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Im Land des Falkengottes. Echnaton

Im Land des Falkengottes. Echnaton

Titel: Im Land des Falkengottes. Echnaton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schramek
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versahen, bis unmittelbar vor unserer Abfahrt vor der Eingangstür Wache zu halten. Hier im Hafen war mir zu dieser Zeit einfach zu viel Diebsgesindel unterwegs.
    Ti, Mutnedjemet und ich standen an der Reling unseres Schiffes und schauten zunächst geduldig dem unruhigen Durcheinander im Hafen zu, dann wurde ich allerdings unruhig und ärgerlich, war ich es doch sonst gewöhnt, mit allen Vorrechten versehen und bevorzugt abgefertigt zu werden. Schließlich war ich Gottesvater, Einziger Freund Seiner Majestät und überdies der Kommandant der Streitwagentruppe. Doch es half nichts, ich musste mich in mein Schicksal fügen, denn unsere Barke war von zwei anderen Schiffen, die gerade noch beladen wurden, eingerahmt, und so gab es selbst für mich kein vorzeitiges Entrinnen.
    In dieser misslichen Lage tat Ti das einzig Richtige, um nicht Opfer eines bald drohenden Wutausbruchs zu werden: Sie ging mit Mutnedjemet in den Schlafraum des Deckshauses, und beide richteten sich dort ein. So blieb ich mit meinem Groll allein zurück und bestärkte mich in der Überzeugung, dass hier im Hafen alles viel reibungsloser ablaufen würde, trüge nur ich selbst die Verantwortung.
    Dann endlich begannen die Schiffe, sich zu lösen, und nach einigem Geschrei gab der Hafenmeister unserem Schiffskommandanten händeringend zu verstehen, dass wir ablegen und nach Norden aufbrechen konnten. Niemand winkte uns zu, es gab keine Abschiedszeremonie, all die Zurückgebliebenen waren einfach froh, endlich wieder ein Schiff losgeworden zu sein. Schon wartete das nächste darauf, abgefertigt zu werden.
    Auch auf dem Nil selbst herrschte ein Treiben, wie ich es noch nie erlebt hatte. Ein Lastkahn folgte dem anderen, dazwischen Barken wie unsere, und zu allem Übel zwängten sich auch noch zahllose Boote von Pilgern dazwischen, die zu irgendeinem ihrer bevorzugten Heiligtümer unterwegs waren. Es machte auch keinen Sinn, den Kommandanten zur Eile und die Schiffsleute an die Ruder zu treiben, denn mit jedem Überholvorgang wäre nur die Gefahr eines Zusammenstoßes gewachsen. Nachdem ich all dies gesehen hatte, beschloss ich, mich wieder zu beruhigen und mich mit einer länger andauernden Fahrt als gewöhnlich abzufinden.
     
    So erreichten wir nach fünf Tagen Achet-Aton. Neben einigen anderen Großen des Landes hatte auch ich von Echnaton die Erlaubnis erhalten, an einer der beiden Anlegestellen vor dem großen Stadtpalast festmachen zu dürfen. Der allgemeine Hafen von Achet-Aton lag weiter südlich des Stadtpalastes, wo auch die Lagerhäuser und Getreidesilos errichtet wurden, damit die Transportwege möglichst kurz blieben. Als unser Schiff dort vorbeifuhr, war ich dankbar für die Gunst Pharaos, denn das Durcheinander, das Gedränge der Schiffe, die kamen und abfuhren, war hier noch größer als in Waset.
    Flaggenzeichen hatten unser Eintreffen schon von weitem angekündigt, und so erschien zu meinem Erstaunen Aper-el in eigener Person, um uns in Empfang zu nehmen. Besonders herzlich begrüßte er Ti und Mutnedjemet, da beide zum ersten Mal den Boden der neuen Stadt betraten. Meine kleine Tochter warjetzt elf Jahre alt, und sie konnte es kaum erwarten, die neue Stadt und ihr neues Zuhause zu sehen und in Besitz zu nehmen. Auf der Fahrt zu unserem Palast schwieg Ti zumeist und sah staunend umher, nur hin und wieder erkundigte sie sich bei mir nach dem einen oder anderen Gebäude und dessen Zweck.
    «Wie auffallend grün es hier ist, wie lebendig», bemerkte sie leise und mehr für sich, um sogleich wieder schweigend alles in sich aufzunehmen, was ihr Auge erfasste. Dann bogen wir auf die breite Prachtstraße ein, die Achet-Aton von Norden nach Süden parallel zum Fluss durchzog. Ohne mich anzusehen, umfasste Ti meinen Unterarm, als suchte sie Halt, um all der Pracht, die ihr jetzt entgegenschlug, standhalten zu können. Im Wagen hinter uns fuhr Mutnedjemet mit meinem Diener, und Ipu hatte alle Mühe, der Flut von Fragen, die über ihn einschlug, standzuhalten.
    «Das ist nicht das Polizeigebäude», rief ich laut nach hinten, um eine falsche Auskunft von ihm zu verbessern. «Es ist das Verwaltungsgebäude für auswärtige Angelegenheiten.»
    Mutnedjemet konnte weder mit dem einen noch mit dem anderen etwas anfangen, aber wenigstens Ti sollte die richtige Bezeichnung der Bauwerke kennen.
    Nach gut zweitausend Ellen bogen wir links ab. Die Straße war jetzt bedeutend schmaler, aber ebenfalls zu beiden Seiten grün bepflanzt und von Palmen gesäumt.

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