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Im Land des Roten Ahorns

Im Land des Roten Ahorns

Titel: Im Land des Roten Ahorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Bouvier
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einzusammeln.
    »Was sind das da eigentlich für Bäume?«, fragte sie Connor, als sie sich der Anlegestelle näherten. Früher hatte es hier wohl einmal eine Fähre gegeben, jetzt standen hier nur noch die Überreste eines Steges.
    »Das sind Cucumber Trees.«
    »Gurkenbäume?« Jaqueline runzelte ungläubig die Stirn. »Wachsen da etwa Gurken dran?«
    »Nein, aber die unreifen Früchte sehen Gurken sehr ähnlich. Wenn du möchtest, schauen wir sie uns mal genauer an.«
    »Und ob ich möchte!«
    »Dann nimm am besten Papier und Bleistift mit für den Fall, dass du dir Notizen machen möchtest.«
    Jaqueline packte alles, was sie brauchte, in eine kleine Segeltuchtasche. Gespannt wartete sie auf das Anlegen der Flöße.
    Als es so weit war und Connor seinen Männern noch einige Anweisungen erteilt hatte, half er Jaqueline vom Floß herunter. Sie stiegen das grasige Ufer hinauf, auf dem sich die ersten roten Blüten der Indian Paintbrush zeigten.
    Jaqueline bückte sich und nahm ein paar der Blumen mit. Auch von den Farnen und anderen ihr unbekannten Pflanzen sammelte sie einige Exemplare ein.
    »Unser Floß wird noch zum Forschungsschiff«, witzelte Connor, während er ihr einen Stängel blauer Lupinen reichte. »Hier, die kannst du sicher auch gut gebrauchen.«
    Schließlich erreichten sie die gelb blühenden Bäume. Fasziniert betrachtete Jaqueline die Blüten, dann griff sie nach einem der Zweige. Noch deutete nichts darauf hin, dass sie mal eine gurkenähnliche Frucht tragen würden.
    »Die Cucumber Trees gehören zu den Magnoliengewächsen«, erklärte Connor. »Das habe ich mir mal von einem Botaniker sagen lassen.«
    »Seltsam, dass mein Vater die nie beschrieben hat. Oder ich habe es mit der Zeit vergessen.« Jaqueline streckte die Hand vorsichtig nach den Blüten aus. Ein Summen ertönte, dann schoss eine Hummel aus dem Blütenkelch.
    »Oh, offenbar hatte da jemand Hunger«, scherzte Connor. »Was ist, möchtest du die Blüte nicht zeichnen? Ich bin sicher, das würde deinen Reisebericht bereichern.«
    »Mir fehlt eine Unterlage zum Zeichnen.«
    Connor bückte sich. »Nimm meinen Rücken!«
    »Hältst du das denn so lange aus?«
    »Für dich halte ich alles aus, mein Schatz!«
    Jaqueline zog ein Blatt Papier hervor und nahm den Vorschlag an. Erfreut stellte sie fest, dass ihr Zeichentalent, das sie von ihrem Vater geerbt hatte, noch nicht verloren gegangen war.
    »Du kannst wieder hochkommen, ich habe alles.« Jaqueline pflückte noch einen kleinen Zweig und verstaute ihn mit den anderen Gewächsen in ihrer Segeltuchtasche.
    »Gut, dann werd ich dir noch etwas zeigen.« Connor ergriff ihre Hand und zog sie mit sich.
    »Wohin führst du mich jetzt?« Jaqueline versuchte im Laufen ihre Zeichnung wegzupacken.
    »Wart's nur ab! Ich bin sicher, dass es dir gefallen wird.«
    Sie wanderten eine Weile über Stock und Stein. Am Wegrand entdeckte Jaqueline die länglichen gelben Blüten der Kanadischen Goldrute und die Arktische Lupine.
    »Das nennt man hier übrigens Horseweed.« Connor deutete auf ein langstieliges Gewächs mit sternförmig angeordneten Blättern und gelben Blüten.
    »Weil die Pferde es mögen?«
    »So ist es. Es wächst beinahe auf jeder Weide und verbreitet sich rasend schnell. Man kann es in Kräutermischungen und zur Zubereitung von Kräuterbutter verwenden. Savannah, die Köchin der Bonvilles, schwört darauf.«
    Connor verstummte. Jaqueline konnte ihm ansehen, dass er an Marion dachte.
    Bereut er das Ende seiner Verlobung vielleicht doch?, fragte sie sich ängstlich. Doch bevor sie den Gedanken verfolgen konnte, rief Connor:
    »Da vorn ist es!«
    Drei größere Felsbrocken ragten aus dem Gras empor. Auf den ersten Blick war nichts Besonderes an ihnen, doch beim Näherkommen erkannte Jaqueline kleine Einkerbungen. Diese zeigten stilisierte Sonnen, Männer und Vögel.
    Ihr Vater hatte zahllose solcher Felsbilder mit Durchpausen dokumentiert und ihr davon erzählt, aber in der Nähe der Niagarafälle hatte er keine gefunden.
    Freudige Erregung packte Jaqueline. Ach, wenn ich ihm doch diese Zeichnungen zeigen könnte!
    Rasch holte sie ein Blatt Papier hervor.
    »Von wem stammen diese Darstellungen, und was bedeuten sie?«, fragte sie, während sie die Kerben vorsichtig mit dem Finger nachzog.
    »Von den Irokesen. Ich vermute mal, dass die Männer einem Sonnengott huldigen. Da die Franzosen viele Ureinwohner getötet haben, ist sehr viel Wissen über ihre Kulte verloren gegangen. Aber die

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