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Im Land des Silberfarns: Roman (German Edition)

Im Land des Silberfarns: Roman (German Edition)

Titel: Im Land des Silberfarns: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Temple
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Vorabends erinnern. So ein feiner Gentleman machte sich doch nicht einfach über eine Lady her, die ihm nicht zu Willen sein wollte. Ich war einfach naiv, heute ist mir die Natur dieser sogenannten Gentlemen sehr viel vertrauter.
    Kaum war die Tür hinter uns geschlossen, drückte er mir schon ein volles Glas irgendeines Fusels in die Hand und nickte mir zu. ›Nun zier dich nicht, und zieh dich aus, Mädchen!‹, forderte er mich auf.
    ›Ausziehen? Alles?‹ Eine reichlich dämliche Frage. Obwohl … wahrscheinlich hätte es ihm gereicht, wenn ich einfach meine Röcke nach oben geschoben hätte.
    ›Sicher. Und zwar ein bisschen schnell, ich darf dich schließlich nicht für immer behalten‹, erklärte er und zog dabei auch schon sein Hemd über den Kopf. Er hatte einen weißen Wanst, und auf der weißen Haut, die neben den braunen Armen leuchtete, wuchs eine Unmenge an schwarzen Haaren. Es sah ekelig aus. Er nestelte an den Bändern seiner Hose, zögerte aber, als er bemerkte, dass ich immer noch reglos neben der Tür stand.
    ›Ausziehen!‹ Diesmal klang er richtig ungeduldig.
    Ich kippte den Fusel herunter, hoffte, dass mir das helfen würde. Stattdessen musste ich aber nur schrecklich husten. Als ich wieder zu Atem kam, hatte ich mich entschieden. Egal, was passieren würde, ich wollte diesem Mann nicht gehorchen. Ich richtete mich auf, starrte ihm in die Augen und erklärte dann: ›Nein! Sie können eine Lady schwerlich dazu zwingen, sich vor den Augen eines Mannes zu entkleiden, der nicht ihr angetrauter Ehegatte ist.‹
    Der Mann war nur für einen Augenblick überrascht. Er hob eine Augenbraue. ›Oh, er hat nicht zu viel versprochen. Es ist wirklich eine unberührte Rose!‹, lachte er laut los. Er brach doch tatsächlich in Jubel aus. Er griff nach meiner Bluse und zerrte grob daran – auch dieser Stoff gab nach, und ich stand zum zweiten Mal innerhalb weniger Stunden mit nacktem Busen da. Diesmal hatte ich wenigstens nur einen Betrachter meiner unverhüllten Formen. Er lachte noch lauter – was ich zum Anlass nahm, mit meinem Fuß weit auszuholen und ihm kräftig gegen das Schienbein zu treten. Damals reichte meine Erfahrung noch nicht so weit, dass ich wusste: Bei einem Mann muss man sehr viel höher zielen, um ihn außer Gefecht zu setzen. Der Tritt mit dem Schienbein sorgte nur für schlechte Laune.
    ›Du kleines Biest‹, knurrte er jetzt, hob blitzschnell eine Hand und versetzte mir eine schallende Ohrfeige. Noch während ich japsend an meine Wange griff und nach einer angemessenen Antwort suchte, schlug er mir auf die andere Wange und riss mir den Rock vom Leib. Ich fing an zu kreischen und um mich zu schlagen, kratzte ihm quer über die Brust und biss ihn sogar in den Arm, wenn ich mich daran recht erinnere. Er ließ sich meinen Zorn nur kurz gefallen. Dann ging er zur Tür.
    ›Jameson!‹, brüllte er nach oben. ›Komm und hilf mir, deine wilde Stute hier zu zähmen. Sie ist ja gefährlich!‹
    Ich hörte schwere Schritte auf der Treppe, Jameson hatte offensichtlich oben darauf gewartet, ob ich meine Seite seines Geschäfts ordentlich erfüllte. Er kam herein, stellte keine Fragen, riss mich einfach auf das Bett, drehte mich auf den Rücken und setzte sich schließlich auf meine nach oben verdrehten Arme. Ich konnte mich nicht mehr rühren, musste befürchten, dass er mir jeden Augenblick einen Arm auskugeln würde – jede Bewegung schmerzte höllisch.
    Jameson lachte, so wie nur jemand lachen kann, der sich an der Wehrlosigkeit eines anderen erfreut. ›Genieß den Anblick, alter Freund. So ruhig liegt sie nur für dich. Und dann lass dir Zeit. Keine Sorge, ich mache die Augen zu. Stell dir vor, dass ich einfach nicht da bin.‹
    Und so geschah es. Jetzt brauchte dieser Kapitän nur noch wenig Kraft, um mir die Beine auseinanderzuschieben. Den Rest kann sich sogar ein Missionar wie Ihr vorstellen, denke ich. An diesem hellen, sonnigen Vormittag im Paradies starben meine Kleinmädchenträume und meine Hoffnungen auf ein glückliches Leben einfach ab. Sie wurden getötet von Männern, denen es egal war, was sie zerstörten, wenn es nur ihrem Spaß und ihrer Lust diente. Irgendwann verließ Jameson den Raum, der Walfänger benutzte mich noch für den Rest des Tages nach seinem Belieben und brachte mich erst in der Dämmerung zurück. Hier warteten schon alle anderen, die am Vortag bei dem großen Bieterwettstreit nicht gewonnen hatten. Sie hatten sich Zweit- und Drittrechte gesichert.

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