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Im Land des Falkengottes. Echnaton

Im Land des Falkengottes. Echnaton

Titel: Im Land des Falkengottes. Echnaton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schramek
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Neferchepru-Re Waen-Re, der Herrscher über Ober- und Unterägypten, er lebe, sei heil und gesund, Starker Stier mit hohem Federnpaar, Groß an Königtum in Waset,
    der die Kronen in Waset erhebt,
    Amenophis, der in Wahrheit lebt, Gott-Herrscher von Waset.»
     
    Es erklang wieder ein Fanfarenstoß, und Ramose wiederholte beide Titulaturen noch zweimal.
    «Schön sind die Erscheinungen des Re   – Einziger des Re» lautete der Thronname, den mein Schüler sich gewählt hatte. Während wir uns erhoben und alle Gäste zur Begrüßung des neuen Horus ein Jubelgeschrei ohnegleichen anstimmten, dachte ich über den Namen nach. Er war nichts Außergewöhnliches, im Gegenteil: Was die Priesterschaft des Amun betraf, war er sehr zurückhaltend geblieben. Keine Abkehr von Amun und keine Hinwendung zu Aton. Vielleicht war alles doch nicht so schlimm, wie ich und viele andere befürchtet hatten. Teje hatte noch wenige Tage vor der Krönung zu mir gesagt: «Lass ihn erst einmal Herrscher sein, dann wird alles ganz anders aussehen, und er wird auf den Boden der ägyptischen Tatsachen zurückkehren.»
    Die beiden Herrscher waren herrlich anzusehen. Nimuria trug den Chepresch, den Kriegshelm, und die übrigen Insignien seiner Macht. Auch Waen-Re – wie ihn jetzt fast alle nannten, um ihn von seinem Vater unterscheiden zu können – trug Zeremonialbart, Krummstab und Geißel; dazu einen achtreihigen Schulterkragen, welcher nur aus Gold- und Karneolperlen bestand, und auf dem Haupt saß die Doppelkrone, die weiße Krone Oberägyptens, die in die rote Krone Unterägyptens gesetzt war.
    Nachdem wir alle unseren Herrschern gehuldigt hatten, legte Waen-Re meiner Tochter erst einen goldenen Schulterkragen um, dann setzte er ihr ein Diadem auf den Kopf, von dessen Vorderseite die goldenen Köpfe von Kobra und Geier, Uto und Nechbet, prangten. Nofretete war jetzt Große königliche Gemahlin! Meine Tochter Nafteta!
    Geistesabwesend starrte ich zu Boden, und doch gingen tausend Gedanken durch meinen Kopf. Ich wollte jetzt niemandem ins Gesicht sehen, denn ich wusste, dass Hunderte Augenpaare für einen kurzen Augenblick auf mich gerichtet waren. Sie wolltennur wissen, ob ich jetzt, da ich den Titel «Gottesvater» führte, vor Stolz platzte. Ja, ihr Neider! Ich platzte vor Stolz, aber nicht vor euren Augen, sondern nur in meinem Inneren. Wie herrlich sie aussah, meine Nafteta! Eine schönere Große königliche Gemahlin hatte Ägypten in seiner tausendjährigen Geschichte wohl kaum gesehen. Der schlanke Hals, die hohe Stirn, die schmale Nase und die feinen Ohren. Die Augen schöner als aller Lapislazuli der Welt, die Lippen von gefälligerer Farbe als der kostbarste Karneol!
    «Gottesvater Eje!»
    Ich nahm nichts wahr.
    «Gottesvater Eje!»
    War ich das selbst, der nach mir rief? Ich erhob meinen Kopf und tauchte aus meinen Träumen auf. Mein Nachbar Aper-el sagte nochmals: «Gottesvater Eje! Ihr sollt vor Pharao treten, schnell!»
    Jetzt waren wirklich alle Blicke auf mich gerichtet, und mit rotem Kopf trat ich allein vor die Herrscher und ihre Großen königlichen Gemahlinnen und warf mich zu Boden.
    «Erhebe Dich, Gottesvater Eje», hörte ich die ruhige, klare Stimme meines Freundes Ameni. Ich tat, wie er sagte, und sah ihn an.
    Nicht laut, aber doch so, dass man es im ganzen Saal hören konnte, sagte Amenophis zu mir: «Du bist nicht nur der Einzige Freund Meiner Majestät. Du bist nicht nur der Freund meines Sohnes, sondern jetzt bist Du auch Gottesvater. Zeit Deines Lebens bist Du vor allen anderen Untertanen befreit, Dich vor uns in den Staub zu werfen. Zeit Deines Lebens!»
    Ich verneigte mich ehrfürchtig, dann umarmte mich Ameni und sagte leise in mein Ohr: «Bleib bei ihm, Eje! Er braucht dich!»
    «So lange unsere Freundschaft davon unberührt bleibt, Ameni», flüsterte ich zurück.
    «Zweifelst du daran?»
    Ich sah ihn an und schüttelte schweigend den Kopf.
    Dann durfte ich als Erster im Saal Waen-Re und Nafteta beglückwünschen, und als ich mich gemeinsam mit der königlichen Familie wieder der Menge im Saal zuwandte, brach erneut lauter Jubel aus. Von hinten kamen Soldaten der Leibgarde herein und bildeten in der Mitte des Raumes ein Spalier, das von den Thronen bis zum großen Tor reichte. Ramose schritt voran. Ihm folgten zwischen vier Wedelträgern Nimuria und Teje, zwischen vier weiteren Wedelträgern Waen-Re und Nofretete und schließlich, zwischen zwei weiteren Wedelträgern und zwischen Prinzessin Sitamun und Ti,

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