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Im Land des Falkengottes. Amenophis

Im Land des Falkengottes. Amenophis

Titel: Im Land des Falkengottes. Amenophis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schramek
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er sich für die überreiche Gnade Seiner Majestät, die leben möge in Millionen Jahren.
    Je mehr ich den Eindruck gewann, dass Amenophis an der Litanei des devoten Bürgermeisters sein Wohlgefallen hatte, desto zorniger wurde ich. Diese widerliche Schlange war aber nicht zu bremsen. Als das Schauspiel beendet war, dem Kriecher endgültig nichts mehr einfiel und er atemlos vor seinem Pharao im Staube lag, schnippte Amenophis mit den Fingern, erhielt von meinem Vater einen Lederbeutel und sagte sichtlich beglückt:
    «Erhebt Euch! Meine Majestät ist erfreut über Eure Worte und beglückt, zufriedene Menschen zu sehen. Ich will mich nicht nur mit Worten erkenntlich zeigen. Hier, nehmt das!» Er überreichte ihm mit eigenen Händen den mit Gold gefüllten Lederbeutel.
    Der Beschenkte wagte es nicht, seinem Herrscher ins Antlitz zu blicken, sondern ergriff mit seinen feisten Fingern den Beutel, kroch rückwärts aus dem Bereich des Audienzzeltes und verschwand unaufhörlich buckelnd in seinem Dorf. Mein Vater und ich sahen uns schweigend an und schüttelten beide kaum merklich die Köpfe. Wir verstanden einander. Amenophis – wie übrigens alle anderen – bemerkte hiervon nichts, sondern wandte sich nun unseren Müttern, seiner und meiner Schwester zu, die erschienen waren, um sich mit ihnen über den ersten Abschnitt der Reise zu unterhalten.
    Dies erlaubte es meinem Vater und mir, uns unbemerkt ein paar Schritte zu entfernen, ja es hatte den Anschein, als wollten wir das familiäre Gespräch nicht belauschen.
    Ehe mein Vater ein Wort sagen konnte begann ich, meine Vermutungen zu äußern. «Entweder der Priester betrügt alle und lässt nur zur Vergrößerung seines eigenen Vermögens arbeiten, oder er und sein Tempelgut sind selbst das Opfer von Betrügern   …»
    «Oder», unterbrach mich mein Vater, «er und der Bürgermeister machen gemeinsame Sache.»
    «Ich weiß es nicht, Vater. Ich möchte nur zu gerne wissen, warum der Bürgermeister gerade so unendlich lange schwatzen musste.»
    Schweigend und in Gedanken versunken, zupfte sich Vater immer wieder das linke Ohrläppchen.
    «Worüber denkst du nach?», fragte ich.
    «Ob wir jemanden zurücklassen, um sich der Sache anzunehmen und um sich noch einmal mit Ramose zu unterhalten? Ich gebe dir recht: Noch ein paar Fragen mehr, und er hätte gesprudelt wie eine Quelle.»
    «Dann tu es, Vater!», wollte ich ihn bestärken.
    «Ich kann unmöglich etwas unternehmen, ohne mich vorher mit Amenophis beraten zu haben! Nicht, wenn er wenige Schritte neben mir sitzt.»
    «Dann werde ich mit ihm reden, jetzt gleich», gab ich eifrig zurück.
    «Nein, Eje, mach das nicht! Du hast selbst gesehen, welche Wirkung die schmeichelnden Worte des Bürgermeisters hatten. Du würdest jetzt nur Unmut ernten. Sollte unsere Vermutung zutreffen, wird dies hier kein Einzelfall sein. Erinnere dich an deine Nachforschungen, als Amenophis mit seinem Vater in Nubien war. Wie viele Unregelmäßigkeiten, ja Betrügereien hast du damals entdeckt!»
    Ich musste ihm Recht geben. Es hatte keinen Sinn, jetzt überstürzt eine Untersuchung einzuleiten, die nur damit begründet werden konnte, dass ein Priester sichtlich nervös wurde und ein Bürgermeister ohne Unterlass wirres Zeug redete. Von dieser Sorte Mensch gab es vermutlich allzu viele.
    So beschlossen wir, im weiteren Verlauf der Reise besonders aufmerksam zu sein und von jeder Auffälligkeit Notizen zumachen. Zurück in Men-nefer würden wir den Pharao davon überzeugen, die Beiden Länder einer strengen Überprüfung zu unterziehen. Dabei beließen wir es.
     
    Außer meiner Mutter hatte niemand unser vorübergehendes Fehlen bemerkt, und sie stellte keine Fragen. Amenophis war bester Laune. Es hätte nicht viel gefehlt, und er hätte den Frauen das peinliche Erlebnis mit dem fettleibigen Nubier Maja erzählt. Ein mahnender Blick meines Vaters hielt ihn gerade noch davon ab, so beschränkte er sich darauf, meiner Schwester von der Ausstattung unseres Schiffes zu berichten. Mit ständigem Kopfnicken bestätigte ich die Schilderungen meines Freundes. Ich tat dies nur, um die Neugierde meiner Schwester noch zu steigern und um ihr zu zeigen, wer dem Herrscher am nächsten stand.
    Auf Veranlassung Ptahmoses begann man bereits unauffällig mit dem Beladen der ersten Schiffe, und als sich die günstige Gelegenheit einer Gesprächspause ergab, erinnerte mein Vater Ameni und den übrigen Hofstaat höflich an die Weiterreise.
    Ameni erhob sich,

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