im Landschulheim
Mädchen fertig. Es waren drei, die eigentlich freihatten, aber sie halfen natürlich.
Frau Wagner beschloss, für den Abend eine Milchsuppe zu kochen, das tat die Hausmutter öfter, und es war schließlich ein Kinderspiel ... dachte sie. Es wurde ein Katastrophe.
Sie stellte eine Kanne voll Milch, Mehl, Salz und Zucker bereit. Wie viel Mehl auf wie viel Milch? Im Kochbuch stand kein Rezept für Milchsuppen - es war eben ganz einfach.
Sie rührte Mehl in einem Teil kalter Milch an. Es gab ein paar Klumpen, doch die würden beim Kochen gewiss vergehen. Als die Milch kochte, schüttete sie die Mehlsoße hinein. Die Klumpen vergingen nicht, sondern das Ganze wurde ein zäher Brei. Den würden die Kinder gewiss nicht essen, es musste Milch hinzu! Der große Topf reichte nicht aus. Sie füllte etwas von dem Brei in eine Schüssel ab und goss Milch in den Topf. Nun war die Suppe wieder zu dünn! Aber von dem Brei konnte sie auch nichts mehr dazugeben, der war noch zäher geworden. Außerdem roch es verdächtig nach Anbrennen.
Frau Wagner räumte eilig alles beiseite, ehe die Mädchen wieder in die Küche kamen, und gab als Abendmahlzeit warme Milch und die beiden Hefezöpfe, die die Hausmutter am Abend vorher gebacken hatte. Sie waren eigentlich für den Sonntag bestimmt, aber Not kennt kein Gebot!
Der erste Tag war überstanden und am andern Morgen brachte Rosel ihre Tante zum Helfen mit. Frau Wagner hätte am liebsten beide umarmt. Von da ab klappte es wieder mit dem Essen.
Unerwartete Gäste
Ausgerechnet am nächsten Tag aber gab es eine neue Aufregung in der Pferdeburg.
Frau Wagner war als Erste aufgestanden. Sie ahnte ja noch nichts von der Hilfe, die Rosel mitbrachte, und wollte beizeiten gerüstet sein. Das Milchauto musste bald kommen. Sie schloss die Haustür auf.
Die leere Milchkanne vom Tag vorher stand schon draußen. Und daneben schlief ein Junge von vielleicht neun Jahren an den Rücken eines großen Schäferhundes gelehnt, der auch zu schlafen schien. Aber er hob den Kopf, als er jemanden kommen hörte.
„Nanu, wen haben wir denn da?“, fragte Frau Wagner.
Der Junge hörte nicht und wachte erst auf, als sie ihn leicht an der Schulter rüttelte. „Ja, was ist denn?“, fragte er verschlafen.
„Wer bist du? Und wo kommst du her?“
Mit einem Mal war der Junge hellwach. „Ist dies die Pferdeburg?“
„Ja, das ist sie.“
„Dahin will ich.“
„Und warum?“
„Wegen Senta.“ Der Schäferhund wandte den Kopf zu dem Jungen, stand auf und streckte sich. Es war eine schöne Hündin mit klugen Augen und mit auffallend hellem Fell.
Frau Wagner sah die beiden an. Ein bisschen struppig waren sie wohl, aber gewiss nur von der letzten Nacht, in der sie anscheinend herumgestrolcht waren.
„Na, kommt erst mal rein. Ihr habt sicher Hunger. Danach erzählst du mir, weshalb ihr gekommen seid.“ In der Tür drehte sie sich zu den zwei unerwarteten Gästen um, die ihr langsam folgten. „Wie heißt du eigentlich?“, fragte sie den Jungen.
Der zögerte einen Augenblick, dann sagte er: „Pitt.“
Na, wenn das stimmt, bin ich Rumpelstilzchen!, dachte Frau Wagner. Sie sah gerade die Zwillinge die Treppe herunterkommen und rief ihnen zu: „Hanni und Nanni, hier sind zwei Gäste, Pitt und Senta, die müssen ein bisschen ausruhen und sich satt essen. Und Pitt soll sich erst mal waschen. Bitte sorgt für die zwei.“
Der Junge war bestimmt sehr müde. Aber als er die Zwillinge vor sich sah, kullerten ihm doch die Augen beinahe aus dem Kopf, und er platzte heraus: „Wo jibt‘s denn sowat! Detselbe Meechen zweemal!“
„Bist du ein Berliner?“, fragte Hanni sofort.
„Nee, nee“, sagte der kleine Bursche erschrocken, „det ... das mache ich bloß manchmal, dass ich so rede.“
Hanni und Nanni sahen sich an.
„Und woher kommst du wirklich?“
„Aus dem Zug. Von der nächsten Station.“
„Von Wendelkirchen etwa? Seid ihr von dort hergelaufen, du und dein Hund?“
„So ungefähr. Aber nun sind wir hungrig.“
„Also komm. Wir fragen dich nicht weiter aus“, versicherte Nanni.
Pitt brummelte etwas wie: „Det will ick hoffen.“
Es war noch früh am Morgen, der Essraum war leer. Hanni holte einen Becher und einen Teller aus dem Schrank. Nanni sauste in die Küche und brachte Milch und Brote für Pitt. Frau Wagner erschien gerade aus dem Nebenraum mit einer gewaltigen Schüssel Milch-Mehl-Pamps. „Der Hund muss ja auch etwas bekommen“, sagte sie zu Nanni. Die guckte sie schief
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