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Im Land des Falkengottes. Amenophis

Im Land des Falkengottes. Amenophis

Titel: Im Land des Falkengottes. Amenophis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schramek
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Vater ebenfalls nicht erreichbar war. Ich habe ihn als sehr gewissenhaften und angenehmen Beamten kennen gelernt. Ich möchte ihn als meinen Verwalter haben.»
    Ich erinnerte mich an jenen Abend, als ich Inena suchte und auf Cheruef und seine Freundin Isisnofret stieß. Damals erzählte ich ihr, dass aus ihrem Freund etwas werden könnte. Die beiden waren seit langem verheiratet, doch er war noch immer mein Schreiber. Ich ließ ihn nur ungern gehen. Aberzum einen konnte ich Teje die Bitte nicht abschlagen, zum anderen war es für Cheruef die große Gelegenheit für einen weiteren Aufstieg.
    Also willigte ich ein.
     
    Es dauerte nicht lange, da erhielt Amenophis einen Brief von Sutarna. Kelija selbst kam nach Waset und überbrachte ihn unserem König. Sutarna versicherte seinem Bruder Nimuria seine Freundschaft, wünschte Wohlergehen unserem Herrscher, dessen Familie und dem Volk. Danach bekundete er seine Zufriedenheit darüber, dass es seiner Schwester Nadija gut erging. Aber schon im nächsten Satz gab er ohne Umschweife zu verstehen, was ihm am meisten am Herzen lag: das Gold seines Bruders.
    Amenophis ließ im Staatsarchiv nachlesen, wie viel Gold sein Vater Thutmosis nach Mitanni schickte, als er endlich von Artatama dessen Tochter Nadija zur Frau erhielt. Es waren nur fünfzig Deben. Nimuria bestimmte deswegen als Obergrenze für das Gold eintausend Deben, was recht genau seinem eigenen Gewicht entsprach. Aus den alten Unterlagen ging aber auch hervor, dass Osiris Thutmosis viel Geduld aufbringen musste. Sieben Briefe sandte er an Artatama, ehe er erhört wurde.
    Zuletzt erhielt Nimuria sogar vom Bruder Giluchepas, Prinz Tuschratta, einen Brief. Auch er ließ keinen Zweifel, was man von Pharao erwartete. Er schrieb: «Möge mein Bruder ungezählte Mengen Gold schicken und möge die Macht meines Vaters wachsen in dem Maße, wie mein Bruder mir höhere Gunst erweist, wie mein Bruder mich angesichts meines Landes und angesichts all meiner Brüder liebt.»
    In den Briefen wurden natürlich keinen genauen Angaben über Gewichte gemacht. Das war dem vertraulichen Wortwechsel mit Kelija vorbehalten.
    Begleitet von dreihundert schwerbewaffneten Soldaten Nimurias reiste Kelija mit dem größten Schatz, der Ägypten bis dahin jemals verließ, zu seinem Herrscher Sutarna.
     
    Das alltägliche Leben kehrte nach Waset zurück. Ich selbst übernahm wieder die Leitung meines Landgutes und meiner Werkstätten und entließ Cheruef, nicht ohne ihn reich beschenkt zu haben, damit er fortan meiner Schwester als Domänenvorsteher und Palastverwalter diene.
    Ich hatte Mühe, mich in meinem Palast wieder zurechtzufinden und wohl zu fühlen. So ein ausschweifendes Leben wie in Merwer konnte ich hier nicht führen – ich wollte es auch nicht. Überall, in jedem Raum meines Hauses und im Garten war Merit gegenwärtig.
    Im Palast Nimurias gab es noch meine ehemaligen Gemächer, die bislang unbewohnt geblieben waren. Mit der Erlaubnis Amenis ließ ich sie wieder einrichten. Gleich, ob ich mit ihm allein oder in kleiner Runde beisammen war oder ob ein großes Fest gefeiert wurde, immer kam von ihm dieselbe Frage: «Bleibst du heute hier über Nacht?»
    Bejahte ich sie, wusste ich, dass ich die Nacht nicht alleine zu verbringen brauchte. Ich weiß nicht, ob außer den Mädchen, die mich besuchten, und dem Leibdiener Pharaos, der sie mir zuführte, jemals ein Mensch davon erfuhr. Diese Art von Leben war so angenehm, dass ich mir natürlich nicht im geringsten Mühe gab, mich nach einer anderen Frau umzutun. In meinem Freundeskreis rief das erst Mitleid, dann Unverständnis hervor. Alle meinten, die Zeit der Trauer sei vorbei, und ich müsste doch den Verlust Merits überwunden haben. Man hielt mich wohl für einen Sonderling.
    Ich beschäftigte mich sehr viel mit meiner Tochter. Sie begann sehr früh zu sprechen, was wohl Ti zu verdanken war, die in unvorstellbarer Geduld mit Nafteta übte. Meine Tochterwar ein wunderschönes Mädchen. Sie hatte die Haare und die Augen ihrer Mutter. Viele sagten, ihr Mund und ihr Kinn seien mehr nach mir geraten. Ich weiß es nicht.
    Nafteta erschien mir viel ruhiger und ernster als andere Kinder in ihrem Alter, was seine Ursache vielleicht darin hatte, dass sie nur von Erwachsenen umgeben war. Ameni hatte keine Bedenken, dass ich Nafteta mit in seinen Palast brachte, um sie mit Prinz Amenophis spielen zu lassen. Bei den ersten Begegnungen wirkte sie etwas verstört. Sie war wohl das Aufsehen, das um den

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