Im Land des Falkengottes. Echnaton
ich ihnen damit sagen will.»
«Du kannst ja ein Bildnis von mir anfertigen lassen, wie du und deine Bildhauer es sich vorstellen.» Noch bevor Waen-Re etwas sagen konnte, winkte Nimuria mit der Hand ab und sagte: «Ich sichere deinen Bildhauern Straffreiheit zu, wenn du das meinst. Eine, eine einzige Beleidigung meiner Majestät nehme ich ungestraft hin», sagte er laut und lächelte dabei Teje an, die mit versteinerter Miene neben ihm saß.
«Ich würde es nicht erlauben», sagte sie leise, aber so deutlich, dass es alle hören konnten.
«Einmal erlaube ich es», widersprach ihr Amenophis, und ich sah an seinen Augen, dass er es nicht erwarten konnte, sein Abbild von der Hand des Thutmosis zu betrachten.
Nach drei oder vier Monaten war es soweit. Ti und ich waren zu Gast bei Ameni und Teje, und wir verbrachten den Nachmittag in einem der Schattenhäuser des Palastgartens mit Senetspiel und Plauderei. Ich hätte noch drei Züge gebraucht, um – was mir schon lange nicht mehr gelungen war – Ameni zu besiegen, da unterbrach der Leibdiener Pharaos unser Spiel, indem er das Kommen des jungen Herrschers meldete. Wir begrüßten unsherzlich, und unser aller Aufmerksamkeit galt Nafteta, denn es war nicht mehr zu übersehen, dass die Niederkunft bald bevorstand.
Das junge Paar wurde von Merire, dem Ersten Sehenden des Aton, von dessen Stellvertreter Pinhesy, von vier Wedelträgern und zehn Leibwächtern begleitet. Zwei von ihnen schleppten eine sichtlich schwere Steinplatte mit sich, die noch von einem Tuch verhüllt war. Waen-Re ließ sie an einer Palme neben dem Schattenhaus abstellen. Wir unterhielten uns noch eine Weile, ehe sich Nimuria bei seinem Sohn erkundigte, was sich unter dem Tuch verbarg. Alle schwiegen und blickten erwartungsvoll zu der Palme hinüber.
Auf ein Handzeichen des jungen Pharaos hin entfernte ein Soldat das Tuch und enthüllte so eine Sandsteinplatte, die in Länge und Breite etwas weniger als zwei Ellen maß. Auf der linken Bildhälfte sah man einen Altar mit einer Fülle aufgetürmter Opfergaben. Rechts daneben saß Nimuria auf einem Thronsessel, hinter ihm stand Teje. In der Mitte des oberen Bildrandes war die Sonnenscheibe abgebildet, und eine Vielzahl von Strahlen gingen als gerade Linien nach unten. Einige endeten in kleinen Händen, und eine von diesen Händen hielt Pharao das Schriftzeichen Anch, das Lebenszeichen, vor die Nase, um zu zeigen, dass alles Leben, alle Kraft von Aton kommt.
Nimuria ging bis auf wenige Schritte an die Steintafel heran. Es genügte ein Handzeichen, um den Soldaten zu befehlen, sie hochzuheben, damit er sie in Augenhöhe betrachten konnte. Er sah einen schwergewichtigen Mann, der, etwas gebückt und mit leicht geneigtem Kopf, dasaß. Der rechte Arm lag müde auf dem Oberschenkel, und die Hand hing kraftlos über dem Knie hinab. Das lange, dunkelrote Gewand ließ gleichwohl die Körperfülle darunter ahnen, und der blaue Chepresch machte den Kopf noch massiger, als er ohnehin schon war. Das Gesicht war rundlich, und der Blick Pharaos wirkte ebenso müde wie der Mund. Der Halskragen schien schwer auf seinen Schultern zulasten, und so ruhte sein linker Arm auf Tejes Schultern, um dort Halt und Stütze zu finden. Auch Teje war ganz nach dem Leben abgebildet, ernst blickend, aber schlank, wie sie eben war.
«Eines wird man mit Sicherheit nicht behaupten können», sagte Nimuria, als er sich wieder umdrehte und zu Teje sah, «dass es mir schmeichelt!»
«Wer auch immer dies hier geschaffen hat, es war schon wichtig, dass ich ihm Straffreiheit zugesichert habe. Und eine zweite Abbildung dieser Art werde ich nicht dulden», sagte er jetzt in einem etwas lauteren Ton.
«Wolltest du nicht die Wahrheit sehen, Vater? Nun, mir scheint, es gibt die Wahrheit wieder.»
«Wahrheit», rief Ameni zornig. «Hör mir auf damit! Ich dulde keinen leichtfertigen Umgang mit diesem Wort. Ich bin der Wahrer der Maat, und ich werde es noch einige Jahre sein. Was ich in deinem Tempel gesehen habe, hat mit Maat und mit Wahrheit nicht viel zu tun, Amenophis. Ich hatte Verständnis für den Zorn des Priesters, das magst du mir glauben. Es war allein dein Königtum, das es mir verboten hat, ihm vor aller Augen Recht zu geben und deinen Befehl aufzuheben.»
«Warum hast du es nicht getan, wenn es recht gewesen wäre? Hatte ich einst nicht auch das Wort ergriffen, als Aper-el unschuldig und ohne angehört worden zu sein, verurteilt werden sollte?»
«Ja, das ist es, Amenophis! Du
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