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Im Land des Falkengottes. Echnaton

Im Land des Falkengottes. Echnaton

Titel: Im Land des Falkengottes. Echnaton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schramek
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sie nur ein hauchdünnes Obergewand, das mehr von den wunderschönen Formen erkennen ließ als es verdeckte. Sie trug keine Perücke, und so sah ich ihr kurz geschnittenes Haar, das hinten nicht einmal bis an die Schultern reichte. Vorne war es noch kürzer und ragte nach oben – was sie wohl mit ein wenig Öl bewerkstelligt hatte   –, sodass die ganze Stirn frei war und ihre schmalen schwarzen Augenbrauen noch besser zur Geltung kamen. Ihr Haar war schwärzer als die Schwärze der Nacht, als Weintrauben und Feigen. Sie hatte auffallend lange und dichte Wimpern, und ich war neugierig auf die Farbe ihrer Augen, die jetzt noch unter den geschlossenen Lidern verborgen lagen. Die Backenknochen standen deutlich hervor und ließen das Gesicht schmal wirken, und dieser Eindruck wurde durch das kleine, spitze Kinn noch verstärkt. Über den kräftigen Lippen saß ein unscheinbares Näschen, und an ihren Ohren hingen runde, goldene Scheibenohrringe. Ihr rechter Arm lag vor der Brust, ihr Kopf ruhte auf dem Handrücken. Zwischen ihren Armreifen sah ich dünne, schwarze Härchen, und ich musste alle Vernunft aufbringen, um nicht hinüberzugreifen und zärtlich über diesen Flaum zu streicheln.
    Meine Kehle war mir völlig ausgetrocknet. Die Mittagshitze trieb der Schlafenden einige Schweißperlen auf die Stirn undließ sie mit einer unbewussten Handbewegung das Obergewand zur Seite ziehen. Ich starrte auf die kleinen festen Brüste des Mädchens, die winzigen Brustwarzen, die sicher noch nie einen gierigen Kindermund gefühlt hatten, und auf die dunkle, feste Haut, die sie umgab. Ich starrte wie ein kleiner Junge, der – um seine Männlichkeit wissend – zum ersten Mal die nackten Brüste seines schon lange heimlich angebeteten Mädchens sah. War es ein zarter, unmerklicher Windhauch oder ein süßer Traum, ein zärtlicher Gedanke, der die Brustwarzen des Mädchens plötzlich sich aufragen ließ? Nein, meine Augen täuschten sich da nicht, und meine Hände hätten jetzt wohl alles Gold der Erde gegeben, hätten sie diese Brüste nur einmal streicheln dürfen. Als hätte sie meine begehrlichen Blicke gespürt, zog sie jetzt den Schleier wieder über ihre Brust.
    Ich durfte nicht mehr länger im Schattenhaus bleiben, sonst wäre ich wohl wahnsinnig geworden. Nur einmal noch wollte ich für einen kurzen Augenblick in dieses Gesicht sehen, ehe ich ging, mich satt sehen an ihrer Jugend, ihrer Vollkommenheit, da öffnete sie ihre Augen. Sie zeigte sich über meine Anwesenheit und darüber, dass ich direkt neben ihr lag und sie schweigend ansah, keineswegs erschrocken. Eher glücklich und zufrieden, als hätte sie den Mann vor sich, von dem sie gerade noch geträumt hatte, lächelte sie mich an.
    «Wer bist du?», fragte sie eher nebenbei, bevor sie ausgiebig gähnte.
    «Ich bin Eje», antwortete ich ebenso knapp und hoffte dabei insgeheim, dass sie mit dem Namen nichts anfangen konnte, um ihre Unbekümmertheit nicht zu zerstören.
    «Dann wirst du mich sicher bestrafen», sagte sie und sah mich mit großen, unschuldigen Augen an.
    «Weswegen sollte ich dich bestrafen?»
    «Weil ich ungefragt in dein Schattenhaus eingedrungen bin und mich hier niedergelassen habe. Ist es nicht verboten?»
    «Das werde ich mir erst überlegen müssen», flüsterte ich undgab mir dabei Mühe, nicht zu lachen. Ich richtete mich auf, ging zu ihr hinüber und setzte mich an den Rand ihrer Liege. Ich sah in große schwarze Augen.
    «Und wie heißt du?», wollte ich jetzt wissen.
    «Isis. Einfach nur Isis.»
    «Dann muss sich Isis zur Strafe den Kuss eines alten Mannes gefallen lassen.»
    Zu meiner Überraschung lächelte sie kurz und schloss erwartungsvoll die Augen. Ich beugte mich hinab und küsste vorsichtig, fast flüchtig Isis’ weiche Lippen.
    «Für die Schwere meiner Tat war diese Bestrafung zu milde», sagte sie, schloss die Augen erneut und spitzte die Lippen. Ihr Kuss versetzte mich um zwanzig Jahre zurück, denn ich spürte in diesem Kuss ihre Unbekümmertheit, ihr Verlangen, ja ihre Gier, es jetzt und hier geschehen zu lassen. Und als meine linke Hand unter dem dünnen Stoff ihres Gewandes eine ihrer kleinen Brüste fand und über sie strich, hätte ich beinahe vergessen, wer ich war und wo ich mich befand. Es durfte aber einfach nicht geschehen!
    «Weiter nicht, Isis! Nicht hier.»
    Mein Herz schlug wie eine Kriegstrommel, und tausend Bilder und Gedanken schwirrten wirr durch meinen Kopf. Während ich sie so ansah, fanden sich unsere

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