Im Land des Roten Ahorns
könnte Warwick hier auftauchen. Monahans Anwesenheit würde ihn sicher nicht davon abhalten, seine vermeintlichen Ansprüche anzumelden.
Ihr Retter zog sie nun vorsichtig hoch. Ihre Beine fühlten sich noch etwas wacklig an, und in ihrem Rücken pochte es heftig.
Immerhin habe ich mir nichts gebrochen, dachte Jaqueline, als sie, gestützt auf Monahans Arm, vorsichtig ein paar Schritte machte.
Als sie den Blick umherschweifen ließ, bemerkte sie einige Männer, die etwas abseits zu warten schienen. Einige hatten die Hüte gezogen, während andere sie einfach nur anstarrten, als hätten sie schon lange keine Frau mehr gesehen.
»Das sind meine Leute. Bradley McGillion ist mein Vormann, die anderen heißen Tom, Nick, James, Phil und Mason.«
Jaqueline begrüßte sie mit einem Kopfnicken. Erleichterung durchflutete sie. In Gegenwart all dieser Männer könnte Warwick sie bestimmt nicht gegen ihren Willen fortschleppen.
»Tom, hol eines der Pferde!«
Der Gerufene setzte sich sofort in Bewegung.
»Meinen Sie, dass Sie sich auf einem Pferd halten können?« Monahan deutete auf die Reittiere, die auf einer Lichtung ruhig grasten. Der junge Mann, der losgelaufen war, führte einen Braunen an den Zügeln herbei.
»Sicher. Solange mich nicht wieder ein Ast trifft.« Jaqueline lächelte zaghaft und bewunderte das schöne Tier. Es hatte eine schwarze Mähne und einen schwarzen Schweif, und seine Stirn zierte eine längliche Blesse.
Nachdem sie vergeblich allein versucht hatte, in den Steigbügel zu kommen, fragte Connor höflich: »Erlauben Sie mir, dass ich Ihnen helfe?«
»Natürlich.« Jaqueline spürte, dass er vorsichtig die Hände auf ihre Hüften legte.
»Jetzt halten Sie sich am Sattelhorn fest und ziehen sich nach oben.«
Jaqueline tat wie geheißen und wunderte sich über Connors Kraft. Beinahe spielerisch schob er sie in den Sattel.
Er würde es gewiss schaffen, Warwick in Schach zu halten, fuhr ihr durch den Kopf.
»Wird es gehen?«, fragte er, während er ihren zweiten Fuß sanft in den Steigbügel schob.
»Ja, ich denke schon«, antwortete Jaqueline, obwohl sie sich wieder ein wenig schwindelig fühlte. »Hätte der Ast mein Pferd nicht getroffen, wäre ich wohl auch nicht runtergefallen.«
Monahan wandte sich nun an seine Männer. »Bradley, Sie wissen, was für Stämme ich haben will. Markieren Sie die in Frage kommenden Exemplare, und lassen Sie dann schon mal mit dem Sägen anfangen. George müsste mit den Pferden gleich hier sein.«
»Ist gut, Boss«, versicherte der Vormann. »Was sollen wir mit dem Gaul machen?«
»Lasst ihn liegen, sofern er euch nicht bei der Arbeit behindert! Die Bären und Wölfe wollen auch was zu beißen haben.«
Damit saß er ebenfalls auf, griff nach den Zügeln des Braunen und trieb seinen Apfelschimmel an.
Das Krächzen von Krähen riss Alan Warwick aus der Finsternis.
Was ist geschehen?, fragte er sich. Er wälzte sich herum und schlug die Augen auf. Das Tageslicht blendete ihn. Die Luft roch verbrannt. Etwas stach ihm von unten in den Rücken.
Er hatte keine Ahnung, wo er war.
Der Himmel über ihm war bleigrau. Als ihm ein Stück des Dachvorsprungs ins Auge fiel, kehrte die Orientierung allmählich zurück. Mein Haus!
Krähen flatterten auf. Erst hörte Warwick nur das Schlagen ihrer Schwingen, dann sah er die Vögel über sich hinwegziehen.
Ich muss mich aufrichten.
Langsam tastete er den Boden unter sich ab. Er zog ein paar Dachziegel hervor, die leise knirschten.
Verwirrt setzte Warwick sich auf und betrachtete die Schindeln. Da durchzuckte ihn ein Erinnerungsbild: Feuer!
Der Blitz ist in mein Haus eingeschlagen. Ich hab Jaqueline aus ihrem Zimmer geholt, damit sie mir hilft, es zu löschen. Und dann ...
Dann waren die Ziegel auf ihn herabgeregnet.
Nein, vorher hatte Jaqueline sich losgerissen und war davongelaufen.
Stöhnend rappelte Warwick sich auf. Sein Blick fiel auf den Stall, dessen Tür sperrangelweit offen stand.
Ohne nach den Pferden zu sehen, wusste er, dass eines fehlte. Die Erkenntnis, dass Jaqueline die Flucht gelungen war, brannte wie Säure in ihm.
Keuchend blickte er sich zum Wohnhaus um. Der Anblick der geschwärzten Mauern traf ihn wie ein Fausthieb in den Magen.
Ein großer Teil des Daches war eingestürzt. Die Fenster der oberen Etage waren in der Hitze geborsten. Dass das Feuer die untere Etage verschont hatte, verdankte er wohl dem Regen und der Feuchtigkeit im Mauerwerk.
Ich bin ruiniert! Die Erkenntnis durchfuhr
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