Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Land des Falkengottes. Echnaton

Im Land des Falkengottes. Echnaton

Titel: Im Land des Falkengottes. Echnaton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schramek
Vom Netzwerk:
Anpflanzungen aller zum Tempelbezirk gehörenden Gartenanlagen. Sein besonderes Augenmerk aber galt den gewaltigen Steinfiguren an den Innensäulen des Tempels, die ihnund Nofretete zeigten. Auch sie waren vollständig bemalt und teilweise mit Blattgold belegt.
     
    Endlich erschien am Himmel der so lang ersehnte Sothisstern, und bald darauf setzte die Nilschwemme ein. Dies war das Zeichen, mit den Feiern zu beginnen. Dreißig Jahre hatte Nimuria jetzt geherrscht, und alle Welt sollte sehen, dass es keinen mächtigeren Herrscher, keinen prächtigeren König auf Erden gab als ihn. Er war der wahrhafte und vergöttlichte Sohn Amuns.
    Pharao trug das Heb-Sed-Kleid, einen knielangen Umhang mit Rautenmustern, die weiße Krone Oberägyptens und die rote Krone Unterägyptens. Er trug Zeremonialbart, Geißel und Krummstab. Auf seinen breiten Schultern lag ein schwerer Halskragen mit Perlen aus Gold und tiefblauem Lapislazuli, dem Edelstein, an dessen Farbe sich Nimuria nicht satt sehen konnte. Er, Teje und mit ihnen die gesamte königliche Familie zogen erst nach Ipet-sut, das von Nimuria so prächtig erschaffene Heiligtum im Süden der Stadt, von dort in langer Prozession auf der Sphingenallee zum Tempel der Mut und dann durch all die prächtigen Tortürme zum Heiligtum des Amun, damit die Herrschaft Pharaos im Allerheiligsten für alle Zeiten bestätigt und erneuert wurde.
    Auf dem Vorplatz des Tempels vollzog er am folgenden Tag zwischen zwei Obelisken den Krönungslauf, um vor allem Volk zu zeigen, dass sein Körper noch die Kraft besaß, als mächtiger König zu herrschen. Er verschoss in alle vier Himmelsrichtungen Pfeile und bekundete so seinen Herrschaftsanspruch über alle Welt. Wie bei seiner Krönung errichtete er einen Djet-Pfeiler, damit das Land für immer fruchtbar war und Ägypten Reichtum beschert wurde.
    Danach folgten Tage der Audienzen und Empfänge, und die Gesandten der Fremdländer überbrachten die Segenswünsche ihrer Herrscher und Geschenke, wie man sie sich kostbarer und reicher nicht vorstellen konnte. Was man in den Tagen des Heb-SedPharao zu Füßen legte, übertraf von neuem alles, was ich je gesehen hatte. Die Schätze, die Nimuria sein Eigen nannte, bevor er die Tempel von Ipet-sut errichtete, die Schätze Amuns, die ich einst sah, waren gewiss gewaltig. Doch was sich jetzt in den Schatzkammern Nimurias anhäufte, ließ alles Bisherige erblassen. Noch nie zuvor hatte Ägypten eine Zeit solchen Reichtums erlebt.
    Ein Großteil der abendlichen Feste wurde im Palast der goldenen Sonne gefeiert, einige im Stadtpalast und in der Stadt selbst. Auf dem Westufer des Nils zeigte Pharao aller Welt die Pracht, die er in den dreißig Jahren seiner Herrschaft in seinem Palast geschaffen hatte, und das Staunen der vielen Gäste fand kein Ende. Sie sahen die Festsäle mit ihren mächtigen, bunt bemalten Säulen und den gewaltigen Gemälden an den Wänden, die allesamt Pharao im Kreis der Götter zeigten, denen er jetzt gleich geworden war. Sie sahen mit Gold überzogene und mit Edelsteinen besetzte Flügeltüren. Sie bestaunten Fußböden, die bunt bemalt waren und die umherfliegende Enten und Schmetterlinge, ja selbst im Schilf umherspringende Kälber und Katzen zeigten. Sie bewunderten Steinfiguren in jeder Größe und ohne Zahl, die Nimuria allein, mit Teje oder mit Göttern der Beiden Länder darstellten. Hunderte waren es, die im Inneren des Palastes und in seinen Gärten standen, wodurch Pharao allgegenwärtig war. Sie erblassten vor den Reichtümern unseres Herrschers: Vor Kerzenleuchtern und Essgeschirr aus reinem Gold, vor Vasen und Trinkgefäßen aus Alabaster, Kästen und Truhen aus Elfenbein und schließlich vor Möbelstücken, wie man sie noch nie gesehen hatte. Ebenholzstühle, deren Rücken Bilder aus Gold, Edelsteinen und Glasfluss zierten, Tische mit Einlegearbeiten aus Elfenbein und Klappstühle jeder Art, an welchen Nimuria schon immer besondere Freude fand.
    Den letzten Tag der Festlichkeiten, die sich über mehrere Wochen hinzogen, gestaltete der junge Herrscher für seinen Vater. Außer den Beamten und Arbeitern, die am Bau des Gempa-Atonbeteiligt waren, sowie den Priestern des Aton, hatte noch niemand die neue Tempelanlage betreten. Selbst Nimuria und Teje mussten sich bis zu jenem Tag gedulden. Die Spannung bei denjenigen, die den Tempel jetzt erstmals sahen, war ebenso groß wie die Anspannung derer, die ihn erbaut hatten, wussten sie doch nicht, wie Nimuria und Teje und mit ihnen

Weitere Kostenlose Bücher