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Im Land des Falkengottes. Echnaton

Im Land des Falkengottes. Echnaton

Titel: Im Land des Falkengottes. Echnaton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schramek
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fremdländischen Fürsten ließen nicht nach, doch Echnaton schenkte ihnen trotz aller Warnungen seiner Mutter wenig Beachtung, bis sich wenige Wochen nach der Abreise Semenchkares ein Bote aus Mitanni meldete, der zwei Briefe König Tuschrattas mit sich brachte; einen an Echnaton und einen an meine Schwester Teje. Der Bote war gemeldet, und Echnaton ließ Kelija, der noch immer in Achet-Aton weilte, zu einer großen Audienz bitten. Es verstand sich von selbst, dassauch Kija mit all ihren Hofdamen zu dieser Audienz geladen war, damit der Bote aus Waschukkanni sehen konnte, dass es der Tochter seines Herrn am Nil gut erging und Tuschratta beruhigt sein konnte.
    Echnaton trug neben Geißel und Krummstab den blauen Kriegshelm, doch erst an diesem Tag fiel mir auf, dass er schon lange keine andere Krone mehr getragen hatte. Er und Meritaton saßen auf Thronen aus reinstem Elektron, während Kija zur Linken Pharaos auf einem einfacheren Thron aus vergoldetem Ebenholz Platz nahm. Mit etwas Abstand und eine Stufe unterhalb Echnatons war Teje platziert. Wieder bemerkte ich, wie Kijas Augen unruhig über das Antlitz Echnatons huschten. Diesmal aber konnte er den verliebten Blicken der jungen Frau nicht mehr standhalten, sondern sah sie lange und herzlich lächelnd an, bis Aper-el mit einem vorsichtigen Hüsteln die Aufmerksamkeit seines Herrschers auf sich lenkte und er im Namen Pharaos Kelija und seinen Gesandten begrüßen konnte. Dann warf sich Kelija vor die Majestäten und verlas, nachdem er sich wieder erhoben hatte, ohne weitere Vorrede den Brief an Echnaton:
    «Zu Neferchepru-Re Waen-Re, König von Ägypten, meinem Bruder, den ich liebe und der mich liebt, hat also gesprochen Tuschratta, der König, große König von Mitanni, Dein Bruder, der Dich liebt: Mir ist Wohlbefinden. Dir sei Wohlbefinden! Teje sei Wohlbefinden, Taduchepa, meiner Tochter, die Du Kija nennst, sei Wohlbefinden! Deinen Kindern, den Großen Deines Landes, Deinen Wagen, Deinen Pferden, Deinen Kriegern, Deinem Lande und allem, was Dir gehört, sei Wohlbefinden!
    Was Nimuria, Dein Vater, mit mir redete, so hat er meinem Herzen nie mit einem Wort Schmerz bereitet, und welches Wort ich auch immer sprach, so hat er das am selben Tag für mich getan, und ich habe seinem Herzen nie mit irgendeinem Wort Schmerz bereitet, und welches Wort er auch immer sprach, sohabe ich das am selben Tag ausgeführt. Und, mein Bruder, als Nimuria von Euch gegangen ist, rief man es laut aus, und was man ausrief, erfuhr auch ich. In der Ferne war es, wo ich es erfuhr, und ich weinte an jenem Tage. Bis nach Mitternacht saß ich und weinte. Speisen und Trank verweigerte ich an diesem Tag, und ich litt Schmerz. Wenn doch nur irgendein anderer gestorben wäre in meinem Land oder im Land meines Bruders, und wenn mein Bruder, den ich so liebte, noch lebte! Dass aber auch wir uns lieben mögen, das sei fest verankert in unseren Herzen und möchten wir es lange so bleiben lassen. Echnaton, mein Bruder! Möge es in unseren Herzen bleiben, dass wir uns lieben, zehnmal mehr mögen wir uns lieben! Denn Teje, Deine Mutter, sie lebt, und sie wird Dir die Worte Nimurias unterbreiten, damit wir in hohem Grade Freundschaft unterhalten. Alle Worte, die Nimuria, Dein Vater, an mich geschrieben hat, so weiß Teje, die große Gattin Nimurias, sie allesamt. Bei Teje, Deiner Mutter, erfrage sie!
    Mehr als alle anderen Länder, werden unsere Länder ihre Üppigkeit strotzen lassen. Wir wollen Freundschaft unterhalten, und wir wollen uns aneinander freuen, solange wir leben!»
     
    Echnaton nickte Kelija mit ernster Miene zu, als dieser geendet hatte, und sagte mehr zu Kija gewandt als zu dem Gesandten Tuschrattas: «Es sind freundliche Worte, die mein Bruder an mich richtet. Ich hoffe, Ihr seid noch länger unsere Gäste, damit ich Euch eine Botschaft und reiche Geschenke mitgeben kann, bevor Ihr in Euer Land nördlich des Euphrat zurückkehrt.»
    Dann nahm Kelija den zweiten Brief zur Hand und verlas ihn ebenfalls:
    «Zu Teje, der Herrin von Ägypten, hat gesprochen also Tuschratta, der König von Mitanni: Mir ist Wohlbefinden. Dir sei Wohlbefinden! Deinem Hause, Deinem Sohn sei Wohlbefinden! Deinen Ländern, Deinen Kriegern und allem, was Dir gehörte, sei in hohem Grade Wohlbefinden! Du selbst weißt vonmir, wie ich selbst mit Nimuria, Deinem Gemahl, Freundschaft unterhielt, und wie auch Dein Gemahl mit mir Freundschaft unterhielt. Und was ich selbst an Nimuria, Deinen Gemahl schrieb und was ich

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