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Im Land des Roten Ahorns

Im Land des Roten Ahorns

Titel: Im Land des Roten Ahorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Bouvier
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Kulisse eines atemberaubenden Sonnenuntergangs bot Montreal einen überwältigenden Anblick. Jaqueline fühlte sich an Hamburg erinnert. Stattliche Kirchtürme reckten sich in die Höhe und wetteiferten mit in den Himmel wachsenden Häusern aus grauem Stein. Ob sie die von Pferden gezogenen Tramways sehen würde, von denen ihr Vater ihr erzählt hatte? Als Kind hatte es sie sehr beeindruckt, dass sie im Winter, wenn es geschneit hatte, auf Kufen dahinglitten.
    Das Schnauben von Lokomotiven hallte zum Hafen am Sankt-Lorenz-Strom herüber, in dem zahllose Lastkähne und Segelschiffe ankerten. Schiffsglocken und das Tuten von Dampfschiffen ertönten, und die Rufe von Mannschaften, Kutschern und Hafenarbeitern, die Ladungen löschten, mischten sich in das Geschrei der Möwen und das Gewieher der Pferde. Riesige Lagerhallen zeugten von einem florierenden Handel.
    »Das ist das Zollhaus! Imposant, nicht wahr?« McGillion wies auf ein majestätisches Gebäude. Das zweite Stockwerk war mit Kolonnaden geschmückt. Die vorstehende Schmuckfassade der Stirnseite wurde von einem hohen Uhrenturm überragt.
    Was für ein prächtiger Bau! Eine einzige Demonstration von Reichtum und Macht. Jaqueline war sprachlos. Sie kniff die Augen zusammen, konnte die Uhrzeit aber nicht erkennen.
    Als sie an ihre bevorstehende Aufgabe dachte, runzelte sie besorgt die Stirn. Dank der geretteten Frachtpapiere für das Holz dürften die notwendigen Formalitäten eigentlich schnell zu erledigen sein, tröstete sie sich schließlich. Ich muss unbedingt dafür sorgen, dass das Holz einen guten Preis erzielt. Zum Glück hat McGillion die Tour bereits mehrfach unternommen und kann mir zur Seite stehen.
    »Schon eine Ahnung, was Sie machen wollen, wenn unsere Aufgabe erledigt ist?«, fragte der Vormann nun.
    Jaqueline lächelte traurig. Offenbar glaubte inzwischen niemand mehr an Connors Überleben. »Ich werde vielleicht in Montreal bleiben. In St. Thomas wird Warwick mich wohl kaum in Ruhe lassen. Und was wird aus Ihnen, Mr McGillion? Ich kann mir vorstellen, dass Sie die Sägemühle gut führen würden.«
    »Nur weiß ich nicht, ob man mich lässt. Mr Monahans Brüder haben da ein gewaltiges Wort mitzureden.«
    »Wenn es hilft, stelle ich Ihnen gern ein Empfehlungsschreiben aus.«
    »Das ist sehr freundlich von Ihnen. Aber wir sollten erst mal das Holz an den Mann bringen.«
    Im geschäftigen Hafen von Montreal sorgte das Holz für keinerlei Aufsehen. Die Flößer legten dort nicht an, sondern fuhren noch ein Stück flussabwärts, bis sie die Depots von Monahans Holzhandel erreichten.
    Unter McGillions Kommando koppelte die Mannschaft die Flöße auseinander und ging am Ufer vor Anker. Da es inzwischen später Nachmittag war, wurden auch die Stämme nur festgemacht. Erst am nächsten Morgen würde man sie an Land ziehen und begutachten.
    »Sie sollten sich ein Zimmer im Hotel gönnen«, schlug McGillion Jaqueline vor, die alle Manöver angespannt beobachtet hatte.
    Erschöpft lächelte sie. »Und was ist mit Ihnen?«
    »Ich übernachte mit unseren Leuten in einem der Lagerschuppen. Morgen müssen wir ziemlich früh raus. Da lohnt es sich nicht, sich in ein weiches Bett zu legen. Sie hingegen haben ein wenig Ruhe verdient, nachdem sie das Floß mit uns teilen mussten.«
    »Das war nicht mal halb so schlimm, wie ich es mir noch vor Monaten vorgestellt hätte. Ich glaube, das Schnarchen der Männer wird mir sogar fehlen.« Jaqueline lächelte, obwohl ihr Herz schwerer war denn je. Connor ist verloren, dachte sie. Mir wird nur die Erinnerung bleiben.
    »Das Port-Hotel wäre eine gute Wahl«, bemerkte McGillion nach einer Weile. »Wenn Sie erlauben, bringe ich Sie hin.«
    Jaqueline bedankte sich für das freundliche Angebot. Er hatte Recht, ein paar Tage Ruhe würden ihr guttun.
    Zwei Wochen nachdem er von den Summervilles losgeritten war, erreichte Connor zu später Stunde Montreal. Die Stadt versank bereits in Dunkelheit, nur am Hafen brannten noch zahlreiche Lichter.
    Ob sie bereits hier sind?
    In Toronto hatte er einen kleinen Zwischenstopp eingelegt und erfahren, dass die Flößer ziemlich übereilt weitergezogen waren. Der Barkeeper, mit dem er gesprochen hatte, war ganz angetan gewesen von der Frau, die die Holzfäller angeführt hatte.
    »Eine resolute Lady! Und die Männer haben aufs Wort pariert. Hätte nicht gedacht, dass eine Frau das Zeug zum Flößen hat.«
    Connor hatte stolz in sich hineingelächelt, obwohl ihm das »übereilt« zu schaffen

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