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Im Land des Silberfarns: Roman (German Edition)

Im Land des Silberfarns: Roman (German Edition)

Titel: Im Land des Silberfarns: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Temple
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auch nicht mehr so gut ertragen.« Er musterte sie noch einmal. »Das ist meine Geschichte, aber jetzt muss ich unbedingt wissen: Wie ist es dir ergangen? Was ist hier passiert?«
    Anne schüttelte den Kopf. »Nicht viel. Ich habe mich mit den Menschen hier angefreundet, ihre Sprache und ihre Bräuche gelernt und auf dich gewartet. Irgendwann wurde mir klar, dass ich ein Kind erwarte.«
    Sie sah seinem Gesicht an, dass er versuchte, die Möglichkeit seiner Vaterschaft zu errechnen, und legte ihm begütigend eine Hand auf den Arm. »Ja, es könnte dein Kind sein. Aber sicher wirst du dir nie sein können. Ich wünschte, es wäre anders – aber das ist die Wahrheit.«
    Er zögerte nur einen winzigen Augenblick, bevor er seinen Arm um ihre Schultern legte und sie an sich zog. »Ich werde es immer als mein Kind betrachten, da kannst du dir sicher sein. Wichtig ist mir nur, dass du und das Kind gesund seid und wir mit der Isabella weiter nach Süden fahren können.«
    Anne legte ihren Kopf an seine Schulter und atmete für einen Moment tief durch. Jetzt würde endlich alles wieder gut werden. Sie würde diesen Albtraum in diesem Ort hinter sich lassen und diesen Vormittag des Grauens vergessen. Allmählich sank um sie herum die Dämmerung herab. Und noch während sie sich in Davids Armen warm und sicher fühlte, spürte sie ein Ziehen in ihrem dicken Bauch, das sich anders als alles anfühlte, was sie jemals erlebt hatte.

EAST CAPE, 1832

    26.
    Es war tiefe Nacht. Sie drückte ihren Kopf immer wieder in das weiche Moos und biss sich auf die Lippen, um nicht laut zu schreien. Nur Sarah war an ihrer Seite – wobei sie nicht mehr tun konnte, als ihr die Hand zu halten und ihr hin und wieder mit einem feuchten Tuch über die Stirn zu wischen. David hatten sie fortgeschickt, er sollte am Strand auf Nachricht von Sarah warten. Er schien dankbar, als er sich entfernen durfte – dass seine starke Anne plötzlich stöhnte, hatte ihn erschreckt.
    Irgendwann untersuchte Sarah sie, so gut es ging, und verkündete: »Ich glaube, jetzt kann man den Kopf schon sehen!« Anne stöhnte auf, als die nächste Wehe wie eine schmerzhafte Welle über sie hinwegging.
    »Die Maori liegen bei der Geburt nicht«, erklärte Sarah vorsichtig. »Sie hocken sich hin oder stellen sich auf und umklammern dabei einen Baum. Sieh her, ungefähr so …«
    Sie zeigte Anne eine Haltung, die wenig damenhaft aussah. Anne war das egal – Hauptsache, sie wurde diesen unbarmherzigen Schmerz so schnell wie möglich los. Mühselig erhob sie sich von ihrem Lager und umklammerte den nächsten Baum, als schon die nächste Wehe ihr den Atem raubte. Und tatsächlich: Mit einem Mal spürte sie, wie sich etwas in ihrem Inneren löste und mit einer einzigen geschmeidigen Bewegung in Sarahs wartende Hände glitt. Den Bruchteil einer Sekunde schien der Himmel den Atem anzuhalten, es war nichts zu hören als das Schnaufen von Anne – und dann wurde die Stille der Nacht von einem kräftigen, durchdringenden Babyschrei durchbrochen.
    »Ein Mädchen«, stellte Sarah fest. Das Geschrei wurde lauter und fordernder. »Und wenn ich mich nicht täusche, ein gesundes und hungriges Mädchen!«
    Langsam ließ Anne sich an dem Baum nach unten gleiten. Sie scheute noch einen Moment lang den Anblick ihrer kleinen Tochter. Was, wenn sie einem der brutalen und verhassten Freier ähnelte? Endlich wagte Anne einen Blick. Und sie sah ein knallrotes Gesicht mit empört aufgerissenem Mund, der seinen Protest gegen die Welt oder auch nur die plötzliche Geburt mit aller Kraft in die Welt hinausschrie. Auf ihrem Kopf war ein gewaltiger Schopf an schwarzen Haaren zu sehen, ihre winzigen Hände ballten sich zu Fäusten, die in die Luft schlugen. Anne spürte, wie sich in ihrem Inneren ein Tor zu Gefühlen öffnete, die sie bisher nicht gekannt hatte. Sie fühlte sich diesem kleinen Wesen tief verbunden.
    Langsam streckte sie die Hände aus und nahm das kleine nackte Wesen Sarah aus den Händen. Sie fühlte den zerbrechlichen Körper und drückte ihn unendlich zärtlich an ihre Brust. Instinkiv legte das kleine Mädchen den Kopf zur Seite, erwischte einen Blusenzipfel und fing an, energisch zu saugen. Sarah lachte. »Ich fürchte, sie will etwas ganz anderes …«
    Schnell befreite Anne ihre Brust von der ohnehin nur locker sitzenden Bluse und spürte schon wenig später, wie sich weiche Lippen schmatzend um ihre Brustwarze schlossen. Für einige kostbare Augenblicke schloss sie die Augen und

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