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Im Land des Falkengottes. Echnaton

Im Land des Falkengottes. Echnaton

Titel: Im Land des Falkengottes. Echnaton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schramek
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zu wünschen.
    Aber jetzt hatte dieser alte Mann so hilflos, so erbärmlich hilflos vor seinen Herrschern gestanden und vernehmen müssen, dass er in Waset nicht länger geduldet wurde und dass er in den sicheren Tod gehen musste. Es gab keine Anklage, keine Gerichtsverhandlung, keine Möglichkeit der Verteidigung, es gab nur einen Befehl Pharaos, den Ramose zu befolgen hatte. Nie in meinem bisherigen Leben hätte ich gedacht, dass ich für diesen Menschen einmal Mitleid empfinden würde.
    Ich weiß nicht, wie die anderen darüber dachten, die Wesire, Acha, der weise Amenophis, Cheruef oder Aper-el. Jedoch verlief der letzte Festabend des Heb-Sed in erstaunlich ausgelassener Heiterkeit. Der Befehl Waen-Res war sicher wie ein Lauffeuer durch Waset gegangen. Doch wen berührte das Schicksal des Ersten Sehenden des Amun wirklich? Mancher der mächtigen Fürsten mag erschrocken sein, wie schnell man Amt und Würde verlieren konnte. Die Beamten und Schreiber allerdings dürften nicht einmal darüber nachgedacht haben, welche Bedeutung der Befehl in Wirklichkeit hatte, und der einfache Arbeiter machte sich über Ramose gewiss keinerlei Gedanken.
    Es war spät in der Nacht. Ich saß schon eine ganze Weile mit Nimuria im Palastgarten, weil wir uns von dem Lärm des Festes und der schwülen Hitze der Festsäle in der nächtlichen Kühle erholen wollten.
    «Denkst auch du an Ramose?», fragte mich Ameni und sah dabei nicht mich an, sondern schaute hinüber zum Palast, von dessen Türen und Fenstern der Lärm bis zu uns herüber drang. Da ich keine Antwort gab, wandte er sich mir zu.
    Ich bemerkte es und nickte stumm.
    «Ich hätte es nicht getan. Aber keiner weiß besser als du, dass ich schon lange keinen Zugang mehr zum Herzen meines Sohnes habe», flüsterte er leise vor sich hin, stand auf und ging zurück zum Palast.
     
    Genau nach zehn Tagen, wie Pharao es befohlen hatte, verließ eine Gruppe von etwas mehr als fünfzig Männern im Morgengrauen die Stadt. Unbemerkt, unbeachtet zogen sie hinaus in die Wüste. Es gab keine feierliche Verabschiedung durch einen der beiden Herrscher, es gab keine große Audienz, um den Marschbefehl zu verkünden. Am Abend vor seiner Abreise hatte Ramose vom Kommandant der Leibgarde schriftlich die nötigen Befehle erhalten – mehr nicht. So gab es keine jubelnde Menschenmenge, die wie sonst bei Aufsehen erregenden Expeditionen die Straßen säumten und die Scheidenden wie Helden feierten. Nur ich hatte mich hinausgeschlichen, um unerkannt im Schutz der Dunkelheit zu sehen, wie er ging, er, der mich hasste wie wohl kaum einen anderen.
    Ein schwarzer Umhang machte mich nahezu unsichtbar, als ich auf dem östlichen Stadttor stand und ich sie schon von weitem kommen hörte. Keine Hurrarufe. Nur das Kläffen einzelner Wachhunde und hin und wieder das aufgeregte Gezeter einer aufgeschreckten Amsel begleiteten den Zug. Ramose saß in einer kleinen, offenen Sänfte, die von vier Nubiern getragen wurde. Seine Arme lagen still auf der Lehne, sein Kopf schwankte unmerklich im Gleichschritt der Träger, und sein Blick war starr nach vorn gerichtet. Das Tor öffnete sich, und sie zogen hinaus.
    Der Sand unter meiner Sandale knirschte laut und verräterisch, als ich mich zum Gehen wandte. Sofort sah ich hinunter, ob man mich bemerkt hatte. Einzig Ramose drehte sich um. Für kurze Zeit, nicht länger als ein Wimpernschlag, trafen sich unsere Blicke. Ich weiß nicht, ob er mich erkannt hatte. Dann wandte er sich wieder um und sah seinem Weg entgegen. Jetzt blieb ich so lange stehen, bis ich sie nicht mehr sah, sie von der Dunkelheit verschlungen wurden und meine Ohren ihre Schritte nicht mehr hören konnten.
     
    Obwohl Nofretete ihr zweites Kind erwartete und obwohl der verhasste Ramose für immer das Land verlassen hatte, kehrte gleichwohl nicht der ersehnte Friede in die Paläste von Waset zurück. Nimuria machte kein Hehl daraus, dass er auf seinen Sohn wegen der Auseinandersetzung mit dem Ersten Sehenden des Amun böse war und dass er sich mit der Art der Darstellungen eines Herrschers der Beiden Länder im Gempa-Aton nicht anfreunden konnte.
    «Entspricht es der Wahrheit, wie du dich darstellen lässt?», fragte Amenophis Waen-Re seinen Vater in anklagendem Ton.
    «Du hast die Botschaft meiner Bilder noch immer nicht verstanden, obwohl wir schon so viel darüber gesprochen haben. Meine Bildnisse zwingen die Menschen zum Nachdenken. Niemand kann an ihnen vorübergehen, ohne sich zu überlegen, was

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