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Im Land des Falkengottes. Echnaton

Im Land des Falkengottes. Echnaton

Titel: Im Land des Falkengottes. Echnaton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schramek
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niemandverstehen konnte. Dann legte Nimuria seine linke Hand auf Echnatons Hände, deren Daumen noch immer mit dem Siegelring spielten.
    «Echnaton», flüsterte Ameni und sprach langsam, als wollte er die Wirkung des Wortes erst erproben und lauschen, wie das Wort aus seinem eigenen Mund klang. Endlich lächelte er ein wenig.
    «Echnaton», klang es jetzt mutiger.
    «Einen Nimuria und einen Echnaton wird Waset auf die Dauer nicht ertragen können. Ich habe mir hier meine Welt, mein Reich geschaffen. Als ich vor dreißig Jahren hierher kam, fand ich ein Schlangennest vor, in welchem Lug und Trug herrschten. Es war Eje, der das Schlangennest ausgeräuchert hat, und ich habe aus ihm das gemacht, was es heute ist: Die prächtigste Stadt, die je ein menschliches Auge gesehen hat. Ich werde Waset nicht mehr verlassen. Zieh du nach Norden! Geh nach Men-nefer und nach On, wo Re verehrt wird. Richte dort deinen Hof ein und pflege von dort die Freundschaft zu unseren Nachbarn. Sie werden dir die kürzeren Wege danken. Echnaton – ich werde mich erst daran gewöhnen müssen. Hilf mir auf!»
    Froh über diese Wendung stand Echnaton auf und half seinem Vater, sich aus dem Thronsessel zu erheben.
    «Das hier», und dabei zeigte Ameni auf die bunte Steintafel, «schenke ich Dir, Pinhesy. Du wirst es immer in einem Schrein in Deinem Haus aufbewahren, es im Gebet verehren und es niemandem zeigen! Versprichst du mir das?»
    Pinhesy lachte verlegen und verneigte sich dankbar.
     
    Obwohl diese Begegnung zwischen Vater und Sohn nach außen hin in Eintracht geendet hatte, wurde an diesem Tag der Bruch zwischen beiden endgültig besiegelt. Es wäre nicht möglich gewesen, Echnaton in seinem Streben, Aton zu verehren, ihn über alle anderen Götter zu erheben, Einhalt zu gebieten. Die Botschaft des Gempa-Aton war zu eindeutig. Sie forderte jeden heraus,Stellung zu beziehen, und es gab nur zwei denkbare Haltungen: Befürwortung und Hinwendung zum neuen Kult, oder dessen völlige Ablehnung. Die Art, wie Echnaton seinen Gott verehrte, machte es Nimuria unmöglich, wie bisher zwei Herren zu dienen. Zu laut, zu schreiend war das Bekenntnis, das Echnaton den Anhängern Atons abverlangte. Ameni war von seinem ganzen Wesen ein durch und durch friedfertiger Mensch. Familiäre Zwietracht, zumal wenn sie täglich offenbar wurde, war ihm unerträglich. Lieber zog er sich zurück, versteckte sich tagelang, als dass er sich länger als zwei Stunden gestritten hätte. Ihm war bewusst geworden, dass er einen ständig auszutragenden Konflikt mit seinem Sohn nicht ertragen hätte. Er wollte ihn einfach nicht. Nimuria hatte sich etwas geschaffen, was er liebte, worauf er stolz war. Waset war für ihn Ägypten, und Waset war ihm genug. Es war ihm aber auch alles. All dies wurde Ameni bewusst, als er seinem Sohn in die Augen sah. Und er entschloss sich, aus dieser Not eine Tugend zu machen. Er erkaufte sich seinen persönlichen Frieden, indem er sich innerlich von seinem Sohn als Mitherrscher lossagte. Er verzichtete nahezu gänzlich auf das weite Feld der Außenpolitik, um allein und in Frieden in der Beschaulichkeit seiner Welt, die Waset hieß, leben zu können. Und im Grunde riskierte er nicht weniger als das, wofür noch einhundertfünfzig Jahre vorher unzählige Menschen ihr Leben ließen: die Einheit der Beiden Länder.
    Echnaton dagegen war nicht aufzuhalten. Eine geheimnisvolle Macht trieb ihn um. Sein Ziel war noch ungewiss, es war noch nicht festgelegt, aber es zog ihn mit aller Macht an. Und Nofretete bestärkte ihn in allem, was er tat, und war die treueste Anhängerin des neuen Glaubens. Bedingungslos folgte sie Echnaton überallhin, in jeden Winkel seines Herzens, begleitete ihn auf jeden noch so abwegigen Gang seiner Gedanken.
    Doch dafür wurde sie reich belohnt. Echnaton bezog Nofretete in alles ein, was er tat. Er ließ sie gleichwertig teilhaben an der Verehrung ihres Gottes. Es gab kaum eine Abbildung, diesie nicht gemeinsam mit ihm zeigte. Und schließlich erhielt Nofretete eine eigene Krone, die sie für alle Zeiten abhob von allen anderen Königinnen Ägyptens. Es war eine runde Kopfbedeckung, die der Krone Unterägyptens ähnlich war, doch fehlte ihr der hintere, nach oben zeigende Schaft. Die Haube Nofretetes war auch nicht rot, sondern dunkelblau und oben abgeflacht. Ihr unterer Rand war im Stirnbereich golden, und ein schmales buntes Band, dessen breite, hellblaue und rote Felder durch goldene und dunkelblaue Streifen abgetrennt

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