Im Land des Roten Ahorns
hätte. Aber jetzt alarmierte es Connor.
Nanu, warum bellt der Hund nicht?, fragte er sich gerade, da entdeckte er das leblose Tier. Fassungslosigkeit und Zorn wallten in Connor auf. Er sprang aus dem Sattel und kniete sich neben den Hund. Die Zunge hing ihm aus dem Maul, sein Blick war starr. Eine Kugel hatte ihm offenbar das Herz zerfetzt.
Monahan strich über die Schlappohren des Rüden. Tränen schossen ihm in die Augen. Er biss die Zähne so fest zusammen, dass es knackte.
Warwick!, dachte er grimmig. Er schnellte hoch und stürmte in die Hütte. Der Brandgeruch nahm ihm für einen Moment den Atem und ließ ihn zurückweichen.
Inmitten eines großen schwarzen Brandflecks auf dem Boden lagen die Reste einer angesengten Bettdecke. Die Flammen hatten Rußspuren an der Zimmerdecke hinterlassen. Es grenzte an ein Wunder, dass die Hütte nicht vollständig niedergebrannt war.
Die Botschaft, die dieser Warwick hier hinterlassen hatte, war nur zu deutlich. Schreckte der Kerl denn vor gar nichts zurück? Angst um Jaqueline überwältigte Connor. Sie ist in höchster Gefahr, dachte er. Kann ich sie vor diesem Unhold schützen? Wer ist dieser Warwick, dass er niemals aufgibt und zu solchen Mitteln greift? Ich sollte den Mann bei der Polizei anzeigen. Aber habe ich Beweise für seine Schuld?, überlegte er.
Nachdem Connor den Boden sorgfältig abgesucht hatte, wurde ihm klar, dass der Täter nicht die geringste Spur hinterlassen hatte. Kein Richter der Welt würde in dieser Sache etwas gegen Warwick unternehmen.
Angst und Hilflosigkeit tobten in Connor, während er die Reste der Decke und die Asche nach draußen fegte.
Ich muss sie zu mir holen!, durchfuhr es ihn. Auch wenn man im Hotel Jaquelines richtigen Namen nicht kennt, kann ich sie nur beschützen, wenn sie in meiner Nähe ist.
Er beeilte sich, den Hund neben der Hütte zu vergraben, sicherte die Hütte und hängte ein Schloss vor die Eingangstür. Dann schwang er sich wieder in den Sattel.
Ob es die besten Räume des Hotels waren, konnte Jaqueline nicht beurteilen, aber die Suite gefiel ihr. Das Wohnzimmer erinnerte sie an den Salon ihrer Mutter, in dem sie immer ihre Teekränzchen abgehalten hatte. Die rosa-weiß gestreifte Tapete passte hervorragend zu den Empiremöbeln und den schweren Brokatvorhängen. Ein goldgerahmter Spiegel schmückte neben geschmackvollen kleinformatigen Stillleben die Wand. Ein Zimmer wie für eine Prinzessin, ging Jaqueline durch den Kopf, während sie darin auf und ab wanderte. Trotzdem wäre ich jetzt lieber bei Connor in der Hütte. Was er wohl macht? Und wann werde ich ihn wiedersehen?
Den ganzen Tag wartete sie nun schon auf ihn. In dem pompösen Hotelbett in dem kleinen Schlafraum der Suite hatte sie nach den Aufregungen der Nacht wie ein Stein geschlafen und sich beim Aufwachen zunächst vollkommen verloren gefühlt. Doch dann war ihr alles wieder eingefallen.
Ob sich der Portier nicht wunderte, dass Mister Monahans »Nichte« ihr Zimmer den ganzen Tag nicht verlassen und alle Mahlzeiten in ihrem Salon eingenommen hatte? Jaqueline musste lachen.
Sie trat ans Fenster und beobachtete gebannt das abendliche Treiben auf der Hauptstraße von St. Thomas. Diese Stadt war ganz anders als Hamburg. Der französische Einfluss war hier deutlich zu erkennen. Einige Gebäude hätten genauso gut in Paris stehen können. Allerdings bildeten sie einen ziemlichen Kontrast zu den hölzernen Gehsteigen und der nicht befestigten Straße, die sich bei Regen oder Schneeschmelze vermutlich in ein Schlammloch verwandelte.
Jaqueline bedauerte allmählich, dass sie Connor versprochen hatte, keinesfalls hinauszugehen.
Plötzlich polterte es auf dem Korridor.
Jaqueline zuckte zusammen und schalt sich gleichzeitig für ihre Furcht. Sicher ist draußen nur jemand hingefallen.
Als es an ihrer Tür klopfte, raste ihr Herz vor Angst.
Ob Warwick sie gefunden hatte?
»Jaqueline?«, rief Connor. »Darf ich reinkommen?«
Jaqueline atmete auf. »Ja, bitte!«
Connor wirkte gehetzt, als er eintrat. An seiner Kleidung klebte Schmutz und Ruß.
Ein eisiger Schrecken durchfuhr sie. »Was ist geschehen?«
»Du musst weg von hier!« Eilig drückte er die Tür ins Schloss.
Jaqueline schüttelte verständnislos den Kopf. »Warum denn? Hast du Warwick in der Nähe gesehen? Hat er sich hier eingemietet?«
»Warwick war bei der Hütte. Er hat den Hund erschossen und versucht, Feuer zu legen, was ihm glücklicherweise nicht richtig gelungen ist. Außerdem
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