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Im Land des Silberfarns: Roman (German Edition)

Im Land des Silberfarns: Roman (German Edition)

Titel: Im Land des Silberfarns: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Temple
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Schiffseigner verkörpern sollte. Sie brannte.
    Anne war fassungslos angesichts dieser unglaublichen Dummheit. Nach den Monaten, die sie inzwischen an Bord von Schiffen zugebracht hatte, wusste sie, dass ein erfahrener Kapitän nur eine Sache wirklich fürchtete: offenes Feuer. Wenn ein Schiff erst einmal Feuer fing, dann war es in der Regel nicht mehr zu retten. Obwohl es ständig im Wasser lag, war das geteerte Holz ein leichtes Opfer der Flammen.
    Eine kräftige Bö fachte das Feuer in der Strohpuppe noch weiter an. Anne warf einen Blick in Richtung des Horizonts und musste noch einmal tief durchatmen. »David, ein Sturm kommt auf.«
    Wilcox sah nur kurz zum Horizont, dann wieder auf seine entfesselte Mannschaft. »In jeder Beziehung, mein Liebling.« Seine Stimme klang gepresst, so wie ein Mann unter Druck sich anhören muss. Erst jetzt endeckte der Erste der Matrosen den Kapitän und Schiffseigentümer in der Tür.
    »Da ist er!«, schrien sie. »Knüpft ihn auf!« Ein letzter Rest Respekt hielt sie davon ab, sich nicht sofort auf Wilcox zu stürzen. Und der nutzte diesen kurzen Moment des Zögerns, um einen Schritt nach hinten zu machen, die schwere Tür zur Kabine hinter sich zuzuwerfen und den Riegel vorzulegen. Er drehte sich zu Anne um und hob hilflos die Hände. »Wir können nur hoffen, dass der Sturm sie dazu zwingt, mich wieder an das Ruder zu lassen. Für so eine Gefahr ist kein Einziger von ihnen ausgebildet, sie können mit einem Southerly nicht umgehen.«
    Southerly, so nannte man hier in Neuseeland diese plötzlichen starken Stürme, die vom Süden her aus der Antarktis auftauchten und immer für verheerende Zerstörung und frostige Kälte sorgten. In Kororareka waren sie selten gewesen, Anne hatte überhaupt erst zweimal einen solchen Southerly miterlebt. Doch mit jeder Meile, die sie weiter in den Süden gesegelt waren, war die Wahrscheinlichkeit für diese Art Stürme gestiegen. Sie hatte erst vor wenigen Augenblicken das dunkle Band am Horizont entdeckt – aber bestimmt war jetzt bereits der halbe Himmel mit den schweren schwarzen Wolken bedeckt. Sie spürte unter ihren Füßen, wie das Schiff bebte, als eine kräftige Bö in die Segel fuhr.
    »Sie müssen die Hauptsegel reffen«, murmelte Wilcox, der sie jetzt fest in seine Arme geschlossen hatte. »Wenigstens das müssen die Idioten doch hinkriegen.« Er ließ Anne für einen Moment los, um aus dem Fenster zu schauen. Kopfschüttelnd sah er auf die See, die jetzt schon mit Schaumkronen verziert war und eine bösartige schiefergraue Farbe angenommen hatte. Das Schiff legte sich bedrohlich zur Seite. Wilcox schüttelte den Kopf. »Ich fürchte, sie haben nicht daran gedacht!«
    »Feurio!« Der Schrei vom Vorderdeck verriet ihnen, was passiert war.
    Jetzt hielt Wilcox nichts mehr in seiner Kabine. »Die lassen das Schiff noch untergehen«, rief er. »Und halten sich dann immer noch für die genialen Seeleute, die sie leider niemals waren.«
    Er riss den Riegel auf und rannte aufs Deck. Ihm bot sich das reine Chaos. Ein Teil der Seeleute rannte kopflos hin und her, ohne dass ein Plan oder ein Ziel hinter der Rennerei erkennbar war. Andere trugen Eimer und wollten den Brand löschen, der in der Nähe der Reling ausgebrochen war. Hier hatte sich die Wilcox-Strohpuppe in ein paar Tauen verfangen, die bereits lichterloh brannten. Dazu war der Himmel inzwischen tiefschwarz, der Wind pfiff über den Ozean und traf mit voller Kraft auf die Segel, von denen natürlich noch kein Einziges eingeholt worden war. Wie ein Blitz traf Anne, die Wilcox vorsichtig gefolgt war, die Erkenntnis, dass sie in wirklich ernster Gefahr waren. Sie warf einen abschätzenden Blick in Richtung des Ufers. Konnte man diese Strecke während eines Sturms schwimmen? Zu ihrer Überraschung war das Ufer näher, als es während der letzten zwei Tage jemals gewesen war. Und der Strand war nicht etwa leer – sondern von Dutzenden von Gestalten bevölkert, die alle gespannt zu ihrem Schiff herübersahen. Was hatte dieser Schreihals gemeint? »Ich habe mit Oao… alles klargemacht.« War das der Name dieses Maoristammes auf dem Strand?
    Das Schiff legte sich bedrohlich auf die Seite, als die Wucht des Sturmes noch weiter zunahm. Wilcox stürzte zum Ruder und brüllte aus voller Lunge: »Die Segel reffen! Holt die Segel ein, und wenn es das Letzte ist, was ihr tut!« Keiner achtete darauf. Stattdessen nahm einer der Seeleute ein Stück Tau in die Hand und näherte sich Wilcox von

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