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Im Land des Roten Ahorns

Im Land des Roten Ahorns

Titel: Im Land des Roten Ahorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Bouvier
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Dunkelheit. Die Anfeuerungsrufe hielten noch an, sodass Jaqueline vermutete, dass er immer noch lief oder wenigstens nicht ins Wasser gestürzt war.
    Als auf der anderen Seite Jubel ertönte, trat McGillion neben sie.
    »Sehen Sie, er ist heil angekommen. Den Rückweg schafft er auch noch. Er schafft es jedes Mal.«
    Der Vormann hatte Recht. Während Jaqueline noch um Connor bangte, sprang er plötzlich mit einem langen Satz aus der Dunkelheit auf das Floß, und sie konnte ihn glücklich in die Arme schließen.
    »Hast du etwa an mir gezweifelt?« Connor grinste breit. »Ich bin schon als kleiner Junge über die Stämme gelaufen, auch wenn es mein Vater nie gern gesehen hat. Meine Brüder und ich haben uns regelrechte Wettkämpfe geliefert. Nicht mal mein ältester Bruder hat mich je geschlagen.«
    »Das hättest du mir vorher erzählen sollen, dann hätte ich mir keine Sorgen machen müssen.«
    Connor lachte nur und küsste sie zärtlich.
    In den folgenden Stunden durften die Männer ihren Triumph feiern - oder ihren Kummer begießen. Im Schein der Lampen saßen die Flößer beisammen und genehmigten sich eine kleine Ration Whiskey. Alte Lieder wurden angestimmt, und einer der Männer begleitete die teilweise schrägen Gesänge auf der Mundharmonika.
    Jaqueline lauschte ihnen verträumt und blickte über das Wasser. Am Ufer entdeckte sie Glühwürmchen, die auf sie zuzuschweben schienen. Über ihnen schob sich der Mond durch die Wolken und warf ein silbriges Licht auf die Nadelbäume, die den See säumten. Die Strömung war mild, und die Flöße glitten ruhig dahin.
    Als sich die Männer später schnarchend auf ihren Lagern wälzten, liebten sich Jaqueline und Connor in dem kleinen Abteil, das eigens für sie vom restlichen Innenraum abgetrennt worden war. Zunächst hatte Jaqueline Hemmungen, da sie befürchtete, dass die anderen auf sie aufmerksam werden könnten. Doch als sie im Rausch der Lust versank, vergaß sie alles rings um sich herum. Es gab in diesen Momenten nur Connors streichelnde Hände, seine Lippen und seine Haut, die sich an ihrer rieb, während er so vorsichtig in sie eindrang, als fürchte er, sie zu zerbrechen.
    Später, als sie Arm in Arm dem Schlaf entgegendämmerten, bemerkte Jaqueline ein ungewohntes Geräusch. Das Floß war umgeben von Geräuschen des Sees und der Baumstämme, die das Wasser durchpflügten. Auch der Aufbau knarzte und ächzte. Doch dieses Geräusch klang fremd und bedrohlich und beunruhigte sie.
    »Hörst du das?«, wisperte sie in die Dunkelheit.
    Connor gab ein schläfriges »Hm« zurück und machte keine Anstalten, die Augen zu öffnen.
    Da ertönte das Geräusch wieder.
    Vielleicht bilde ich mir nur ein, dass es nicht normal ist, dachte Jaqueline, doch plötzlich ging eine Erschütterung durch das Floß.
    »Connor!«, rief sie nun lauter und rüttelte ihn an der Schulter.
    Er schreckte auf. »Was ist?«
    »Etwas stimmt hier nicht.« Eilig schloss Jaqueline die Knöpfe ihrer Bluse. Sie hatte es vorgezogen, sich nicht ganz auszuziehen.
    Connor lauschte angestrengt. »Was ist denn?«
    »Ich habe ein seltsames Knarren gehört und eine Erschütterung gespürt.«
    »Das ist nur die Strömung.« Connor wollte Jaqueline wieder an sich ziehen, aber sie versteifte sich. Ihr Magen kniff. Furcht schnürte ihr die Kehle zu. Sie erinnerte sich noch zu gut an das Unwetter auf ihrer Überfahrt. Natürlich war das hier etwas anderes, aber auch jetzt hatte sie plötzlich Angst zu ertrinken.
    Da ging erneut ein Ruck durch das Floß.
    Nun richtete Connor sich ebenfalls auf.
    »Willst du immer noch behaupten, dass das die Strömung ist?«, fragte Jaqueline.
    »Ich werd mal nachsehen, was los ist. Damit du beruhigt schlafen kannst.«
    Connor erhob sich von seinem Lager und begann mit einem Rundgang. Auf den ersten Blick war nichts zu sehen, und auch das Geräusch wiederholte sich nicht.
    Auf der Steuerbordseite traf er auf die Nachtwache. Die beiden Männer hatten sich auf dem Floß langgemacht und blickten hinauf zum Mond, der zwischen ein paar hell beleuchteten Wölkchen schwebte.
    Als sie ihren Boss bemerkten, schreckten sie hoch.
    »Alles in Ordnung bei euch?«, fragte Connor, während er den Blick über die Balken schweifen ließ.
    »Ja, Sir, alles bestens.«
    »Habt ihr vorhin auch Geräusche gehört?«
    »Ja, haben wir, aber das war nichts«, antwortete der erste Wächter. »Sicher ist ein Stein zwischen die Stämme geraten und dann weggesprungen.«
    »Und was war mit der

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