Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Land des Falkengottes. Tutanchamun

Im Land des Falkengottes. Tutanchamun

Titel: Im Land des Falkengottes. Tutanchamun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schramek
Vom Netzwerk:
mit sich selbst zufrieden war. Dann trat er beiseite.
    Nun traten die Babylonier auf. Sie brachten ihrem mächtigsten Verbündeten kunstvoll gegerbtes Leder und feinste Tuche in allerlei Farben, vor allem aber auch Waffen der verschiedensten Art. Und in der Botschaft, die der Gesandte von König Burra-Buriyash überbrachte, wurde unverhohlen die Hoffnung ausgesprochen, dass das Heer Pharaos diese Waffen gegen die Hethiter, die jetzt auch Babylon offen bedrohten, richten möge. Zuletzt verlas der Bote des Königs von Babylon eine lange Liste, in der all die Pferde, Rinder und Schafe aufgeführt waren, die bereits in die königlichen Stallungen gebracht worden waren.
    Die Leute aus dem fernen Punt, weit weg am östlichen Meer, brachten dreißig Körbe mit Weihrauch vor Seine Majestät. Tutanchaton nahm es mit gleichgültigem Gesicht zur Kenntnis, denn er war sich des Wertes dieser Gabe nicht im Mindesten bewusst. Umso mehr erhellte sich aber das Antlitz des Ersten Sehenden Meriptah, wusste er doch, dass sich ein Großteil dieses kostbaren Schatzes bald in den Lagerräumen seines Tempels wieder finden würde.
    Die Sardenen, jene langbärtigen, wilden Männer von einerInsel weit oben im großen Meer, legten Pharao acht Truhen mit reinstem Silber zu Füßen. Ihr Anführer sagte, dass die Zahl acht nicht zufällig gewählt sei, sondern dass die Zahl der Truhen dem Lebensalter Pharaos entspreche und deswegen besondere Symbolkraft besitze.
    «Dann mag sich Euer Fürst glücklich schätzen, dass unser Herrscher nicht schon sechzehn Lebensjahre zählt», scherzte Haremhab.
    «In Ägypten gibt es Gold, wie es Sand am Meer gibt. Unsere Insel ist ein armes Land, General Haremhab. Wäre Seine Majestät, sie lebe, sei heil und gesund, schon sechzehn Jahre alt, wären die sechzehn Truhen, die wir dann vor sie gebracht hätten, vermutlich nur halb so groß ausgefallen.»
    Er lächelte milde, auch ein wenig schelmisch, verneigte sich tief und trat zur Seite.
    Die Griechen schienen mir ein wenig gewitztes und eher ärmliches Volk zu sein. Seitdem sie mir bei der Krönung Nimurias zum ersten Mal begegnet waren, brachten sie nichts anderes als Töpferwaren an den Nil, als ob es bei uns nicht genug Schlamm zum Töpfern gab! Gewiss, ihre Vasen, ihre Weinkrüge und Teller und was sie sonst alles anbrachten waren von einzigartiger Machart. Aber mit Scherben erfreut man bestenfalls das Herz einer Hausfrau oder eines Kaufmanns, nicht aber das eines achtjährigen Knaben auf dem Thron der Beiden Länder. So hoffte ich, dass die Mykener, Trojaner und Kreter wenigstens abends bei den Festlichkeiten alle ihre Unterhaltungskünste aufbieten würden, um bei Pharao in guter Erinnerung zu bleiben.
    Zuletzt erschien ein einzelner Mann vor den Thronen Ihrer Majestäten. Er kam ohne jede Begleitung. Niemand schleppte für ihn Kisten oder Körbe mit Geschenken. Er trug nur eine kleine, kunstvoll geschnitzte Holzschatulle mit sich. Er legte sie ab und warf sich vor den jungen König in den Staub, wie es die Untertanen Pharaos tun. Ich gebot ihm, sich zu erheben. Er zog eine Schriftrolle hervor, brach ihr Siegel und begann laut zu lesen:
    «Zu dem König von Ägypten, meinem Herrn, meinem Bruder, sprach also Sarruma, die Königin von Mitanni: Deinem Hause, Deiner Großen königlichen Gemahlin, Deinen Pferden, Deinen Wagen, Deinen Dienern und Deinem ganzen Land sei Wohlbefinden! Ich habe vernommen, dass Du Dich gesetzt hast auf den Thron deines Vaterhauses. Lebest Du und Dein Volk in Frieden, in Reichtum und in Glück! Ich habe den Gruß meines Bruders vernommen und sende Dir meinen Boten. Jahr um Jahr hat mein Gemahl Tuschratta Boten an den Nil gesendet, um Hilfe zu erflehen von seinem Herrn, seinem Bruder. Zu den Füßen seines Herrn, seines Bruders, seiner Sonne, warf er sich nieder, siebenmal und siebenmal. Wir schrieben an Deinen Vater: ‹Sende Feldtruppen des Königs, denn genommen wird in wenigen Tagen das ganze Land!› Unsere Bitte wurde aber nicht erhört von unserem Bruder. Jetzt gibt es unser Land nicht mehr. Unsere Stadt, unsere herrliche Stadt Waschukkanni, gibt es nicht mehr. Alles ist zerstört. Und Dein Bruder, Dein Freund, der treue Tuschratta, der Vater Deiner Mutter, ist nicht mehr unter uns. Verräter haben ihn getötet. Es sind deshalb keine großen und reichen Geschenke, die ich Dir überbringen lasse. Das Einzige, was mir von meinem Gemahl geblieben ist, ist sein Siegelring: Du magst ihn tragen, damit man sich in Ägypten eines

Weitere Kostenlose Bücher