Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Leben wird dir nichts geschenkt.

Im Leben wird dir nichts geschenkt.

Titel: Im Leben wird dir nichts geschenkt. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Nielsen
Vom Netzwerk:
Zustimmung, die Einladung anzunehmen. Sie kamen überein, dass ich in der nächsten Woche zu Probeaufnahmen in die Agentur kommen würde.
    »Wenn du es machen möchtest«, sagte Dad, »solltest du es, denke ich, tun.« Die Sache war abgemacht.
    Jan war ganz aus dem Häuschen, als er hörte, dass seine Schwester möglicherweise eine Tür in die Welt des Laufstegs öffnete. Ich bin mir nicht sicher, ob er dabei nur an mich dachte oder, zwei Jahre jünger und mitten in der Pubertät, auch daran interessiert war, einen Schimmer des Rampenlichts abzubekommen und jede Menge schöne Mädchen kennenzulernen, mit denen seine große Schwester sich anfreundete.
    Nur in Begleitung meiner Mum und einem ganzen Schwarm Schmetterlingen im Bauch saß ich auf dem Weg zu Copenhagen Models im Bus. Sie machten eine Reihe Schwarzweiß-Polaroid-Bilder, und ich musste endlos viele Formulare ausfüllen. Danach blieb mir nichts anderes übrig, als zu warten. Trice Thomsen schrieb, sie könne nichts versprechen, doch sie würde alles für mich tun. »Sie haben den perfekten Körper«, erklärte sie, »aber die Tatsache, dass Sie toll aussehen, heißt noch lange nicht, dass sie auf Fotos gut rüberkommen. Aber ich bin mir sicher, dass Sie es in sich haben.«
    Sie sollte recht behalten. Es ging unglaublich schnell los. Schon bald folgten weitere Profiaufnahmen, und schon zwei Wochen nach jener Begegnung auf dem Gr å br ø dretorv wurde mir das erste Engagement angeboten. Die Ereignisse überschlugen sich. Ich hatte diese ersten Polaroids gesehen und gefunden, dass ich darauf einfach nur lächerlich aussah. Ich weiß auch nicht, was ich erwartet hatte. Vielleicht hatte ich gedacht, ich würde in dieses potenzielle Model verwandelt, das Marianne Diers in mir gesehen hatte, doch auch wenn die Testfotos professioneller aussahen, trug ich dieselben alten Kleider wie immer und hatte dasselbe alte Gesicht. Wer würde das haben wollen?
    Wie sich zeigte, wollte es Everything for Women haben. Das war ein dänisches Lifestyle-Magazin mit Interviews und einem Modeteil. Mithilfe eines fantastischen schwedischen Fotografen namens Steen Andersson sollte ich schon bald eines ihrer wichtigsten Models werden. Meine Mutter kam mit zum ersten Fototermin, und ich hätte so gerne ihre Hand gehalten, auch wenn ich wusste, dass sich so etwas jetzt, wo ich ein richtiges Model war, verbot. Doch die anderen Mädchen waren so schön: Sie waren so entspannt und wussten als echte Profis, was sie zu tun hatten. Ich sah ihnen an, dass sie genau wussten, wie atemberaubend sie waren. Ich dagegen hatte keine Ahnung, was ich zu tun und zu lassen hatte, und fühlte mich neben ihnen so hässlich, dass ich immer noch damit rechnete, dass mich jemand zur Seite nahm, um mir zu sagen, das sei alles ein Missverständnis gewesen.
    Wie alle anderen auch war ich selbst für mein Make-up zuständig – nur die absoluten Spitzenmodels konnten eine Stylistin und eine Visagistin verlangen. Aber ich hatte keine Übung. Ich hatte keine Freundinnen, mit denen ich üben konnte, und ich hatte nie damit gerechnet, dass dieser Teil im Leben einer Frau für mich vorgesehen war. Während andere Mädchen miteinander Kleider anprobierten, war ich draußen bei den Pferden oder träumte irgendwo draußen in der Natur vor mich hin, und so hatte ich von alledem keine Ahnung.
    Die anderen Models kamen mit riesigen, vollgestopften Taschen, ich hatte nur Eyeliner und Lippenstift dabei. Mit blieb nichts anderes übrig, als ihnen genau zuzusehen und es ihnen, so gut ich konnte, nachzumachen. Das Ergebnis sah eher danach aus, als hätte eine Dreijährige in den Toilettenartikeln ihrer Mutter gewütet. So wie ich es meiner Mum abgeguckt hatte, trug ich Lippenstift auf meine Wangen auf, doch ich sah damit nur aus, als würde ich mich als Zombie-Statist in einem Horrorfilm bewerben. Es war katastrophal. Auch wenn alle darüber lachten, waren die anderen Models wirklich hilfreich. Sie korrigierten meine Technik, gaben mir Rat und zeigten mir, wie man mit der Schminke umgeht.
    Das erste Shooting fand an den Seen in Kopenhagen statt, und es war eiskalt. Ich trug eine dünne Bluse des Designers Ivan Grundahl und hatte nasses Haar. Zuerst fror ich so, dass ich dachte, ich hole mir den Tod, doch dann vergaß ich die Kälte über der Aufregung und allem, was so verwirrend neu für mich war. Als wir die letzten Bilder in Steens Atelier schossen, wärmte ich mich auf und fühlte mich schon ein wenig selbstbewusster. Das Licht

Weitere Kostenlose Bücher