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Im Land des Falkengottes. Echnaton

Im Land des Falkengottes. Echnaton

Titel: Im Land des Falkengottes. Echnaton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schramek
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als Saatum, du und ich eines Nachts mit drei fremden Mädchen im Palastgarten gelandet sind? So lustig ging es vorher wahrscheinlich noch nie in einem Schattenhaus zu!»
    «Mädchen ist geschmeichelt», erwiderte ich und sah ihn kopfschüttelnd an. «Das waren handfeste Dirnen, wenn du mich fragst!»
    «Ach was! Saatum hätte sich als Vetter Amenis niemals mit Dirnen eingelassen. Wie nannte sie Saatum immer: Pyramidenrennmäuse. Das waren die etwas übermütig gewordenen Töchter der feinen Gesellschaft. Heute spielen sie sich da drinnen als feine Damen auf.» Dabei zeigte er mit dem Daumen über seine Schulter auf den Saal hinter uns.
    «Aber glaube mir, Eje, einige von diesen Pyramidenrennmäusen konnten damals mit den teuersten Dirnen von Waset und Men-nefer mithalten. Da reicht deine Vorstellungskraft wahrscheinlich nicht aus.»
    «Und wo haben die Damen ihr Handwerk gelernt?», wollte ich jetzt von Acha wissen.
    «Da musst du sie selber fragen – oder Saatum.»
    «Oder dich?»
    «Oder mich.»
    Acha war wenigstens ehrlich.
    Wir wären an diesem Abend beide gern hinausgegangen in die Stadt, dorthin, wo nach unserer Meinung sich das wahre Lebenabspielte, wo in diesen Nächten nicht so genau hingesehen wurde, ob einer etwas hatte oder nicht. Dort draußen waren alle gleich.
    Jetzt erinnerte ich mich wieder des Bildes, als Inena im Fackelschein und unter dem Gejohle der Menschen tanzte, bis sie mich sah, um dann noch wilder, noch leidenschaftlicher zu tanzen, bis ich ihr hörig war. Inena!
    Ich klopfte Acha auf die Schulter und sagte: «Lass uns wieder hineingehen. Man wird uns schon vermissen. Pyramidenrennmäuse», fügte ich leise hinzu und schüttelte den Kopf, als ich Acha lachend ansah.
    «Wusstest du das nicht?»
    Wieder schüttelte ich den Kopf und schmunzelte.
     
    Wir hatten noch viel Spaß in dieser Nacht, denn Acha bereitete es sichtlich große Freude, mich auf einige jener Bekanntschaften von früher aufmerksam zu machen. Dabei rollte er die Augen nach oben und zog die Augenbrauen hoch. Blickte ich dann die Richtige an, senkte er die Augenlider und nickte unauffällig. Bei manchen von ihnen war ich etwas überrascht und bei wieder anderen bedauerte ich es, damals nichts von ihren Talenten gewusst zu haben. In meinen besten Jahren, als junger Mann, lebte ich offenbar zu lange und zu sehr zurückgezogen im Palast Amenis. Hätte ich mich damals öfter mit Acha und Saatum treffen sollen? Doch dann wäre ich heute vermutlich nicht da, wo ich war. Sicher nicht.
    Erst früh am Morgen, kurz vor Sonnenaufgang brachen wir nach Hause auf. Überall in der Stadt hörte man noch singende Menschen, wir trafen auf kleine Gruppen, die johlend und schwankend den Heimweg antraten, und hin und wieder vernahm ich den Fluch verärgerter Männer, die von den Feiernden und den Hunden, die ihretwegen hinter jeder Hofmauer kläfften, um ihren Schlaf gebracht wurden. Wir begegneten Menschen, die bereits aufgestanden waren, um ihrer Arbeit nachzugehen,die Straßen zu reinigen, Brot zu backen und die Tiere für den kommenden Festabend zu schlachten.
    Wie tot fielen Ti und ich in unser Bett, und erst am frühen Nachmittag standen wir wieder auf. Unser Alter machte sich doch langsam bemerkbar.
    Drei Tage sollten die Feierlichkeiten dauern. Am zweiten Abend waren die Großen des Landes zu Gast in Nimurias Palast der leuchtenden Sonne, und es war gewiss das prächtigste Fest, das dort seit der Einweihung des Palastes gefeiert wurde.
    Am dritten und letzten Abend wurde wieder im Palast von Waset gefeiert. Noch einmal wurde alles aufgeboten, um die Sinne der Menschen zu fesseln und zu berauschen. Zu den erlesenen Speisen gab es den besten Wein, einen Rotwein aus Syrien. Tausende Lotosblüten und Salbkegel verbreiteten einen so zauberhaften Duft, dass man am liebsten die Augen geschlossen gehalten hätte, um wie im Rausch der lieblichen Musik zuzuhören. Doch damit hätte man die Augen um ihren Anteil betrogen! Sie hätten das Meer der zierlichsten Blüten Ägyptens nicht gesehen! Nicht die gereiften, die das Leben kannten, die wussten, wie man sich bewegt, um die Blicke der Männer anzuziehen, die wussten, wie man küsst, wie man liebt, und die noch viel mehr wussten. Und man hätte auch die nicht gesehen, die noch nicht ausgereift waren, deren Beine schlank waren, die kleine, feste Brüste hatten und deren Haar voll und kräftig war, sodass es eine Schande gewesen wäre, es gegen eine Perücke einzutauschen. Ja, sie waren es, die

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