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Im Land des Falkengottes. Tutanchamun

Im Land des Falkengottes. Tutanchamun

Titel: Im Land des Falkengottes. Tutanchamun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schramek
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Morgengrauen von ihm verabschiedete.
    «Pharao hat mir befohlen, die Tränen des Re zu suchen und sie ihm zu bringen. Es ist ein Abschied für immer, Ipu. Sei nicht ängstlich! Für deine Zukunft ist gesorgt.»
    «Aber Ihr könnt mich doch nicht allein hier zurücklassen, Herr!», widersprach er mir.
    «Doch, Ipu. Das ist ein Befehl. Hörst du! Ich werde allein gehen, und du wirst hier bleiben.»
    Ipu hatte keine andere Wahl, als zu gehorchen. Ein anderer Diener brachte mich auf einem Streitwagen zum Hafen. Ich hatte nicht mehr bei mir als einige Stücke Kupfer und etwas Gold, einen Schlauch mit Wasser und zwei Karten. Die Karte des nördlichen Sternenhimmels und eine große Landkarte. Und für alle Fälle trug ich einen Siegelring Pharaos bei mir.
    Kurz nach Sonnenaufgang verließ ein Schiff den Hafen von Men-nefer in Richtung Süden, und niemand wusste, dass Gottesvater Eje auf ihm fuhr. Ich hatte mich als Händler ausgegeben.
     
    Es gab zwei Möglichkeiten, das Gebiet südlich des Großen Sandsees zu erreichen. Ich hätte mit dem Schiff bis Waset fahren können, um von dort geradewegs nach Westen aufzubrechen. Der andere Weg führte über die Oase Fajum in die Oase Bahrija und von dort nach Süden. Auch wenn die Strecke, die ich zu Lande zurücklegen musste, bedeutend länger war, entschied ich mich für letzteren Weg, denn in der geheimen Inschrift hatte es geheißen: «Dort, wo der Falke über dem Haupt des Löwen schwebt, steige hinab in die Tiefe!»
    Wenn ich dies auf meine Karte übertrug, konnte dies nur bedeuten,dass ich von der Oase Bahrija nicht bis Siwa weiterziehen, sondern hier nach Süden abbiegen musste. Ich hatte aber keine Vorstellung davon, was mich dann erwartete.
    Nach drei Tagen hatte ich Merwer erreicht. Ich gab mich aber nicht zu erkennen. Ich wollte weder, dass man mir folgte, ohne mir darüber im Klaren zu sein, wer dazu Anlass haben sollte, noch wollte ich irgendjemandem, der mich kannte, Rechenschaft darüber ablegen müssen, was mich in die Wüste trieb.
    Es brauchte nicht nur viel Überredungskunst, dass mich ein Karawanenführer von dort in die Oase Bahrija mitnahm, denn wer will sich schon mit einem alten Mann belasten, den jeden Augenblick der Schlag treffen kann. Er ließ sich seine Hilfe mit reichlich Kupfer und Gold aufwiegen.
    Meine kleine Sänfte schaukelte zwischen zwei Eseln hin und her, und nur die kleine Zeltplane über mir schwächte die Qualen in der sengenden Hitze, die tagsüber herrschte, etwas ab. Wenn wir abends, sobald die Tiere versorgt waren, um das Lagerfeuer herumsaßen, hörte ich dem Karawanenführer und seinen zwanzig Begleitern genau zu. So erfuhr ich, welche Strecke eine Karawane am Tag zurücklegen konnte, wie viel Futter man mit sich führen musste, und vor allem, wie viel Wasser Mensch und Tier täglich brauchten. Meine Begleiter wollten von mir nicht viel wissen. Nur eine Frage stellten sie mir: Was ich alter Mann in der Wüste zu suchen hätte?
    «Ich muss in die Oase Farafra, um von dort meine Tochter zurückzuholen», log ich sie an. Sie sei Witwe geworden und würde es bei den Verwandten ihres Mannes nicht länger aushalten. Und weil sie keine Brüder und keine Enkel hätte, die sich um sie kümmern könnten, müsste eben ich alter Mann die Frau von ihrem schweren Los befreien. Ich weiß nicht, ob sie mir meine Geschichte geglaubt haben. Aber sie stellten mir danach keine Fragen mehr. Vielleicht weil sie wussten, dass ich sie wieder belügen würde.
    Zehn Tage dauerte unsere Reise von Bahrija nach Farafra. Es fand sich dort schnell eine Witwe, die meine Tochter hätte seinkönnen. Bei ihr fand ich auch Unterkunft und wartete ab, bis meine Karawane wieder den Weg nach Norden antrat. Denn auch ihr Anführer sollte nicht wissen, was ich vorhatte.
    Am darauf folgenden Tag brachte mich meine Wirtin zu einem Mann, von dem sie behauptete, er kenne die Wüste wie kein Zweiter und dass er angeblich imstande war, mich überall hinzuführen. Ihm gehörten dreißig Esel.
     
    «Du kannst mich fragen, was du willst», sagte ich zu Beginn unseres Gesprächs. «Aber frage mich nicht danach, was mich hierher führt und was der Zweck meiner Reise ist. Über alles andere können wir reden.»
    Mein Gegenüber war ein echter Sohn der Wüste. Seine Haut war braun und faltig wie altes Leder. Seine Nase war wulstig, und seine Lippen waren dunkelblau. Er nannte mir nicht einmal seinen Namen. Ich hatte mich als Amenophis ausgegeben. Etwas Besseres war mir nicht

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