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Im Land des Falkengottes. Echnaton

Im Land des Falkengottes. Echnaton

Titel: Im Land des Falkengottes. Echnaton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schramek
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Merimes Elfenbein bringen, Felle von Panthern und Löwen, lebende Affen und seltene Vögel und sogar fünf zahme, junge Löwen. Den Abschluss bildete eine Gruppe von etwa hundert schwarzen Musikern, Frauen und Männern. In winzigen Schritten und rhythmischen Bewegungen kamen sie unter ohrenbetäubendem Lärm in den Saal, umkreisten zuletzt Merimes und die nubischen Fürsten und begleiteten so ihren Herrn nach hinten, wo er sich wieder unter die Festgäste einreihte. Merimes’ Vorstellung war einzigartig, und ich war gespannt darauf, was er abends bei den Festen im Palast bieten würde.
    Jetzt traten die Freunde aus Babylon, die Abgesandten von König Kadaschman-Enlil, dem Sohn des verstorbenen Kurigalzu, vor die Throne Ägyptens. Es waren groß gewachsene Männer mit langen, schwarzen Bärten, die in langen Locken nachunten fielen. Sie trugen schwere Gewänder, die bunt bestickt waren und bis zu den Knöcheln reichten, dazu geschlossene Schuhe aus gefärbtem Leder, die vorne spitz zuliefen. Jeder Ägypter wäre in dieser Art von Kleidung umgekommen, aber ich kannte sie von meiner Reise an den Euphrat, und ich wusste, dass es dort auch kälter sein konnte als am Nil. Sie überbrachten in einer freundlichen, wenn auch langen und umständlichen Rede die Grüße ihres Herrschers Kadaschman-Enlil und versicherten auch Amenophis Waen-Re dessen Freundschaft. Dann trugen auch sie ihre Geschenke herein. Es waren vor allem Unmengen kostbarer bunter Tuche, Vasen aus Alabaster und das bei uns so seltene Eisen, das aber wertvoller war als alles Gold, das Merimes nach Waset schleppen ließ.
    Den Babyloniern folgten die Abgesandten aus Mitanni, die Boten des Königs Tuschratta.
    Tuschratta war der zweite Sohn von Sutarna und der Bruder von Giluchepa, die bis zu ihrem Tod vor wenigen Monaten erst über viele Jahre eine Nebenfrau Nimurias gewesen war. Nach Sutarna folgte erst sein älterer Sohn Artassumara auf den Thron von Waschukkanni, er wurde jedoch vom Lahhi, dem Anführer der Leibgarde, ermordet. Dieser setzte den kleinen Tuschratta auf den Thron, wurde aber, als Tuschratta erwachsen war, selbst beseitigt.
    Auch die Mitanni übergaben reiche Geschenke, ebenso die Abgesandten von Ugarit, Byblos und Tyros. Die Mykener und Trojaner brachten feinste Töpferwaren und Gefäße aus buntem Glas. Sie schenkten Amenophis Waen-Re riesige Tonkrüge mit Wein, der jedoch sehr harzig schmeckte und deshalb nicht jedermanns Sache war. Es kamen noch die Sardenen, die Silber brachten, die Boten von der Insel Alaschia und schließlich die Gesandten aus dem fernen Punt. Es entsprach einem alten Brauch, der auf Pharao Hatschepsut, dem ehrgeizigen Weibe auf dem Pharaonenthron, zurückging, dass sie die Herrscher Ägyptens mit feinstem Weihrauch beschenkten.
    Ob Nimuria wollte oder nicht, all die Schätze, die heute vor die Throne der Beiden Länder getragen wurden, gehörten seinem Sohn und bildeten den Grundstock seines königlichen Schatzes. Sie ermöglichten es ihm, selbst eine würdige Hofhaltung zu führen und Bauwerke, die seiner würdig waren, in Auftrag zu geben. So machte der neue Horus auch einen sehr zufriedenen Gesichtsausdruck, als der große Empfang beendet war und er all die Schätze in seinem Palast verwahrt wusste.
    Es war früher Nachmittag, die Hitze war unerträglich. Alle, vom einfachen Bauern bis zum Wesir, waren deshalb froh, dass sie für einige Stunden ausruhen konnten, ehe nach Sonnenuntergang das Fest begann und überall in Waset gefeiert wurde.
     
    Ti und ich fielen erschöpft auf unser Bett und genossen die Stille, die uns umgab. Nichts im Palast rührte sich. Es gab kein Hämmern und kein Klappern, kein Rufen und Singen. Selbst die Vögel im Garten hatten sich zurückgezogen, um irgendwo im Schatten der Akazien und Sykomoren die schlimmste Hitze zu überstehen. Mein Kopf lag auf meinem linken Arm. Ich sah Ti an. Ihr schmales Gesicht war kaum älter geworden in all den Jahren. Ihre kleine, krumme Nase wirkte noch immer jugendlich, und auch sonst konnte sich ihr makelloser Körper mit dem jeder Schönheit des Landes messen. Jetzt war ich mir sicher, dass ich keine Isis brauchte, um glücklich zu sein. Ti schmiegte sich an mich, ihre langen, schlanken Beine wanden sich wie Schlangen um meinen Körper und wie eine kleine, gemeine Viper biss sie mich zärtlich in die Unterlippe. Dieses Gift wirkte schnell. Wie liebte ich noch immer die Hitze der Mittagssonne! Doch auch wir waren irgendwann ermattet und schliefen eng

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