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Im Leben wird dir nichts geschenkt.

Im Leben wird dir nichts geschenkt.

Titel: Im Leben wird dir nichts geschenkt. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Nielsen
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unverhohlene Aggression. Ich fragte mich, was mit mir nicht stimmte: Ich bekam kein einziges Engagement. Bis dahin boten Kataloge sichere Ersatzjobs, doch selbst deren Agenturen sahen mich plötzlich an, als sei ich durch die falsche Tür hereingekommen. Schon nach wenigen Wochen weinte ich mich wieder in den Schlaf. Ich träumte immer noch davon, dass mein schöner Prinz eines Tages angeritten kommt und mich erlöst – doch in diesen Tagen sprach er nicht mehr Französisch. Die Erschöpfung und Depressionen äußerten sich in physischen Symptomen. Ich bekam Haarausfall und Lippenbläschen, was bei den wenigen Castings, zu denen ich noch eingeladen wurde, nicht gerade hilfreich war.
    Paris gab mir das Gefühl, allen nur die Zeit zu stehlen. In dem Maße, wie man mir versprochen hatte, ich würde ein Superstar, wurde ich zum totalen Flop. Dabei summierten sich mit jedem Tag, der verging, die Rechnungen für die Model-Agentur. Was für ein Fiasko, was für eine Enttäuschung!
    »Aber du hast hier in Paris doch gerade erst anfangen, Gitte. Kein Model bekommt gleich Arbeit, kaum, dass es angekommen ist. Kopf hoch – das wird schon.« Das war Monique, die Direktorin von Elite in Paris. Sie versuchte, mir Mut zu machen. Monique war für einige der schönsten Models der Welt so etwas wie eine Mutterhenne gewesen, doch die waren irgendwo da draußen und verdienten einen Haufen Geld. Nachdem ich zwei Monate lang absolut nichts verdient hatte, war ich bereit, meine Sachen zu packen und heimzufahren. Ich war am Ende. Zusammen mit meiner Energie hatte ich auch das Interesse verloren. Ich hatte Heimweh. Offenbar war ich eben für die Modewelt nicht geschaffen. Ich war das, was ich schon ein Leben lang gewesen war – ein Knochengestell, das da einfach nichts verloren hatte. Die Agentur versuchte, mich aufzurichten – außerdem wollten sie nicht, dass ihre Investition nach Dänemark verschwand.
    Monique rief John Casablanca in New York an. »Du wirst schon sehen – sie wird ein Superstar. Ich habe ihre Bilder gesehen«, sagte er. »Vielleicht müssen wir sie einfach nur woanders aufbauen.« Er plante ohnehin gerade, nach Paris zu kommen, und er versprach, sich über neue Pläne Gedanken zu machen.
    Bereits am nächsten Tag wurde ich zu einem persönlichen Gespräch mit John eingeladen. Er war der Meinung, dass ich in Italien mit seinen progressiveren Designern besser aufgehoben sei. »Wie wär’s, wenn Sie noch heute Ihre Sachen packen?«, sagte er. »Wir können noch heute Abend fliegen.« Es folgten noch ein paar beiläufige Hinweise, wie ich meine Chancen verbessern könnte, die aus seinem Mund eher wie Anweisungen klangen.
    »Arbeiten Sie an Ihrem Look. Sie haben ein großartiges Gesicht, aber wir müssen daran arbeiten … Schneiden Sie sich die Haare kurz, kaufen Sie sich neue Sachen, andere Schuhe …« Er händigte mir zweitausend Dollar aus. So viel dazu. In diesem Moment wurde alles anders – für mich persönlich wie auch für meine Karriere.
    Ich ließ mir die Haare zu einer Pagenfrisur schneiden und hellblond färben und hatte damit mein Markenzeichen.
    Noch am selben Tag flogen wir in Paris ab, und John stellte mich seiner Agentur in Mailand vor, wobei er keinen Zweifel daran ließ, dass sie mich respektieren und hart für mich arbeiten sollten. Dann ließ er seine sämtlichen Beziehungen in Italien spielen und machte den Leuten klar, dass dieses neue Mädchen in der Stadt noch von sich reden machen würde. Diese Nacht verbrachten wir zusammen im Hotel. Ich entsinne mich noch, wie ich dachte, John sei so alt – ich meine, für mich mit meinen siebzehn Jahren schien er mir uralt. Ich konnte nicht einmal fließend Englisch und hatte in Dänemark einen Freund. Doch an diesem Punkt kam für meine Laufbahn die entscheidende Wendung.
    Plötzlich waren alle verrückt nach meinem skandinavischen Gesicht und meinen kurzen Haaren, ich war plötzlich überall der neue Trend. In den Achtzigern gehörte der Mailänder Designer Luciano Soprani zu den Größten. Inzwischen lebt er nicht mehr, doch damals arbeitete er für Max Mara, Heliette, Basile, Nazareno und Gabrielli, den führenden Leuten in der italienischen Mode. Luciano nahm mich unter Vertrag, als er gerade der Chef-Designer für Gucci war, und er war verrückt nach mir. Und da er verrückt nach mir war, wollten mich auch alle anderen. Die Assistenten bei der Model-Agentur kamen kaum noch nach – Giorgio Armani und Gianni Versace … alle verlangten nach mir. Zu

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