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Im Land des Roten Ahorns

Im Land des Roten Ahorns

Titel: Im Land des Roten Ahorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Bouvier
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kostbar. Ich nehme an, dass die Öffentlichkeit noch nichts von der gelösten Verlobung weiß. Also bin ich auch verantwortlich für Ihren guten Ruf. Sie treten als trauernde Verlobte auf und wahren Ihr Gesicht. Wenn Ihnen das nichts wert ist ...«
    »Sie verdammter -«
    »Überlegen Sie sich gut, was Sie sagen, Miss Bonville! Sie wollen doch nicht, dass morgen die ganze Stadt von der geplatzten Verlobung erfährt.«
    Marions Gesicht glühte, und ihre Augen funkelten zornig. Wie kann dieser Mistkerl es nur wagen, mir zu drohen! Vielleicht sollte ich mir einen anderen Handlanger suchen, der den Job ohne Forderungen erledigt. »Sie wollen mich also erpressen?«, fragte sie kühl.
    Warwick schnalzte mit der Zunge. »Erpressung ist so ein hartes Wort. Sagen wir doch lieber, dass ich nur das Beste für Sie will! Die Menschen sind sensationslüstern. Sie stürzen sich auf jeden Skandal, den sie kriegen können.«
    Marion wollte keine passende Erwiderung einfallen, denn er hatte ja Recht. Die gelöste Verlobung würde ihr reichlich Spott einbringen, besonders, wenn sich herausstellte, dass Monahan sie betrogen hatte. Man würde ihr vorwerfen, nicht genug getan zu haben, um den Mann zu halten. Ihr Vater würde das jedenfalls tun. Er wusste noch nichts davon, dass sie Connor aus dem Haus gejagt hatte.
    »Also, was ist, Miss?«, fragte Warwick, während er drohend auf sie zukam.
    Marion wich unwillkürlich zurück, straffte sich dann aber und blickte ihn entschlossen an. »Ich werde etwas Zeit brauchen, um das Geld zu beschaffen.«
    Ein zufriedenes Grinsen huschte über Warwicks Gesicht. »Braves Mädchen! Und kluges Mädchen noch dazu. Sie werden es nicht bereuen.«
    »Übermorgen wird Monahan mit seinen Flößen in Richtung Montreal ablegen. Der Weg dorthin ist lang und nicht ganz ungefährlich ...«
    Warwick grinste breit. »Mir wird schon was einfallen. Allerdings benötige ich eine Anzahlung - zum Decken der Unkosten, wenn Sie verstehen.«
    Marion griff in ihre Handtasche und warf ihm ein paar Geldscheine aufs Bett. »Hier sind hundert Dollar. Immerhin sollen Sie sich nicht lange mit Monahan aufhalten.«
    »Das werde ich nicht, verlassen Sie sich drauf! Ich erwarte die restliche Zahlung bei meiner Rückkehr.«
    Marion nickte und verließ grußlos das Zimmer.

7

    St. Thomas lag unter einem Mantel samtiger Schwärze, als Warwick das Pub verließ. Das Licht in den meisten Fenstern war bereits erloschen. Vom See her wehte brackige Luft herüber. Nachdem er noch einmal zum Haus der Bonvilles geschaut hatte, das er von hier aus gut ausmachen konnte, wandte er sich um und stapfte über den Sidewalk in Richtung Sägemühle.
    Ein Lächeln zog über sein Gesicht. Sein Plan war geradezu genial. Immer wieder blickte er sich prüfend um, doch hier draußen war niemand.
    Die Sägemühle lag friedlich in der Dunkelheit. Auf dem Eriesee trieben riesige Stämme, die mit Seilen zusammengezurrt waren, damit sie unterwegs nicht abtrieben. Zwei Hausflöße reckten die Dächer in den Himmel, außerdem gab es noch zwei Lastflöße zum Transport von Brettern und Kleinholz. Warwick hatte keine Ahnung vom Holzhandel, aber er wusste, worauf es bei einem Floß ankam und wo die Schwachstellen lagen.
    Vor dem Tor hielt er inne. In einem der Fenster des Kontors brannte Licht. Sitzt du noch über deinen Büchern, Monahan?, dachte Warwick spöttisch. Oder treibst du es gerade mit deiner Hure?
    Als eine Gestalt am Fenster erschien, zog er sich weiter in den Schatten zurück. Hat er mich vielleicht bemerkt? Spürt er, dass ich hier bin?
    Nachdem der Schatten am Fenster, der eindeutig männliche Konturen gehabt hatte, verschwunden war, erlosch das Licht. Warwick wartete noch eine Weile, und nachdem er sich vergewissert hatte, dass weder ein Hund noch ein Wächter auf dem Hof war, schlich er voran.
    Am Morgen herrschte schon früh rege Betriebsamkeit im Sägewerk. Einige Frauen erschienen, um ihren mitreisenden Männern Proviant zu bringen. Die Arbeiter schafften die Vorräte auf die Lastflöße.
    Als die Sonne ihren Mittagsstand erreicht hatte, war die Mannschaft so weit, dass alle an Bord gehen konnten.
    Jaqueline stand in Connors Büro, nachdem sie mitgeholfen hatte, einige Gegenstände auf das Hausfloß zu schaffen, das für gut eine Woche ihre Wohnung sein würde.
    Freudige Erregung erfasste sie. Connor hatte ihr viel über die herrliche Landschaft erzählt, die an ihnen vorbeiziehen würde. Zu dieser Jahreszeit sollte es blühende Wiesen und Bäume

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