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Im Land des Roten Ahorns

Im Land des Roten Ahorns

Titel: Im Land des Roten Ahorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Bouvier
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genauer. Auch ohne die Zierbeschläge musste die Flinte ziemlich viel wiegen. »Wie alt warst du da?«
    »Vierzehn. Jeder männliche Nachkomme unserer Familie kann mit dieser Flinte schießen, das ist Tradition. Sollte ich je einen Sohn haben, werde ich es ihm beibringen.«
    Connor verfiel plötzlich in Schweigsamkeit. Jaqueline konnte in seinem Gesicht lesen, was ihn beschäftigte.
    »Wenn Marion das von uns beiden wusste ...«, begann sie vorsichtig.
    Connor atmete tief durch. »Mach dir deswegen keine Sorgen! Sie hat die Verlobung mit mir gelöst. Ich bin wieder ein freier Mann.«
    Obwohl unbändige Freude in Jaqueline aufstieg, hatte sie jedoch auch ein schlechtes Gewissen. »Also hab ich ihr den Mann weggenommen ...«
    Connor schüttelte den Kopf und nahm sie in die Arme. »Nein, hast du nicht. Marion und ich waren nicht füreinander geschaffen. Wir sind zu unterschiedlich. Sie liebt den gesellschaftlichen Glanz und ich den Wald. Du hast mir lediglich gezeigt, dass es eine Frau gibt, die besser zu mir passt.«
    Marion unterstellt mir sicher, berechnend gehandelt zu haben, sinnierte Jaqueline. Dabei habe ich mich dagegen gewehrt, mich in ihn zu verlieben. Ein Spruch ihres Vaters kam ihr in den Sinn: Das Leben ist unberechenbar, kein Unglück, aber auch kein Glück währt ewig. Mach also aus deinem Leben, was du nur kannst, und nutze jede Gelegenheit, die sich dir bietet.
    »Komm, ich zeige dir dein Zimmer!«, sagte Connor schließlich, löste die Umarmung und zog Jaqueline zur Treppe.
    Das Gästezimmer lag direkt unter dem Dach und hatte zwei schräge Wände. Aber Jaqueline fand es auf den ersten Blick gemütlich. Es gab ein bequemes Messingbett, eine Kommode und einen Schreibtisch mit Stuhl. Vom Fenster aus, das in eine der Dachschrägen eingelassen war, konnte sie auf den See blicken, in dem sich die von Sonnenlicht vergoldeten Wolken spiegelten.
    »Gefällt es dir?«
    »Es ist herrlich. Allein dieser Ausblick! Hier werde ich es gut aushalten.« Damit wandte sie sich Connor zu und küsste ihn.
    Die Nacht drückte wie ein schwarzes Biest gegen die Fenster des Pubs. Mit glasigem Blick starrte Warwick, der auf seinem Bett lag, in die Dunkelheit. In der Hand hielt er ein halb volles Glas, auf dem Nachttisch neben ihm stand eine Whiskeyflasche. Der Ärger darüber, dass Jaqueline ihm noch einmal entkommen war, saß tief.
    Nicht einmal der Rachenputzer schmeckt mir mehr, dachte er, und alles wegen diesem verfluchten Weibsstück! Dieser Monahan muss Lunte gerochen haben. Vielleicht hätte ich ihn vorher erledigen sollen.
    Ein Klopfen an der Tür brachte ihn von seinen Gedanken ab. Wer mochte das sein?
    »Herein!«, rief er und stellte das Glas beiseite.
    Zu seiner großen Verwunderung schob sich ein raschelnder dunkelblauer Rock durch den Türspalt. Marion Bonville trat ein und schob die Kapuze ihres Mantels zurück. Verächtlich blickte sie auf den Mann, der mit Stiefeln auf dem Bett herumlümmelte.
    »Oh, Miss Bonville, was verschafft mir die Ehre Ihres Besuchs?«, fragte Warwick, während er sich gemächlich erhob. Der Rausch, der ihn erfasst hatte, ließ ihn schwanken.
    Marion drückte die Tür ins Schloss und blickte sich um. Was für eine schäbige Absteige!, dachte sie angewidert. Und was für ein schäbiger Kerl! Dennoch brauche ich seine Hilfe. »Sie müssen etwas für mich erledigen«, entgegnete sie kühl.
    Warwick zog die Augenbrauen hoch. So betrunken, dass er den Unterton nicht verstand, war er glücklicherweise nicht.
    »So? Was denn?«
    »Ich will, dass Sie Connor Monahan aus dem Weg räumen. Mitsamt seinem Flittchen.«
    Das überraschte Warwick nun doch. »Ich soll was?«
    »Tun Sie nicht so, als wären Sie auf den Kopf gefallen!« Marion spielte nervös mit der Spitze ihres linken Ärmels. »Es muss natürlich wie ein Unfall aussehen.«
    »Da verlangen Sie recht viel von mir, Miss.«
    Marion kniff die Augen zusammen. »Sie wollen sich also nicht an dem Kerl rächen, der Ihnen Ihr Liebchen weggenommen hat? Das war sie doch, oder?«
    Warwick setzte ein schiefes Lächeln auf. »Mein Verhältnis zu Miss Halstenbek ist ein wenig kompliziert. Aber ich bin der Rache nicht abgeneigt. Allerdings wird es einen Preis haben, wenn ich Ihren Verlobten -«
    »Er ist nicht mehr mein Verlobter«, entgegnete sie fahrig. »Was ist Ihr Preis?«
    »Ich dachte an zwanzigtausend Dollar.«
    »Zwanzigtausend!«, rief Marion erschrocken aus. »Sind Sie von allen guten Geistern verlassen?«
    »Keineswegs! Ein Menschenleben ist

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