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Im Land des Falkengottes. Tutanchamun

Im Land des Falkengottes. Tutanchamun

Titel: Im Land des Falkengottes. Tutanchamun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schramek
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aus der Umklammerung zu lösen und auf das Heer Haremhabs zu stoßen. Zuletzt war auch diese Schlacht ausgegangen wie soviele Schlachten vor ihr, und es gab keinen Sieger und keinen Verlierer. Es gab nur unendlich viele Tote zu beklagen. Auf beiden Seiten. Der Bote teilte mir weiter mit, dass Haremhab die Gegend um Byblos noch nicht verlassen wollte, um ein neuerliches Vordringen Suppiluliumas nach Berut oder gar noch weiter südlich zu verhindern. Im Auftrag des Generals bat er um meine Zustimmung zu diesem Vorhaben. Er bekam sie.
    Ich berichtete dem Boten, wie es uns ergangen war und was ich zu tun gedachte.
    «Wir werden in spätestens zehn Tagen von hier aufbrechen und an den Nil zurückkehren. Dort wird Pharao die Prinzessin Katuna zur Frau nehmen, und in wenigen Monaten werden wir in Men-nefer die Großjährigkeit unseres Herrschers feiern. Daran sollte Haremhab trotz seines Eifers, die Hethiter niederzuringen, denken. Pharao wird dann allein über die Beiden Länder regieren. Das sollte der General nicht vergessen.»
    Nach einer Stunde entließ ich den Boten und kehrte in den Garten zurück. Von der Dienerin war nichts zu sehen. Dafür saß jetzt Katuna bei Tutanchamun auf dem Baumstamm.
    «Ta ša atti lu-ubara ukaluni ikkuma, liit baaš ša amna ukaluni ikkuma bi iš ša as», sprach Tutanchamun auf Akkadisch. Das heißt: «Kleidung wird man dir bringen, und man wird dich bekleiden. Öl wird man dir bringen, und man wird dich salben.»
    Katuna sah in seine großen braunen Augen und versprach ihm: «Ana mâtu mi isiri ina mâti ša ara a amu lu ulik kume.»
    «Nach Ägypten, in das Land, das du liebst, will ich mit dir gehen.»
    Ohne dass es Katuna bemerkte, gab ich Tutanchamun von fern ein Zeichen, dass ich in der Nähe blieb und er sich weiter mit der Prinzessin unterhalten konnte. Das Augenzwinkern eines stolzen Jünglings war die Antwort. Ich ging ein paar Schritte weiter, setzte mich auf den Boden und lehnte mich an den Stamm einer alten Akazie. Wenig später war ich eingeschlafen.
     
    Die verbleibenden Tage waren nicht nur Tage der Trauer um König Ammunira und seine Krieger, sondern sie dienten auch dazu, den Abschied der Prinzessin vorzubereiten. Diener und Dienerinnen wurden ausgewählt, die sie an den Nil begleiteten. Unzählige Kleider wurden ausgesucht oder neu genäht, und Königin Tintir trennte sich von ihrem schönsten Schmuck, um ihn ihrer Tochter mitzugeben. Kostbare Tuche, Geschirr und unzählige Möbelstücke wurden auf das Schiff der Prinzessin geladen, und ich wunderte mich, was das geschundene Land noch herzugeben imstande war.
    «Nun geh, mein Kind», sagte die Königin zum Abschied. «Für dich wird ein Traum in Erfüllung gehen, von dem du nicht einmal gewagt hättest zu träumen. Man erzählt sich viele wunderbare Geschichten über Ägypten. Ich hoffe, du wirst mir alles berichten.»
    Katuna umarmte zuerst ihre Mutter, dann ihre Brüder und schließlich ihre Schwestern. Auch wir nahmen Abschied von der Königin und bestiegen die goldene Barke Pharaos.
    Tutanchamun hatte es eilig, Ägypten zu erreichen, denn die Prinzessin fuhr auf einem anderen Schiff, und auf unserer Fahrt über das offene Meer gab es keine Gelegenheit, sich so nahe zu kommen, dass sie miteinander sprechen konnten. So blieb es nur bei verliebten Blicken und verstohlenem Winken.
    Trotz des schrecklichen Unwetters hatte ich an dem Meer Gefallen gefunden. Die salzige Gischt blieb mir unvergessen, ebenso der Anblick, wenn über der unendlichen Weite des Wassers die rot glühende Sonnenscheibe in die Unterwelt hinabsank. Dennoch war ich froh und vor allem beruhigt, als unsere Flotte nach einer Woche in die Flussmündung des Nils einbog, um von einem angenehm kühlen Nordwind nach Süden getrieben zu werden, bis wir nach drei weiteren Tagen in Men-nefer ankamen.
    Hier war schon längst alles auf die Ankunft Pharaos vorbereitet. Ganz Ägypten freute sich darauf, dass Tutanchamun als siegreicher Feldherr aus dem Krieg gegen die Hethiter zurückkehrte.So las man es auf den Inschriften an den Tempelwänden, und so sah man es auf den Truhen, die eigens für Tutanchamun angefertigt worden waren: Pharao auf seinem Streitwagen, wie er seine Feinde in rasender Fahrt niederringt und erschlägt, wer sich ihm in den Weg stellt. Daneben stand:
    «Der Gute Gott, Sohn des Amun, der Held, dessengleichen es nicht gibt, Herr der Kraft, der Hunderttausende niedertritt und sie zu Leichenhaufen macht. Niedergetreten sind die Großen eines

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