurück.
    Merit und ich fuhren auf einem eigenen Schiff von etwa fünfzig Ellen Länge. Das einstöckige Deckshaus hatte zwei Türen, deren hintere zu einer kleinen Schlafkammer für unsere Diener führte. Die zweite, an der rechten Längsseite, bildete den Eingang zu unserem Schlafraum. Die Außenwändedes Deckshauses waren mit roten, weißen und blauen Rechtecken bemalt, aus der Mitte des Daches ragte

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