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Im Land des Falkengottes. Amenophis

Im Land des Falkengottes. Amenophis

Titel: Im Land des Falkengottes. Amenophis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schramek
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hatte. Da war der Lagerverwalter, der nicht wusste, ob er tausend Ellen Stoff und tausend Scheffel Weizen im Lager hatte, aber angeblich über alles fein säuberlich Buch führte. Bald schon merkte ich, dass man mir als einem unscheinbaren Knaben offenbar bereitwillig, ja leichtsinnig Auskunft gab, da die Befragten mich nicht als Gefahr erkannten. Manchmal war ich hierüber verärgert. Nach einer Weile fand ich mich damit ab und nützte diesen Umstand umso hemmungsloser aus.
    Mein Vater bemerkte zwar meinen allgemeinen Fleiß und die daraus resultierenden Fortschritte im Schreiben, in derMathematik und in der Lehre über die Götter unseres Landes, aber von meinen Sonderstudien ahnte er lange nichts. Abends saß ich oft bis spät in meinem Zimmer und notierte mir das Erlebte, das Gesehene, das insgeheim Erfahrene. Denn die wichtigsten Erkenntnisse waren die, welche man mir unter dem Siegel der Verschwiegenheit anvertraute.
    Ich fertigte Listen an, in denen ich alle Werte eintrug, und so war ich bald in der Lage, Auskunft darüber zu geben, wie viel Getreide in Notzeiten für ein Dorf mit fünfhundert, achthundert oder tausend Einwohnern nötig war, wie viel natürlicher Schwund sein durfte und ab wann eine natürliche Ursache für Schwund auszuschließen war. Ich wusste, wie viel Land einer achtköpfigen Familie zuzuteilen war, um nach der Ernte von ihr hundert Scheffel Getreide an Steuern einnehmen zu können.
    Von großer Bedeutung waren vor allem meine Feststellungen über die Wasserstände entlang des großen Flusses.
    In jedem Jahr wurden nach der großen Überschwemmung die Flächen der zu bearbeitenden Felder neu vermessen, da der Wasserstand des Flusses immer sehr unterschiedlich ausfiel. In manchen Jahren war die Flutwelle so hoch, dass möglicherweise die doppelte Fläche überschwemmt wurde als im Vorjahr   –, oder es verhielt sich umgekehrt. Alte Landvermesser mit langjähriger Erfahrung konnten anhand des jeweiligen Wasserstandes recht genau angeben, wie groß die dahinter liegende überschwemmte Fläche war, ohne sie überhaupt nachzumessen. Ich erfuhr weiter, dass auf königlichen Befehl hin die Menschen entlang des großen Flusses seit alters her in Städten und Dörfern die Wasserstände an den Ufern abmaßen und markierten. Ich war mir sicher, dass sich hier eine Regelmäßigkeit zwischen den einzelnen Orten ableiten ließ. Betrug zum Beispiel der Wasserstand zum Zeitpunkt der höchsten Überschwemmung in Waset sechzehn Ellen, somusste er wenige Wochen später in Men-nefer dreizehn Ellen betragen.
    War es weiterhin durch berittene Boten möglich, die Wasserstände von Süd nach Nord mit einem Vorsprung von vier bis fünf Wochen im Voraus zu melden, so konnten entsprechende Rückschlüsse über die Fläche des bald überschwemmten Landes gezogen werden.
    Diese Feststellungen sollten für das weitere Handeln unserer Verwaltung von entscheidender Bedeutung sein: War mit einer sehr großen Überschwemmungsfläche zu rechnen, musste natürlich mehr Saatgut aus den Lagerhäusern an die Bauern ausgegeben werden; war wegen einer nur geringen Überschwemmung mit einer kleineren Anbaufläche und deswegen vielleicht mit einer Hungersnot zu rechnen, durfte zunächst nicht so viel Getreide verteilt werden, da es zur Aussaat nicht benötigt wurde und unerlaubter Handel zu vermeiden war.
    Ich muss zugeben, dass mir mein Vater sehr behilflich war, nachdem ich ihn in meine Untersuchungen eingeweiht hatte. Da er gleich begriff, welche Bedeutung diese Überlegungen für unser Land haben konnten, erhielt ich von ihm jede nur denkbare Unterstützung. Aufgrund seiner Stellung bei Hofe war es ihm möglich, von allen Städten und Dörfern entlang des Flusses sowohl die Wasserstände als auch die Flächen des Überschwemmungslandes der letzten Jahre abzufragen. Es dauerte viele Wochen, ehe wir in ausreichendem Umfang die Zahlen vorliegen hatten. Meine Aufgabe war es dann, diese in lange Listen einzutragen. Das Ergebnis war erstaunlich. Unsere Überlegungen erwiesen sich als richtig, die Überschwemmungsflächen ließen sich aus der jeweiligen Wasserhöhe herleiten, und das über Wochen im Voraus. Von größter Bedeutung war letztendlich, mit welcher Geschwindigkeit der erste im Süden verlässlich gemessene Wasserstand nach Norden weitergegeben werden konnte.
    Ich verfügte zuletzt über so weit gestreute Kenntnisse, dass selbst ein gut ausgebildeter Vermessungsbeamter nicht mithalten konnte.
     
    Es waren

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