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Im Land des Falkengottes. Echnaton

Im Land des Falkengottes. Echnaton

Titel: Im Land des Falkengottes. Echnaton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schramek
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zog zuletzt das Leinen wieder über den Körper von Merimes. Tutu nickte Pharao zu. Dieser erhob sich und ging mit mir und Tutu einige Schritte zur Seite.
    Tutu flüsterte: «Es ist eine schwere innere Verletzung von beiden Seiten. Die linke Niere wurde durch den Biss tief verletzt und blutet. Es handelt sich um eine Krankheit, die man nicht behandeln kann. Man soll die Wunden weiter verbunden halten.Er werde abwartend auf seinem Bett beobachtet, bis die Zeit seines Leidens vorübergeht. Mehr kann ich Euch leider nicht sagen, Majestät.»
    Amenophis ging zurück zum Bett, setzte sich wieder nieder und ergriff erneut die Hand des Sterbenden.
    «Zieht die Vorhänge beiseite! Die Dunkelheit ist unerträglich», sagte Pharao leise und fuhr fort: «Holt drei Musiker: Einen Harfner, eine Flötenspielerin und ein Mädchen mit einem Tamburin. Eilt euch! Und bringt Duftöle und Salben!»
    Es dauerte nicht lange, und die Musikanten spielten leise und sanft ihre Lieder. Es waren sehr liebliche Lieder. Dann nahm Pharao selbst die Salbtiegel und begann, Merimes an Händen, Armen und am Hals einzureiben. Es war rührend anzusehen, wie der mächtigste Mann der Erde sich liebevoll um den Sterbenden mühte, er versuchte, ihm die letzten Atemzüge zu erleichtern. Dann stimmte er sogar selbst in eines der Lieder ein und sang es ganz leise mit, so wie eine Mutter ihr krankes Kind in den Schlaf singt.
    Da erinnerte ich mich an unseren Feldzug gegen die nubischen Aufständischen. Nimuria hatte damals dem sterbenden Maj, seinem tapferen Offizier, seinen Dolch ins Herz gestoßen, um ihn von seinen Leiden zu befreien. Wie anders war sein Sohn.
    So saßen wir gewiss eine Stunde, doch Merimes wollte noch nicht sterben. Schließlich öffnete er sogar wieder die Augen und flüsterte ganz leise: «Durst! Wasser!»
    Amenophis ließ ihn aus einer Schnabeltasse trinken.
    Dann begann Merimes langsam und leise zu sprechen: «Ich hätte Euch gerne anders empfangen, Majestät. Aber Ihr seht ja. Ihr müsst ohne mich nach Süden reisen. Fahrt   …, fahrt nach Napata. Im Tempel des Amun, gegenüber dem Schrein   …, am Morgen nach dem nächsten Vollmond müsst Ihr dort beten.»
    Dann fielen ihm wieder die Augen zu. Amenophis sah mich ratlos an, und ich hob nur die Schultern. Doch Merimes erwachte noch einmal:
    «Vor Sonnenaufgang müsst Ihr dort sein! Hört Ihr, Majestät, vor Sonnenaufgang. Es gehört Euch, Euch allein. Schafft Euch damit   …»
    Merimes atmete noch einmal schwer durch, dann sank er tot in sich zusammen. Amenophis schloss ihm die Augen.
    Wir verweilten noch einige Zeit bei dem Toten, und ich sah lange in sein Gesicht. Schweißperlen standen auf der blassen Stirn, und der Todeskampf hatte die Mundwinkel nach unten gezogen.
    Es war vielleicht nicht der rechte Augenblick, über die letzten Worte, die er gesprochen hatte, nachzudenken, doch sie ließen mir keine Ruhe. Es war eine Botschaft von Bedeutung, dessen war ich mir sicher. Ich prägte sie mir deshalb genau ein.
    Schon bald erschienen Priester und sprachen Gebete. Einer von ihnen trug die Maske des schakalköpfigen Anubis und hüllte das Zimmer des Toten in dicke Weihrauchschwaden. Noch am selben Abend kamen auf Befehl Pharaos die Balsamierer und brachten den Toten fort, um seinen Leib für die Ewigkeit vorzubereiten. Amenophis Waen-Re beschloss, seine Fahrt nach Süden auch ohne Merimes fortzusetzen. Ich selbst hatte alles Nötige veranlasst, damit der Leichnam des Königssohnes von Kusch nach seiner Einbalsamierung nach Waset gebracht und in seinem Grab im westlichen Gebirge bestattet werden konnte.
     
    Von Abu aus setzten wir unsere Reise auf dem Landweg fort. Es wäre zu aufwändig gewesen, an jeder Stromschnelle die Schiffe zu entladen, alles Hab und Gut an den Granitbarren vorbeizutragen, um es weiter südlich wieder auf die Schiffe zu bringen. Wir nahmen denselben Weg, den Nimuria bei seinem Feldzug gegen die Aufständischen von Kusch gewählt hatte. So zogen wir in anstrengenden Märschen am Ostufer des Nils nach Amara und Sudla. Wir erreichten Dongola und folgten dem Fluss in einem weiten Bogen in nordöstlicher Richtung, bis wir nach Meroe gelangten.
    Je näher wir Napata kamen, umso aufgeregter wurde Ti. Was würden die Menschen sagen, die sie von früher kannten? Ti verließ ihre Heimatstadt vor zweiundzwanzig Jahren als junge und arme Witwe, und jetzt kehrte sie als die Frau des Gottesvaters Eje zurück, als eine der ranghöchsten Fürstinnen Ägyptens. Aber sie kam

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