Im Leben wird dir nichts geschenkt.
den Fotoshootings flog ich mit dem Privatjet an exotische Schauplätze, und es konnte durchaus passieren, dass ich morgens mit Mick Jagger zum Brunch verabredet war und noch am selben Tag mit Prinz Albert von Monaco zum Tee zusammenkam. Ich kam richtig groß raus. Und das mit gerade mal siebzehn Jahren.
Wenn man im Model-Geschäft schnell etwas wird, dann richtig rasant. Es wurde alles immer größer, besser. Es war anstrengend, mir alles einzuprägen, doch ich gab mir redlich Mühe, da gerade mein Traum in Erfüllung ging und alles gleichzeitig passierte. Im Prinzip lief alles gut, es machte richtig Spaß. Ich lernte fantastische Leute kennen und gewöhnte mich schnell an den VIP-Lifestyle. Dafür war mir, wenn etwas schief ging, gleich sterbenselend.
Und das geschah 1981. Seitdem bin ich empfindlich gegen Lärmbelästigung. Selbst ein so harmloses Geräusch wie das von einem Boiler kann mich erschrecken, und vor Feuerwerken zu Silvester ergreife ich die Flucht. Die Dinge nahmen ihren Anfang mit einer scheinbar harmlosen, doch vielversprechenden Werbekampagne für Fila-Bikinis auf den wunderschönen Seychellen im Indischen Ozean vor der Ostküste von Afrika. Ich freute mich riesig, dass sie mich genommen hatten.
Zusammen mit vier anderen Models flog ich von Mailand aus direkt zur Insel Mahe. Wir wurden zu einem traumhaften Badeort auf der anderen Seite geflogen. Eine Delegation von Fila begrüßte uns, und wir fünf Bikini-Models wurden wie Rockstars begrüßt. Wir hatten zwei Tage zum Entspannen, um Cocktails zu trinken und – gemäß ausdrücklicher Anweisung – uns zu sonnen, damit wir ein bisschen Farbe bekamen. Alles sprach für einen angenehmen, erfolgreichen Auftritt.
Eins der anderen Models warnte mich und Nickie, eine Amerikanerin, die wie ich sehr hellhäutig war, dafür zu sorgen, dass wir nicht zu viel Sonne abbekamen. Und was tat ich natürlich? Cocktails … Sonne … Klatsch über Jungen … jede Menge Spaß. Ich war ein naives dänisches Mädchen mit einem tollen Körper in einem Fünf-Sterne-Hotel, und ich sog alles in mich auf. Nach den zwei Tagen hatte ich Sonnenbrand. Der Fotograf flippte aus.
»Es wird Zeit für die Arbeit, tun Sie was dagegen! Besorgen Sie sich eine Creme oder so«, sagte er. »Wir fangen morgen früh an.« Ich war zu jung für einen dänischen Führerschein, und Nickie sagte, sie würde mich fahren. Der Fotograf sagte, wir sollten den Hotel-Jeep nehmen, da die Seychellen damals noch nicht viel Infrastruktur besaßen. Auf der ganzen Insel gab es gerade mal drei richtige Ferienorte, und die nächsten Geschäfte, die etwas taugten, lagen an der entgegengesetzten Küste.
Für mich war in meinem Alter schon die Fahrt im Jeep ein Abenteuer. Da es nur eine einzige richtige geteerte Straße gab und wir darauf erneut am Flughafen vorbeikamen, konnten wir uns nicht verirren. Als wir darauf zukamen, passierten wir einen Lkw mit Einheimischen. Sie schrien alle etwas auf Französisch – da die Seychellen unter französischer Hoheit gestanden hatten. Während meines unglücklichen Aufenthalts in Paris hatte ich nur wenig Französisch gelernt und nicht die geringste Ahnung, was sie zu uns sagten, doch dass sie nicht glücklich waren, wurde klar. Als ignorantes junges Ding mitten im Paradies fand ich ihr Benehmen unbegründet. »Wie kann man an einem so schönen Ort so aufgebracht sein«, sagte ich zu Nickie. Sie war gerade damit beschäftigt, unweit des Flughafens zu tanken und damit die vielleicht einzige Gelegenheit zu nutzen, bevor wir zum Einkaufen weiterfuhren.
Während Nickie bezahlte, kamen zwei Männer auf uns zu. Sie waren beide weiß, was auf der Insel an sich schon ungewöhnlich genug war. Noch unheilverheißender war die Tatsache, dass sie verschwitzt und eindeutig gereizt waren – und dass jeder von ihnen ein Maschinengewehr bei sich trug. Ein großes Maschinengewehr. Nickie und ich tauschten einen Blick, bevor wir es mit Lächeln und einem netten »Hi, wie geht’s?« versuchten, während wir unsere Angst nicht verbergen konnten. Diese Kerle trugen keine Uniform, sie waren eindeutig keine Polizisten, geschweige denn reguläre Soldaten. Wir schafften es, ihnen etwas auf Englisch zu entlocken. Es hatte einen Staatsstreich gegeben. Später erfuhr ich, dass der Präsident der Seychellen, France-Albert René, eine sozialistische Regierung ausgerufen und damit den Putsch ausgelöst hatte.
»Sie haben sehr wenig Zeit«, sagten sie. »Sehen Sie diese Tür dort? Sie deuteten
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