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Im Land des Falkengottes. Amenophis

Im Land des Falkengottes. Amenophis

Titel: Im Land des Falkengottes. Amenophis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schramek
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dort bildeten Soldaten der Leibgarde ein Spalier bis zum großen Kriegszelt Pharaos.
    Es war etwa zwanzig Ellen lang und ebenso breit. In vier Sandsteinblöcken, die schnell in die Erde eingegraben werden konnten, steckten die Zeltstangen aus Zedernholz, deren Enden Papyrusdolden nachgebildet waren. Zwischen den Stangen hingen weiße, mit Goldfäden durchwirkte Zeltplanen. Die als Sonnenschutz dienende, nach oben zeigende Plane bestand aus festerem Material, damit die Sonnenstrahlen gänzlich abgehalten wurden. Neben dem Zelt Pharaos standen zwei weitere Zelte, eines für die königlichen Gemahlinnen und Prinzessinnen, das andere für die Mächtigen des Landes.
    Während Amenophis den Bootssteg überquerte, zogen Diener die vordere und die beiden seitlichen Planen nach oben, und im hinteren Teil des Zeltes wurde der Thron sichtbar. Ptahmose, mein Vater und ich folgten in einigem Abstand. Erst als Amenophis auf dem Thron Platz genommen hatte und ein Handzeichen gab, hörten die Trommel- und Fanfarenwirbelauf und begannen Dienerinnen, die morgendlichen Speisen aufzutragen. Ptahmose, mein Vater und ich durften neben Amenophis auf Klappstühlen Platz nehmen, um mit ihm zu speisen.
    «Um nicht unnötig Zeit zu verlieren, schlage ich Eurer Majestät vor, die offiziellen Angelegenheiten nebenher zu erledigen», erklärte mein Vater, und während Ameni noch nickte, gab Vater dem königlichen Schreiber schon zu verstehen, dass die kleine Audienz beginnen konnte.
    Als Erster warf sich Hebi, der jetzt nicht mehr Schreiber Seiner Majestät, sondern Kommandeur der Leibgarde war, vor Amenophis nieder und berichtete in soldatisch knappen Worten, dass die Reise bislang ohne unangenehme Vorkommnisse verlaufen war. Danach erschien Ramose, der örtliche Oberpriester aus dem Tempel des Ptah, um dem König zu huldigen und ihn gleichzeitig zu ermahnen, zeitlebens dem Schutzgott von Men-nefer und seinem Dorf gewogen zu sein. Das Dorf sei arm, und das bekäme leider auch der Tempel zu spüren.
    Flüsternd erkundigte ich mich bei Ameni, ob ich dem Priester eine Frage stellen dürfte.
    «Der Einzige Freund des Pharaos wird einige Fragen an Euch richten. Beantwortet sie so, als hätte ich sie selbst gestellt!» Der Priester verneigte sich ängstlich.
    «Ramose, wird nicht auch dem Gut Eures Tempels jedes Jahr nach der Schwemme ein ausreichendes Stück Land zur Bewirtschaftung zugeteilt?», wollte ich als Erstes wissen.
    «Hoher Herr, sicherlich erscheint in jedem Jahr ein Landvermesser und gibt uns Land», antwortete Ramose ausweichend. Es war ihm anzusehen, dass er seine Bemerkung bereits bereute.
    «Dass Ihr Land erhaltet, ist wohl selbstverständlich. Aber ich fragte Euch, ob es ausreichend ist, um Opfer darbringenzu können, um die Priester, die Diener und Sklaven zu ernähren», wiederholte ich bewusst geduldig.
    «Darauf zu antworten ist nicht einfach, Herr, da die Flächen in jedem Jahr neu ausgemessen werden und wir nicht wissen, wie viel wir ernten können», bekamen wir mit weinerlicher Stimme zur Antwort.
    «Ramose!» Ich wurde nun heftig. «Unterägypten ist ein überaus fruchtbares Land. Jedes Jahr werden weite Flächen vom Fluss überschwemmt. Niemand muss Hunger leiden. Seine Majestät, sie lebe, sei heil und gesund, beschenkt die Güter der Tempel großzügig, und Ihr wollt uns erzählen, Ihr seid der Vorsteher eines armen Tempelgutes. Ich frage Euch nochmals: Bekommt Ihr genug Land, ja oder nein?»
    «Es wird schon genug sein, hoher Herr, es wird schon genug sein», stammelte der Priester, der nun eine sehr erbärmliche Figur abgab.
    «Lass es gut sein!» Amenophis unterbrach mich und bedeutete dem Priester mit einem Handzeichen, sich zu entfernen. Ehe wir uns versahen, verschwand er zwischen den umherstehenden Menschen.
    «Sei mir nicht böse, aber es war ein Fehler, ihn gehen zu lassen», flüsterte ich Ameni zu. «Noch zwei Fragen, und ich bin mir sicher, wir hätten sehr interessante Dinge zu hören bekommen.»
    «Dieser jammernde Priester wollte mir doch nur einen Klumpen Gold abschwatzen, Eje. Glaubst du, ich falle darauf herein?»
    Inzwischen kniete der Bürgermeister des Dorfes vor seinem Pharao und pries ihn, wie er nur konnte. Er sprach die üblichen Sätze vom Sohn des Amun, vom starken Horus, dem Guten Gott und allem, was ihm für seine aufgesetzte Rede noch einfiel. Er erzählte, wie gut und erfolgreich er das Dorf leitete, und wie glücklich die Menschen unter seiner Obhut undStrenge lebten. Am Schluss bedankte

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