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Im Land des Falkengottes. Amenophis

Im Land des Falkengottes. Amenophis

Titel: Im Land des Falkengottes. Amenophis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schramek
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zwischenzeitlich mehr als zehn Monate vergangen, seit Ameni nach Süden gezogen war, und es mehrten sich die Anzeichen, dass der Gute Gott und sein Heer bald zurückkehren würden. Im Palast wurde in großer Aufregung alles auf das Sauberste gereinigt und gestrichen, die Gärten wurden gepflegt, sodass sie kaum wiederzuerkennen waren, die Anlegestellen im Hafen wurden ausgebessert und geschmückt. Auf den Landgütern des Guten Gottes und der Tempel suchte man die schönsten Rinder, Tiere der Wüste, Schafe und Geflügel aus, um sie in den Palast zum Schlachten zu bringen, während der Kellermeister schon einmal Ausschau hielt nach seinen feinsten Weinen.
    Auch bei uns zu Hause spürte man eine ständig zunehmende Aufregung. Mein Vater ging morgens früher als sonst aus dem Haus und kam abends meist sehr spät zurück. Auch die Geschichten, die man sich von Siegen, Gefangenen und unermesslicher Beute erzählte, wurden umso griffiger, je näher die Heimkehr unseres Königs rückte.
    Endlich war der Tag der Rückkehr da. Tausende von Menschen hielten sich am Fluss im Hafengebiet auf, unzählige säumten die Prachtstraße, die vom Hafen durch Men-nefer hindurch geradewegs zum Palast führte, und die Großen des Reiches, zu denen auch mein Vater zählte, erwarteten unter der Führung des Wesirs den Guten Gott im großen Hof des Palastes.
    Ich hielt mich im Hafengebiet auf und suchte mir in der Nähe der Anlegestelle ein Lagerhaus für ausländisches Holz aus, dessen Verwalter namens Chaemhet ich in den letzten Monaten viele gute Hinweise verdankte. Chaemhet wurdevon allen, die ihn kannten, mit seinem Spitznamen Mahu gerufen. Auf dem flachen Dach des Gebäudes stand ein großer Baldachin, in dessen Schutz Mahu seine Schreibarbeiten erledigte und dabei fast den ganzen Hafen im Blick hatte. Dies war der ideale Platz. Bereits am frühen Morgen fuhren die ersten Schiffe in den Hafen ein und legten an, um entladen zu werden. Vom ersten Schiff wurden einige verletzte Soldaten getragen, die man sofort wegbrachte. Den nächsten fünf oder sechs Schiffen entstiegen die Soldaten der königlichen Leibgarde, die auch gleich den gesamten Anlegeplatz räumten und Schulter an Schulter Aufstellung nahmen. Im weiteren wurden die gefangenen Nubier entladen, Mädchen, Frauen, junge Männer und deren Anführer.
    Es folgte die Beute. Lebende Tiere wie Antilopen, Affen, sogar in Käfigen eingesperrte Leoparden, die wütend hinter den Gitterstäben fauchten; schließlich Zähne von Elefanten, Blumen, Sträucher und kleine Bäume, die in Körben eingepflanzt waren, dann Holzkisten, deren Inhalt nur zu erahnen war: Gold, das Fleisch der Götter, und Edelsteine.
    Während alles ausgeladen und zunächst auf dem abgesperrten Platz gelagert wurde, fuhren die fünf königlichen Schiffe in den Hafen ein und legten an. Unter dem lauten Jubel der Menschenmenge gingen zuerst die hohen Beamten an Land, dann die Obersten des Heeres und der Leibgarde, gefolgt von den engsten Vertrauten: der Wedelträger zur Rechten und Linken des Königs, der Sandalenträger und der königliche Schreiber. Es wurde stiller auf dem Platz. Als die Prinzen Amenophis und Amenemhet erschienen, setzte unvorstellbares Geschrei ein, und die Hochrufe wollten nicht mehr enden. Scheinbar ohne die geringste Gefühlsregung bestieg Ameni, wie vor ihm schon sein Bruder, die Obersten des Heeres und der Leibgarde, einen der bereitstehenden Streitwagen und wartete. Dann verstummte die Menge vollkommen, sodassman sogar das Knarren der Bohlen hören konnte, als eine vergoldete, geschlossene Sänfte vom Schiff des Guten Gottes getragen wurde. Die Menschenmenge blieb zunächst stumm, dann setzte ein stärker werdendes Raunen ein, bis schließlich wieder lauter Jubel losbrach, als sich die Formation in Bewegung setzte und in Richtung Palast zog.
    Ich blickte zu Mahu und erkannte an dessen besorgtem Gesicht, dass hier gerade etwas Ungewöhnliches passiert sein musste.
    «Mahu, stimmt etwas nicht?», wollte ich wissen und stieß dabei mit meinem Ellbogen gegen seinen rechten Arm, um ihn auf mich aufmerksam zu machen, da er noch immer bekümmert auf das königliche Schiff sah.
    «Was ist denn los, Mahu, jetzt sag es mir endlich!», rief ich ungeduldig.
    «Noch nie wurde der Gute Gott in einer geschlossenen Sänfte durch die Stadt getragen, und schon gar nicht nach einem Feldzug. Das bedeutet nichts Gutes, Eje! Das bedeutet nichts Gutes!», wiederholte er sich, schob seine Perücke zurecht und stieg

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