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Im Land des Falkengottes. Echnaton

Im Land des Falkengottes. Echnaton

Titel: Im Land des Falkengottes. Echnaton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schramek
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Füße vor Dornen und Steinen. Und Eure Sprache ist nicht die eines Bauern oder eines Soldaten. Wer immer Ihr seid: Ihr seid nicht der, für den Ihr Euch vor mir ausgebt.»
    «Musst Du wissen, wer ich bin, damit Du mir hilfst?»
    «Niemand ist so töricht und geht in seiner Vaterstadt zu einem Wahrer der geheimen Künste. Ich brauche keine Namen. Auch Deinen nicht», sagte er, und es war gut, dass auch er in der vertrauten Form zu mir sprach, denn das machte uns den Umgang leichter.
    «Eine junge Frau», begann ich zaghaft und verlegen zu sprechen, und ehe ich fortfahren konnte, sagte er: «…   will Dich nicht erhören. Jetzt weißt Du Dir keinen Rat mehr, da nach Deiner Meinung alle Mittel ausgeschöpft sind. Ist es nicht so?»
    Ich nickte wie ein Schuljunge, der seinem Lehrer eine Schandtat eingestehen musste. Dann erhob er sich und ging in seine Behausung. Wenig später kam er mit einem Binsenkorb zurück, stellte einen kleinen Bronzekessel vor sich auf den Boden und hielt mir zwei zerbrochene Tonscherben hin.
    «Ich selbst muss nicht wissen, wie sie heißt. Damit der Zauber wirkt, musst Du ihren Namen auf die Scherbe ritzen.»
    Mit der kleinen Scherbe ritzte ich den Namen in die größere. Er warf sie in den Kessel, schüttete den Inhalt eines Lederbeutels dazu und zerrieb alles zu einem feinen Pulver. Dann reichte er mir ein verschlossenes Fläschchen und sagte: «Kehre nach Hause zurück und schütte das Pulver so in den Fluss, dass es anschließend an ihr vorbeifließt. Dann eile heim und trinke den Inhalt der Flasche in einem Zug aus. Ich werde drei Tage fasten und dabei Worte sprechen, die Dir helfen werden. Innerhalb dieser drei Tage wird geschehen, was Du Dir ersehnst. Aber merke dir eines: Ich kann sie Dir nur einmal zu Willen machen. Was dann geschieht, liegt nicht mehr in meiner Macht.»
    Ich mochte die Worte des Alten glauben oder nicht, doch ich hatte keine andere Wahl. Ich reichte ihm den Beutel mit dem Gold und bedankte mich, nahm das Fläschchen und das Pulver und wollte gerade gehen.
    «Die Wahrheit», hörte ich ihn hinter mir sprechen und drehte mich noch einmal um, «die Wahrheit wirst Du nie erfahren!»
    Ich verschwand so unauffällig, wie ich gekommen war.
    Dass mein Boot wieder im Südhafen von Achet-Aton anlegte, traf sich gut, denn im Süden der Stadt musste ich ja das Pulver in den Fluss schütten, damit es am Nordpalast, in dem Kija jetzt wohnte, vorbeischwamm. Es war früher Nachmittag, als ich zu Hause ankam, und so fiel es niemandem weiter auf, dassich mich zu meiner Mittagsruhe zurückzog. Ich fragte mich jetzt, ob ich noch bei Sinnen war, doch ehe ich mir selbst eine Antwort geben konnte, hatte ich den Inhalt der Flasche schon heruntergeschluckt und das kleine Gefäß sorgfältig versteckt.
     
    Kija ließ nicht lange auf sich warten. Vier Nubier trugen sie in einer geschlossenen Sänfte bis vor meine Terrasse. Ich erhob mich augenblicklich und ging die wenigen Stufen zu ihr hinab, schob den hauchdünnen Vorhang zur Seite und sah endlich wieder in ihr fröhliches Gesicht.
    «Wie kommt es, dass man Dich allein zu mir lässt?», fragte ich und küsste sie sogleich auf beide Wangen.
    «Ich habe Echnaton darum gebeten, Dir ein Geschenk bringen zu dürfen. Er weiß, dass ich hier bin.»
    Sie stieg aus und ging mit mir auf die Terrasse.
    «Dein Haus in Waset bekam ich leider nie zu sehen. Zeigst Du mir dieses? Man erzählt sich viel von seiner Pracht.»
    Es genügte ein unauffälliges Handzeichen, und ich konnte mir sicher sein, dass uns weder Ipu noch irgendein anderer meiner Diener folgen würde. Schon in der großen Halle reichten wir uns verliebt die Hand, und in meinem Arbeitszimmer tauschten wir den ersten innigen Kuss. Mehr denn je sahen mich ihre Augen, diese stets unruhig umherhuschenden Augen, erwartungsvoll an. Flehten sie mich nicht geradezu an, dass es einmal geschehen sollte, ehe sie für immer die Eintönigkeit und die strenge Förmlichkeit gefangen nahmen? Ohne noch irgendein Wort zu wechseln, erreichten wir mein Schlafgemach. Mein Herz schlug heftig, und ich spürte, wie meine Knie weich wurden und die Sinne zu schwinden drohten. Kija erging es gewiss ebenso, denn sie schloss die Augen, und ihre bebenden Lippen suchten jetzt meinen Mund. Zum ersten Mal in meinem Leben geschah es, dass eine Frau es war, die meinen Gürtel löste und so der Schurz lautlos zu Boden glitt. Ein, zwei winzige Schritte genügten, bis wir das Bett erreichten und uns,in einem innigen Kuss

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