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Im Land des Roten Ahorns

Im Land des Roten Ahorns

Titel: Im Land des Roten Ahorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Bouvier
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Warwick wie ein scharfes Messer. All die Mittel, die er in die Renovierung gesteckt hatte, waren verloren.
    Alles wäre anders gekommen, wenn sich dieses starrsinnige Miststück mir nicht widersetzt hätte, dachte er und ballte die Fäuste.
    Erst jetzt kam ihm in den Sinn, dass von den Stadtbewohnern niemand gekommen war, um ihm zu helfen - und das, obwohl das Feuer wahrscheinlich meilenweit zu sehen gewesen war. Wahrscheinlich freuen sie sich sogar, dass mir das Haus über dem Kopf abgebrannt ist, dachte er wütend.
    Warwicks Verhältnis zu den Menschen von Chatham war von Anfang an gespannt gewesen, weil er als Zugezogener mit dem Kauf des alten Herrenhauses einen einheimischen Konkurrenten aus dem Rennen geschlagen hatte.
    Wenn ich Halstenbeks Vermögen bekommen hätte, hätte ich es ihnen zeigen können. Doch so ... Er bezwang seinen Zorn und wirbelte herum.
    Ich muss sie finden! Er ließ keinen anderen Gedanken mehr zu, während er zum Pferdstall rannte.
    Natürlich hat sie sich den Braunen genommen!
    Verärgert darüber, dass sie mit seinem besten Pferd geflüchtet war, sattelte er seinen Rappen und trieb ihn an.
    »Weit kann sie nicht gekommen sein. Sie kennt sich hier nicht aus. Gnade ihr Gott, wenn ich sie schnappe!«, brummte er wütend.

2

    Ein schmaler, kaum sichtbarer Pfad schlängelte sich vor ihnen in das Dickicht hinein. Jaqueline schaute zu den Bäumen auf, die immer größer zu werden schienen, je weiter sie in den Wald vordrangen. Sie erkannte Fichten und Kiefern, Tannen und Laubbäume, die um diese Jahreszeit noch kahl waren.
    Gehört dieser Wald Monahan, oder hat er nur die Erlaubnis, hier Holz zu schlagen?, fragte sie sich.
    Ebenso wie die Bäume wurden auch die Sträucher höher, die den Wegrand säumten. Ein erdiger Geruch stieg ihr in die Nase. Die kühle, regenfeuchte Luft ließ sie frösteln. Hin und wieder rieselten ein paar Wassertropfen auf sie herab. Dennoch konnte sie sich der Faszination des Waldes nicht entziehen.
    Wie mag es hier wohl im Sommer aussehen? Ihr Vater hatte von hohen Farnen, dichtem Gras und leuchtenden Blütenteppichen berichtet.
    Der Pfad wurde noch schmaler. Grassoden überwucherten ihn beinahe vollständig.
    »Hier kommt offenbar nur selten jemand lang, oder?«, fragte Jaqueline schließlich, während Äste ihr über Rock und Beine strichen.
    »Das kann man wohl sagen. Früher hatten Fallensteller hier ihr Domizil, doch das ist eine Weile her. Der Wald ist sehr unwegsam, und außerdem gibt es mittlerweile viele Straßen, auf denen man reisen kann. Nur Holzfäller wie wir verirren sich noch in dieses Gebiet.«
    Jaqueline gefiel es, dass er von sich als einfachem Holzfäller sprach, obwohl seine Kleidung und die Art, wie er sprach, verrieten, dass er ein wohlhabender Mann war.
    Offenbar hat er sich seinen Wohlstand hart erarbeitet, ging ihr durch den Sinn.
    Als das Gelände immer unwegsamer wurde, fürchtete Jaqueline bereits, sie hätten sich verirrt.
    Doch Monahan rief unvermittelt:
    »Da wären wir!«
    Er deutete auf eine große Blockhütte aus geschwärzten Bohlen, vor der ein Hauklotz ins Auge fiel, in dem eine Axt steckte. Neben der Blockhütte standen eine kleine Hütte oder ein Stall sowie ein Verschlag, der an einer Seite offen war und einen Stützbalken hatte, an dem Seile hingen. Darunter lag ein seltsames Metallgebilde, das schon ziemlich verrostet war.
    Hat Monahan die Hütte von einem Trapper übernommen?, fragte sich Jaqueline, während Monahan das Pferd zum Stehen brachte.
    Ein mulmiges Gefühl überkam sie. Ihre Hände wurden schlagartig kalt. Was, wenn er die Situation ausnutzen will?, schoss ihr durch den Kopf.
    Doch dann rief sie sich wieder zur Vernunft.
    Der Mann will dir helfen! Nicht jeder ist so ein Widerling wie dieser Warwick!
    Als Monahan abgesessen hatte, half er Jaqueline aus dem Sattel.
    Sie war froh, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben. Allerdings sanken ihre Schuhe ein wenig ein. Als sie irritiert nach unten blickte, erkannte sie, dass sie auf einem großen Moosteppich stand, der den Waldboden bedeckte.
    »Hier gibt es sehr viel Moos«, erklärte Monahan beruhigend, als er ihren Blick bemerkte. »Aber keine Sorge, der Boden darunter ist fest. Das nächste Moor liegt etliche Meilen von hier entfernt. Sie müssen sich nicht ängstigen.«
    Jaqueline atmete erleichtert auf. Während sie der Hütte zustrebte, versuchte sie sich vorzustellen, wie es wäre, mit nackten Füßen über das Moos zu laufen. Ihre Schritte federten, als

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