Im Land des Roten Ahorns
Kaffeetassen zurückkehrte, hatte sie eine Entscheidung getroffen.
»Ich bin vor jemandem geflohen. Vor einem Mann, der mich zwingen wollte, ihn zu heiraten.«
Monahan runzelte die Stirn.
»Ich muss zugeben, dass es meine eigene Dummheit war. Ich hätte die Einladung in sein Haus niemals annehmen dürfen. Er hat mich dort gefangen gehalten und mir meine Papiere abgenommen. Sie liegen immer noch dort. Aber ich musste das Unwetter ausnutzen, um von ihm wegzukommen.«
»Was die Papiere angeht, da kann ich Ihnen sicher behilflich sein. Haben Sie vor, in Kanada einzuwandern, oder waren Sie nur zu Besuch?«
»Ich wollte eigentlich hierbleiben.« Jaqueline schloss die eiskalten Hände um die Tasse. Ihre Handflächen kribbelten, als sie die Wärme spürten. »Aber ob das ohne Papiere überhaupt möglich ist? Ich will auf keinen Fall erneut mit diesem Kerl zusammentreffen.«
»Klingt so, als wäre das ein Fall für die Polizei.« Monahan pustete in seine Tasse, bevor er den Kaffee vorsichtig probierte.
Jaquelines Magen klumpte sich zusammen. »Nein, keine Polizei.«
Monahan setzte die Tasse ab. »Warum nicht? Allem Anschein nach handelt es sich hierbei um ein Verbrechen. In diesem Land darf niemand einen anderen gegen dessen Willen festhalten.«
»Das mag sein, aber er hält mich ja nicht mehr fest. Und was die Papiere angeht, die hat er sicher längst verbrannt, um die Spuren zu beseitigen.«
Monahan betrachtete sie skeptisch. »Wollen Sie mir denn nicht wenigstens den Namen dieses Mannes nennen? Ich könnte mich ein wenig umhören.«
Jaqueline schüttelte heftig den Kopf. »Nein, das möchte ich nicht! Ich will ihn einfach nur vergessen. Wie Sie sehen, bin ich unversehrt. Es gibt also keinen Grund, sich weiter mit der schrecklichen Angelegenheit zu befassen.«
Monahan runzelte die Stirn. Offensichtlich war er ganz anderer Meinung. Doch er schwieg und nahm einen weiteren Schluck Kaffee.
Unangenehmes Schweigen trat zwischen sie, und Jaqueline schämte sich plötzlich. Vielleicht hat er ja Recht mit der Polizei ...
»Bitte verzeihen Sie, es ist nur -«
Monahan bedeutete ihr mit einer Handbewegung, dass sie sich nicht zu entschuldigen brauche. »Wenn Sie wollen, können Sie eine Weile bleiben«, sagte er versöhnlich. »Ich werde in den nächsten Wochen hier zu tun haben und nur hin und wieder zurück nach St. Thomas reiten. Das Lager meiner Männer befindet sich ebenfalls in diesem Wald. Dorthin wird auch der Proviant geliefert.«
»Sie meinen, ich darf in Ihrer Hütte wohnen?«
»Ja. Dann können Sie sich in Ruhe überlegen, wie es weitergehen soll. Ich werde nur abends hier sein und mich natürlich wie ein Gentleman benehmen. Aber wenn Sie das nicht möchten, begleite ich Sie auch gern nach St. Thomas.«
Wieder mit einem wildfremden Mann unter einem Dach wohnen?, überlegte Jaqueline. Ob ich das wagen kann? Doch welche Möglichkeiten habe ich sonst? Nicht nur meine Papiere sind bei Warwick geblieben, sondern auch mein Geld. Ein Hotel in der Stadt kommt nicht in Frage. Sind denn hier alle Männer so, dass sie sich nicht um den Anstand scheren?
»Wenn Sie sich für eine Übernachtung in der Hütte entscheiden, werde ich natürlich drüben im Stall schlafen«, erklärte Monahan, der ihr Zögern richtig zu deuten wusste. »Ich möchte Ihnen nicht zumuten, mit jemandem zu nächtigen, den Sie gar nicht kennen.«
Jaqueline blickte ihn überrascht an. Offenbar gab es doch noch Männer, die Ehre im Leib hatten.
Natürlich war ihr immer noch nicht ganz wohl dabei, hier draußen zu übernachten. Aber Monahans Angebot war immerhin anständig.
Wenn ich mich von den Strapazen der vergangenen Tage ein wenig erholt habe, werde ich mir eine Unterkunft in der Stadt suchen, sagte sie sich.
»Das ist sehr freundlich von Ihnen. Ich nehme Ihr Angebot gern an. Vielen Dank«, erklärte sie rasch, bevor Monahan es sich anders überlegen konnte.
»In Ordnung, die Hütte gehört Ihnen.«
»Wird es Ihnen denn im Stall nicht zu kalt werden?«, fragte Jaqueline ein wenig beschämt. So froh sie auch über seine Geste war, überkam sie nun doch das schlechte Gewissen. All die Umstände wegen mir!
»Keine Bange, Miss, ich bin Kummer gewöhnt. Ich werde das Bärenfell mit nach draußen nehmen. Vielleicht sollten Sie sich jetzt ein wenig hinlegen. Nach all der Aufregung sollten Sie sich ausruhen.«
Jaqueline bezweifelte, dass sie nach dem starken Kaffee Ruhe finden würde. Aber der Mann hatte Recht. Es konnte nicht schaden, sich
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