Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Land des Falkengottes. Amenophis

Im Land des Falkengottes. Amenophis

Titel: Im Land des Falkengottes. Amenophis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schramek
Vom Netzwerk:
Nadeln befestigt. Es ließ sie älter als siebzehn Jahre erscheinen. Unter buschigen Augenbrauen und über kräftigen Backenknochen blitzten die grünen Augen einer Katze. Ihre Nase war klein und ihre Lippen schmal und von dunkler Farbe. Giluchepa gehörte nicht zu den Mädchen, für die sich Ameni dauerhaft begeistern und in die er sich verlieben konnte, da war ich mir sicher. Jetzt, wo ich die Prinzessin zum ersten Mal sah, erklärte sich mir auch die unerwartete Freundlichkeit meiner Schwester.
    Dann tat Amenophis einen Schritt nach vorn, zu seiner Rechten Teje, zur Linken Giluchepa, und mit lauten Hochrufen wurde die Prinzessin von allem Volk begrüßt.
    Danach zogen die königliche Familie und die Großen des Landes in den Audienzsaal, wo der Wesir die Heirat Nimurias mit Prinzessin Giluchepa feierlich verkündete. Zu den Klängen fremder Musik wurden hier die Hofdamen aus Mitanni vorgestellt und schließlich die Geschenke Sutarnas vor Pharao gebracht.
    Der Palast und die Stadt feierten fünf Tage und fünf Nächte, und wenn sich Teje spät am Abend mit ihren Hofdamen zurückgezogen hatte, verließ Ameni mit seiner jungen Braut das Fest. Dann war auch Amun zufrieden, sahen doch seine Priester, dass Pharao alles tat, um Maat, der göttlichen Ordnung, gerecht zu werden.
    Ein Gedenkkäfer kündete aller Welt von dem Ereignis,doch es waren nach der langen Titulatur nur wenige Zeilen, die sich darauf bezogen:
    «Im zehnten Regierungsjahr unter der Herrschaft des Horus, Starker Stier, der in Wahrheit erschienen ist, der die Gesetze dauern lässt und die Beiden Länder befriedet; groß an Kraft, der die Asiaten schlägt; König von Ober- und Unterägypten, Herr der Beiden Länder, Neb-maat-Re, Erwählter des Re, Sohn des Re; Amenophis, Herrscher von Waset, dem Leben gegeben sei; und der Großen königlichen Gemahlin Teje, möge sie leben! Die Wunder, die vor Seine Majestät gebracht wurden, waren die Tochter von Sutarna, des Königs von Mitanni, Giluchepa, und die Hauptfrauen ihres Harems, insgesamt 317   Frauen.»
    Für Giluchepa war die aufregende Zeit im Palast von Waset bald vorüber. Sie wurde überall vorgestellt, und sie durfte alles sehen, die Tempel und Paläste mit ihren Gärten. Manches Mal sah man sie noch bei feierlichen Anlässen, wenn auch nicht in unmittelbarer Nähe Pharaos. Sie war freundlich zu jedermann und ohne jede Arglist. Doch ein Umstand ließ sie nach wenigen Jahren in fast völlige Vergessenheit geraten: Sie blieb kinderlos und damit für den Fortbestand der königlichen Familie ohne jede Bedeutung.
    Einige ihrer Hofdamen wurden mit Adeligen aus Waset und Men-nefer verheiratet. Ein Teil von ihnen zog mit Giluchepa in die Oase Fajum und lebte dort im Frauenpalast von Merwer, die anderen kehrten mit Kelija zurück an den Hof Sutarnas. Nimuria besuchte Giluchepa nur selten, später verdrängte er sie ganz aus seinem Gedächtnis.
     
    Die Große königliche Gemahlin, meine Schwester Teje, ließ nicht lange auf sich warten und drängte auf die Erfüllung ihrer Wünsche. Dies umso mehr als sie Amenophis wieder ein Kind schenkte, Sitamun, eine Tochter.
    In Djarucha, nahe Achmim, der Heimatstadt meiner Eltern, lag ein gewaltiges Landgut, welches zum Besitz Tejes gehörte. Dort ließ Amenophis von unzähligen Arbeitern und Bauern einen künstlichen See von einzigartigen Ausmaßen anlegen. Nimuria war zunächst sehr erbost, mussten doch Arbeitskräfte von seinen zahlreichen Baustellen abgezogen werden. Dann aber erkannte er nach einem unauffälligen Hinweis von mir auch die guten Seiten des Vorhabens. Der See wurde später als Teil einer Bewässerungsanlage genutzt, und seine trockengelegten und bepflanzten Felder brachten Teje reiche Ernten. Als der See nach nur fünfzehn Tagen fertig gestellt war, erschien der ganze Hof zu einem prächtigen Fest in Achmim, und Amenophis fuhr mit Teje in der königlichen Barke auf dem See.
    Auch den zweiten Wunsch erfüllte er ihr. Auf dem letzten seiner Gedenkkäfer heißt es nach der Eingangstitulatur:
    «…   und die Große königliche Gemahlin Teje, sie möge leben. Der Name ihres Vaters ist Juja, der Name ihrer Mutter ist Tuja. Seine Majestät befahl die Anlage eines Sees für die Große königliche Gemahlin, möge sie leben, in der Stadt Djarucha. Seine Länge ist 3700   Ellen, seine Breite 700   Ellen. Seine Majestät feierte das Eröffnungsfest des Sees im dritten Monat der Überflutung am sechzehnten Tag, an dem Seine Majestät im Königsschiff auf ihm

Weitere Kostenlose Bücher