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Im Land des Falkengottes. Amenophis

Im Land des Falkengottes. Amenophis

Titel: Im Land des Falkengottes. Amenophis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schramek
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Prinzen gemacht wurde, nicht gewöhnt. Auch der jetzt vierjährige Amenophis schien ein sehr begabtes Kind zu sein, und so erhielten die Kinder schon bald gemeinsamen Unterricht, viel früher als Nimuria, Teje und ich. Völlig unbekümmert verbrachten Nafteta und der Prinz ganze Tage miteinander, ohne auch nur einmal nach ihren Eltern zu fragen.
     
    Einige Wochen später breitete sich in Waset eine Unruhe aus, angefangen bei den einfachen Bauern und Arbeitern, bis zu den Spitzen des Staates, bis zu Nimuria und Teje, eine Unruhe, wie ich sie seit der Vermählung des Königspaares nicht mehr erlebt hatte. Aus Richtung Norden, von Mitanni, zog eine schier endlose Karawane mit Giluchepa in ihrer Mitte nach Oberägypten. Wir alle konnten nicht verstehen, warum unsere Gäste nicht das Angebot Pharaos annahmen und nicht schon weit oben im Norden die eigens bereitgestellte Flotte bestiegen. So begleitete Ptahmay mit dreihundert Soldaten die Karawane von der Grenze Ägyptens bis nach Waset. Tag für Tag wurde im Palast gemeldet, wie weit die Fremden noch entfernt waren. Pharao befahl, dass zwei Tagesmärsche nordöstlich von Waset, in der kleinen Stadt Resneft, eine Abordnung höchster Würdenträger die Gäste in Empfang nehmen sollte.
    So schickte Nimuria den Wesir Ptahmose, meinen Vater und mich, begleitet von fünfhundert Soldaten und Dienern, nach Nordosten. Dort, am westlichen Flussufer, errichteten wir eine prächtige Zeltstadt, um die Prinzessin und ihre Begleiter würdig zu empfangen.
    Das neue Prunkzelt Pharaos in der Mitte der Zeltstadt war von beeindruckender Größe: zwölf vergoldete Masten, ein jeder vierzehn Ellen hoch, trugen in vier Reihen zu je drei Masten das Zeltdach aus feinstem weißem Tuch. Das ganze Zelt maß in seiner Länge einhundertzwanzig und in der Breite achtzig Ellen. Die Bahnen der Seitenwände waren wie das Innere eines Palastes über und über mit Abbildungen aus dem täglichen Leben geschmückt. Bilder von Festbanketten mit feiernden Menschen, mit Tänzerinnen und Musikanten wechselten mit Bildern von Jagden im Dickicht des Uferschilfs und mit Darstellungen Pharaos im Kampf gegen das elende Kusch. Der Boden wurde mit geflochtenen Schilfmatten bedeckt, und darauf lagen unzählige bunte Wollteppiche. Im Inneren wechselten entlang der Zeltwände silberne Leuchter mit kunstvollen Blumengestecken.
    Es brauchte einen vollen Tag, ehe unsere Soldaten und Diener alles vorbereitet hatten. Am späten Nachmittag meldete ein Bote das Nahen unserer Gäste. Eine Einheit von hundert Soldaten bildete die Spitze des Zuges. Es folgten unzählige Wagen mit Hofdamen und Dienerinnen. Neben dem Wagen Giluchepas fuhren Ptahmay und Kelija, die bei ihrem Leben für das Wohl der Prinzessin verantwortlich waren. Dahinter zogen Wagen mit der Mitgift der Braut und mit noch mehr Dienerschaft. Es folgten die Gespanne mit Proviant und Zelten, dann Viehtreiber mit Herden von Schafen, Rindern und Pferden, zuletzt die übrigen Soldaten Ptahmays.
    Dreihundert Soldaten bildeten beginnend am Prunkzelt bis weit vor die Zeltstadt hinaus ein Spalier, hinter welchem sichzu beiden Seiten alle Menschen, die in Resneft lebten, versammelten, um die Fremden unter lautem Jubel zu bestaunen und zu begrüßen.
    Doch der Blick in den Wagen Giluchepas war durch Vorhänge versperrt, niemand durfte die Braut Pharaos sehen. Als der Wagen mit der Prinzessin vor ihrem Zelt anhielt, sprangen ihre Diener herbei und hielten Tücher in die Höhe. Sie bildeten so einen schmalen Durchgang vom Wagen bis zum Zelt, damit die Prinzessin auch hier allen Blicken entzogen war, als sie ausstieg, um in ihr Zelt zu gelangen.
    Kelija und die übrigen hoch gestellten Personen der Karawane aus Mitanni kamen mit Ptahmay und seinen Offizieren zu uns in das Festzelt, wo sie der Wesir als der Stellvertreter Pharaos begrüßte. Trotz der anstrengenden Reise unserer Gäste wurde an diesem Abend viel geredet, gegessen und getrunken.
    Am anderen Morgen brachen wir gleichwohl sehr früh auf, um für den Weitermarsch die Kühle des anbrechenden Tages zu nutzen. Giluchepa bestieg ihren Wagen ebenso unerkannt, wie sie ihn am Abend zuvor verlassen hatte.
     
    Als die Sonne schon tief stand und ihr Licht vom Westen her auf den Fluss warf, sodass seine glatte Oberfläche aussah, als wäre sie vergoldet, als die Hitze wieder erträglicher wurde und die Menschen aus ihren Häusern kamen, um die letzten Arbeiten zu verrichten, erreichten wir Waset.
    Melder hatten unser Eintreffen

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