Im Leben wird dir nichts geschenkt.
einfach und ehrlich. Reiten kann, wenn man es darauf anlegt, technisch eine ziemliche Herausforderung sein, doch letztlich geht es darum, dich mit allen Teilen deines Körpers im Rhythmus des Pferdes zu bewegen. Es war kein Sport, sondern eine Möglichkeit, mit diesem schönen Geschöpf eins zu werden.
Ich hörte mit den regelmäßigen Ausritten erst auf, nachdem das Modeln begann – und als ich später in Red Sonja neben Arnold Schwarzenegger die Hauptrolle bekam, erwies sich meine Übung als nützlich, denn wir drehten so viele Szenen zu Pferde, dass ich ohne meine Erfahrung dumm dagestanden hätte. Ich fing wieder damit an, als ich Sylvester Stallone heiratete und wir zusammen mit anderen Pferdenarren in Hollywood anfingen, Ghallen-Polo zu spielen. Als ich später mit dem Football-Spieler Mark Gastineau liiert war, besaß ich wieder ein eigenes Pferd. Mark war auf einer Ranch geboren und mit Pferden aufgewachsen. Ich lernte, ungesattelt und mit Westernsattel zu reiten und versuchte mich im Kälberfangen. Derzeit fehlt mir die Zeit zum Reiten, aber es ist für mich immer noch eine Art Therapie, so wie für andere ein Spaziergang oder Kochen. Ich liebe die Nähe von Pferden; ihr beruhigender Herzschlag macht mich glücklicher – es ist bestimmt nur eine Frage der Zeit, bis ich wieder ein eigenes Tier habe. Den Traum gebe ich nie auf. Ich würde liebend gerne zusammen mit Mattia außerhalb von London auf dem Land leben, mit eigenen Hühnern, Schweinen und einem Pony – es geht nichts über den Geruch von Heu und die neugierigen Nüstern eines Pferdes.
KAPITEL VIER
EINE GIRAFFE IN DESIGNERKLEIDERN
M ein erster Gedanke war: Diese Frau muss Susanne meinen. Sie hat zwar mich angestupst, aber ich kann unmöglich gemeint sein. Sie wissen, wie das ist, wenn Sie irgendwo zwei Mädchen zusammen sehen, und das eine ist immer schön, das andere hässlich? So waren im Prinzip die Rollen zwischen Susanne und mir verteilt. Ich war die Freundin des schönen Mädchens, und wir hatten uns immer gut verstanden. Ich rechnete auch nie damit, es könnte irgendwann einmal anders sein. Fast reflexartig trat ich zurück, damit Susanne mit der Frau sprechen konnte, die uns angehalten hatte.
Ich schätzte sie auf etwa dreißig, und sie lächelte immer noch. »Nein, nein, ich meine Sie«, und sie sah mir direkt ins Gesicht. »Ich heiße Marianne Diers, und ich bin Talentscout für die Agenturen Copenhagen Models und Elite. Hätten Sie Lust, Model zu sein?«
Es war eine einfache Frage, doch ich sollte vielleicht zuerst ein wenig von meinem Verhältnis zu meinem Körper erzählen. Wir hatten uns nie besonders gut verstanden. Ich hasste mein Aussehen, und ich hätte alles getan, um mich unsichtbar zu machen. Die meisten meiner Altersgenossen schienen diese Meinung zu teilen. Ich gab mir in der Schule Mühe, da ich davon überzeugt war, dass ich nur mit meinen inneren Werten durchs Leben kommen würde. Der Spitzname Giraffe tat wirklich weh, aber ich glaubte ihnen und hatte irgendwie das Gefühl, als sei es meine Schuld, dass ich als ein so großes Wesen durchs Leben ging. Mit elf Jahren war ich größer als meine Lehrerin, und um das zu kaschieren, ging ich ein wenig gebückt.
Etwa um die gleiche Zeit stellten meine Eltern fest, dass meine Wirbelsäule sich verkrümmte, und die Ärzte diagnostizierten, dass ich an Skoliose litt. In diesem Zusammenhang wiesen sie außerdem darauf hin, dass eins meiner Beine kürzer als das andere war. Die Krankheit war schmerzhaft, und wenn sie nicht schon in der Kindheit richtig behandelt wird, kann sie beim Erwachsenen zu Problemen führen. Über ein Jahr lang trug ich ein spezielles Korsett, eine Orthese, was mir allerdings nichts ausmachte, weil ich es unter meinen normalen Sachen anhatte.
Doch die Ärzte sagten, ich müsste auch besondere orthopädische Schuhe tragen, um den Längenunterschied zwischen meinen Beinen auszugleichen, aber an dem Punkt rebellierte ich. Ich trug diese widerwärtigen Schuhe zwei Tage lang und nie wieder. Ich hatte bereits das Korsett, eine Zahnspange und ging wegen meiner Größe möglichst gebeugt. Ich fühlte mich wie eine Missgeburt. Jeden Freitag musste ich zur Physiotherapie, bis die Ärzte endlich zu dem Schluss kamen, dass sie das gewünschte Ergebnis so nicht erzielen würden. Sie wollten ein Stück von meinem Knie entfernen, warnten allerdings, der Eingriff berge das fünfzigprozentige Risiko, dass ich ein für immer steifes Bein zurückbehalten würde. Gott sei
Weitere Kostenlose Bücher