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Im Land des Roten Ahorns

Im Land des Roten Ahorns

Titel: Im Land des Roten Ahorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Bouvier
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konnte, öffnete sich hinter ihr die Tür. Als sie sich umwandte, blickte sie in das Gesicht des jungen Sekretärs, der für Petersen arbeitete.
    Eine verlegene Röte trat auf sein Gesicht, während er sich leicht verbeugte.
    »Fräulein Halstenbek, es ... es tut mir sehr leid um Ihren Vater.«
    Jaqueline rang sich ein Lächeln ab. »Danke, das ist sehr freundlich von Ihnen. Hätte Herr Petersen vielleicht Zeit für mich? Ich weiß, er wollte heute Abend zu mir kommen, aber ich ...«
    Ich habe es zu Hause nicht mehr ausgehalten, fügte sie stumm hinzu.
    »Ich werde ihm sofort Bescheid geben. Treten Sie bitte ein.«
    Während Jaqueline an dem jungen Mann vorbeischritt, blickte sie sich um.
    Die Eingangshalle hatte eine Erneuerung erfahren. Nachdem Petersen in den ersten Jahren das Mobiliar seines Vaters übernommen hatte, war nun frischer Wind in das Haus eingekehrt. Die neuen Möbel waren aus hellem Holz gefertigt, dessen Duft noch immer in der Luft hing. Unter den Füßen spürte Jaqueline den weichen Flor eines Perserteppichs, der auf den ersten Blick viel zu kostbar für ein Durchgangszimmer wirkte. Aber niemand schien etwas dagegen zu haben, dass sie mit Schuhen darauf herumtrampelte.
    »Wenn Sie bitte einen Moment Platz nehmen würden?«, fragte der Sekretär, nachdem er sie zu einer Reihe Empirestühle gelotst hatte.
    Jaqueline nickte und setzte sich. Als der Sekretär hinter einer der Türen verschwand, ließ sie den Blick durch den Warteraum schweifen. An der Wand gegenüber hing ein riesiger Ölschinken, der eine Seeschlacht zeigte. Anhand der abgebildeten Schiffe erkannte Jaqueline, dass es sich um eine Schlacht in der napoleonischen Ära handeln musste.
    Ihr Vater hatte ihr nicht nur Reisegeschichten erzählt, sondern ihr auch einiges über Schiffe beigebracht. Ihre Mutter hatte manchmal darüber gespottet und ihm scherzhaft vorgehalten, dass er aus ihrer Tochter noch einen Matrosen machen werde. Doch er hatte stets erwidert, dass dieses Wissen Jaqueline nicht schaden könne.
    Nach wenigen Minuten Wartezeit öffnete sich die Tür und zwei Männer verließen das Büro des Anwalts.
    Martin Petersen trug unter seinem schwarzen Anzug ein tadellos gestärktes Hemd und eine silbergraue Krawatte. Mit einem Handschlag verabschiedete er seinen Klienten, einen Mann in einem geckenhaften blauen Gehrock über einer schwarzen Reithose, die in blank polierten Reiterstiefeln steckte, und begleitete ihn zum Ausgang.
    Bei seiner Rückkehr wandte Petersen sich Jaqueline zu. Ein Anflug eines Lächelns lag auf seinen Lippen, doch seine Miene wurde gleich wieder ernst.
    »Fräulein Halstenbek, es tut mir so leid. Als Ihr Diener mir die Nachricht brachte, war ich entsetzt.« Der Anwalt gab ihr einen vollendeten Handkuss, bevor er hinzufügte: »Sie hätten sich nicht herbemühen müssen. Hat Christoph Ihnen nicht ausgerichtet, dass ich Sie aufsuchen wollte?«
    »Ich ... Ich hatte noch etwas anderes zu erledigen, und da ich schon mal auf dem Weg war, dachte ich mir, ich schaue bei Ihnen vorbei.« Dass sie sich nach Fahrkrogs Angriff zu Hause fürchtete, verschwieg sie ihm.
    Petersen blickte sie mitfühlend an. Die Falte zwischen seinen Augenbrauen vertiefte sich. »Gehen wir in mein Büro!«
    Gemeinsam betraten sie einen lichtdurchfluteten Raum, dessen Wände von Regalen voller Bücher und Folianten gesäumt waren. Der wuchtige Schreibtisch in der Mitte ähnelte dem von Jaquelines Vater.
    Der Anblick versetzte Jaqueline einen Stich, aber sie versagte sich, ihrer Trauer nachzugeben.
    »Wie Sie wissen, habe ich sehr gern für Ihren Vater gearbeitet«, sagte Petersen, nachdem er die Tür hinter ihnen geschlossen hatte. »Sein Tod trifft mich sehr.«
    Jaqueline rang mit den Tränen. »Vielen Dank. Mein Vater wusste Ihre Dienste zu schätzen«, brachte sie mühsam hervor.
    Martin Petersen gestattete sich und seiner Besucherin eine rücksichtsvolle Gesprächspause, bevor er fortfuhr: »Ich habe bereits begonnen, erste Unterlagen zu sichten. Eine Menge Arbeit wartet auf uns, aber gemeinsam werden wir es schaffen.«
    »Das hoffe ich.« Jaqueline zog ihr Spitzentaschentuch hervor und tupfte sich die Tränen aus den Augenwinkeln. »Der erste Gläubiger war bereits bei mir und hat sein Geld zurückgefordert. Ich weiß nicht, wie ich es machen soll ...«
    Während sie erneut in Tränen ausbrach, vertiefte sich der mitleidige Zug auf Petersens Gesicht. Am liebsten hätte er sie in seine Arme gezogen, doch das verbot ihm der

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