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Im Land des Roten Ahorns

Im Land des Roten Ahorns

Titel: Im Land des Roten Ahorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Bouvier
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einkalkuliert. Aber vielleicht ist es für mich von Vorteil, wenn sie ebenfalls stirbt, dachte er. Dann kann ich mich als ihr Gatte ausgeben und ihr Erbe endlich einstreichen.
    Wann und wo seine Sabotage Wirkung zeigen würde, wusste er nicht. Deshalb hielt er es für besser, hinter dem Floß herzureiten.
    Er wartete noch eine Weile, bis das Floß sich von der Sägemühle entfernt hatte. Dann kehrte er zu seinem Pferd zurück und lenkte es wenig später im großen Bogen um die Sägemühle herum.
    Er war sich darüber im Klaren, dass er nicht mit den Flößen Schritt halten konnte. Doch wenn er sich wenig Pausen gönnte und immer wieder Abkürzungen nahm, würde er vielleicht hin und wieder einen Blick darauf erhaschen und herausfinden, ob sein Plan aufgegangen war.

8

    Den ganzen Tag über war Jaqueline draußen und beobachtete das Leben auf und am Eriesee. Hin und wieder machte sie sich Notizen. Zahlreiche Entenarten und Seeschwalben zeigten sich, und einmal entdeckte sie sogar Schwäne. Am Seeufer gab es Bären, die furchtlos ins Wasser sprangen, um Fische zu fangen. Aus der Ferne wirkten die Angelversuche der großen Räuber eher possierlich. Eines der Tiere warf einen silberglänzenden Fisch in die Luft und versuchte ihn zu schnappen. Weil seine Beute allerdings zappelte, wich sie von der berechneten Flugbahn ab und verfehlte das Maul des Bären. Als der Fisch ins Wasser plumpste, schlug der Bär verärgert mit der Tatze nach ihm.
    »Wenn wir Glück haben, sehen wir auch Hirsche und Luchse am Wasser, bevor wir die Niagara Falls erreichen«, erklärte Connor beim Mittagessen, das aus Hartkeksen, Fleisch aus der Konserve und Bohnen bestand. »Du kannst froh sein, dass die Luchse vornehmlich nachts umherschleichen und du vermutlich deshalb im Wald keinem begegnet bist. Diese Raubkatzen sind zwar nicht so groß wie ein Löwe, aber ebenso gefährlich.«
    »Und was ist mit den Lachsen? Vater hat erzählt, dass er ganze Schwärme von Lachsen in den Flüssen gesehen hat.«
    »Die kann man nur zur Laichzeit beobachten, das heißt, zwischen Juni und Oktober. Sie schwimmen aus dem Meer den Saint Lawrence River hinauf zu ihren Laichgründen. Einige von ihnen kommen allerdings nie an, weil unterwegs die Bären lauern. Wenn du mal richtig viele von den Braunpelzen sehen willst, dann musst du zur Laichzeit an den Saint Lawrence fahren.«
    »Das würde ich wahnsinnig gern mal erleben.«
    »Nun, das wird sich einrichten lassen. Ich hab dir doch erzählt, dass einer meiner Brüder den Holzhandel meines Vaters übernommen hat.«
    »Ja, das ist doch der mit der erwachsenen Tochter.« Jaqueline lächelte schelmisch.
    »Genau der. Er würde sich bestimmt freuen, deine Bekanntschaft zu machen. Und nebenbei weiß er auch, wo man die Bären am besten beobachten kann.«
    »Hat er denn keine Angst vor so vielen Bären?«, fragte Jaqueline, denn allein die Erinnerung an die einzelnen Exemplare jagte ihr erneut Gänsehaut über den Rücken.
    »Mein Bruder ist selbst so stark wie ein Bär!« Connor lachte. »Und er kennt sich hervorragend mit ihnen aus.«
    Jaqueline gefiel, wie herzlich Connor von seinem Bruder sprach.
    Da ertönte hinter ihnen ein Räuspern.
    Als sie sich umwandten, sahen sie Bradley McGillion, der respektvoll Abstand hielt und sie wohl schon eine Weile beobachtet hatte.
    Ein breites Grinsen lag auf seinem bärtigen Gesicht, das aber sogleich verschwand, als Connor fragte: »Was gibt es denn, McGillion?«
    »Nun, ich will ja nicht stören, Sir, aber die Mannschaft lässt fragen, ob es wie immer das Baumstammlaufen gibt.«
    »Natürlich gibt es das!«, antwortete Monahan lächelnd.
    »Baumstammlaufen?«, fragte Jaqueline verwundert.
    »Das hat Tradition bei uns«, antwortete Connor. »Am ersten Tag nach dem Ablegen versuchen wir über die Stämme zu laufen, ohne ins Wasser zu fallen.«
    »Ist das nicht gefährlich?«
    »Seit wir die Stämme zusammenbinden, nicht mehr so wie früher, aber man muss trotzdem höllisch aufpassen, wenn man das Gleichgewicht nicht verlieren will. Die Fugen zwischen den Stämmen sind auch nicht zu unterschätzen. Wer trockenen Fußes auf die andere Seite kommt, kriegt fünf Dollar von mir, die er in Montreal auf den Kopf hauen kann. Habe ich das richtig erklärt, Bradley?«
    »Aye, Sir!«, gab der Vormann zurück. »Ich werde den Männern auch sagen, dass sie sich benehmen sollen, jetzt, wo wir 'ne Lady an Bord haben.«
    »Meinetwegen müssen sie sich nicht zurückhalten, Mr McGillion«, wandte

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